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Dienstag, 20. Mai 2014 12:03 Uhr

Bürgermeisterwahl in Holzminden: Interview mit Amtsinhaber Jürgen Daul Bürgermeisterwahl in Holzminden: Interview mit Amtsinhaber Jürgen Daul

Holzminden (rb). Am kommenden Sonntag finden in Holzminden nicht nur die Europawahlen statt, sondern die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Holzminden können auch über ihr Stadtoberhaupt wieder neu entscheiden. Es sind Bürgermeisterwahlen! Doch wofür stehen die Kandidaten überhaupt? Was wollen sie für die Bildung tun, wie wollen sie die Wirtschaft stärken, Arbeitsplätze sichern und die Infrastruktur ausbauen? Hierüber sowie über seine bisherige Amtszeit und seine weiteren Ambitionen sprach die Weser-Ith News mit dem derzeitigen Amtsinhaber Jürgen Daul, der auch für eine weitere Amtszeit in der Kreisstadt kandidiert. Lesen Sie im zweiten Teil das Gespräch mit seiner Herausforderin, Marlies Grebe, und bilden Sie sich selber eine Meinung, um entscheiden zu können, wem Sie Sonntag ihre Stimme geben.

Herr Daul, wie beurteilen Sie den laufenden Bürgermeisterwahlkampf?

„Die jetzige Zeit sollte sinnvoll und fair dazu genutzt werden, sich fachlich kompetent und sachlich fundiert auf das Amt des Bürgermeisters zu bewerben. Hierbei handelt es sich nicht um ein politisches Mandat, sondern um ein Amt, das durch die Leitung der Verwaltung mit über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geprägt wird. Auf dieser Basis werbe ich um die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger.“

Auf welche Leistungen der vergangen Amtsperiode sind Sie besonders stolz?

„Als eine besondere Leistung empfinde ich es, dass die Stadt Holzminden während meiner Amtszeit keinen Cent Schulden aufgenommen hat – ganz im Gegenteil sogar knapp 4 Millionen € Schulden konnten getilgt und gleichzeitig auch finanziell anspruchsvolle Projekte umgesetzt werden. Ich denke hier z. B. an die Sanierung des Freibades für über 2 Millionen € sowie dem Bau des Kindergartens Bahnhofstraße und des Kreisels Bülte mit je 1,2 und 0,6 Millionen €. Ein ganz besonders wichtiges Anliegen ist dabei für mich die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt, weil letztlich sie die Grundlage für die Gestaltungsmöglichkeiten für alle kommunalen  Bereiche bildet. Und hier können wir einen beeindruckend positiven Trend feststellen. Lag  die Summe der Investitionen seitens der Wirtschaft in den Standort Holzminden zu Beginn meiner Amtszeit im einstelligen Millionenbereich, so hat sich dieser Wert in den letzten Jahren auf durchschnittlich 25 Millionen je Jahr gesteigert und wird in diesem Jahr voraussichtlich die 40 Millionen € Grenze überschreiten. In diesem Zusammenhang ist auf eine weitere positive Entwicklung hinzuweisen. Entgegen dem allgemeinen Trend des Bevölkerungsschwunds steigt die Zahl der Einwohner unserer Stadt, einschließlich eines deutlichen Anstiegs der Geburtenrate. Drei weitere Themen liegen mir darüber hinaus als Bürgermeister besonders am Herzen: 1.) die Familienfreundlichkeit 2.) die gesellschaftliche Teilhabe und 3.) die Würdigung des Ehrenamtes.“

Schön und gut, aber was bedeutet das konkret?

„Um diese Ziele zu erreichen, wurden von mir unter anderem folgende Ideen/Projekte dem Rat vorgeschlagen und umgesetzt: Einführung der Nachmittagsbetreuung an allen Grundschulen, Bau eines neuen Kindergartens in der Bahnhofstraße, Erweiterung der Betreuungsmöglichkeiten von Schulkindern in den Ferien, konsequente Fortführung der baulichen Modernisierung der Kindertagesstätten, elternfreundliche Betreuungszeiten in den Kitas, Schaffung von Plätzen für Jugendliche, Gründung und Bildung eines Kinderforums sowie eines Seniorenrates. Die besonderen und vielfältigen Leistungen des Ehrenamtes kann man nicht hoch genug anerkennen. Deshalb freue ich mich über jede Gelegenheit, das Engagement  eines Vereins oder einer Initiative als Vertreter der Stadt besonders würdigen zu können.“

Sie stellen immer wieder Ihre parteiunabhängig heraus – welche Bedeutung hat sie für ihre tägliche Arbeit?

„Ich halte einen parteiunabhängigen  Bürgermeister und damit einen unparteiischen Leiter des Rathauses für unabdingbar. Ich bin niemanden verpflichtet, ich bezahle meinen Wahlkampf selber und nehme von keiner Seite finanzielle, materielle  oder personelle Unterstützung an. Für mich gibt es bei allen Aufgaben, Entscheidungen, und Projekten keine parteipolitischen Programme, die es umzusetzen gilt, sondern einzig und allein die Fragestellung: was ist gut und richtig für die Stadt Holzminden und deren Bürgerinnen und Bürger?“

Ihr Amtskollege Fischer und Sie wollen, dass die beiden Kreisstädte näher zusammenrücken – bisher mit welchem Erfolg?

„Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kreisstädten Höxter und Holzminden ist für meinen Amtskollegen Fischer und mich ein besonderes Anliegen. Viele Projekte konnten seit dem Startschuss vor vier Jahren auf den Weg gebracht werden. Beispielhaft seien genannt:

- Unterstützung der Bewerbung des Schlosses Corveys um Aufnahme in das Weltkulturerbe UNESCO

- zwei Wirtschaftstreffen mit namhaften Vertretern beider Städte sowie Verwaltungsaustausch

- Vorbereitung einer Vereinbarung über wechselweise wahrzunehmende Dienstleistungen zwischen den Stadtwerken beider Städte

- gemeinsame Veranstaltungen der Jazz-Freunde und der Schützen beider Kreisstädte sowie als besonders herausragendes Projekt das Zukunftszentrum Höxter-Holzminden, das als eine einzigartige länderübergreifende Kooperation gilt und sich schwerpunktmäßig mit der demografischen Entwicklung befassen wird. Alle diese Aktivitäten beruhen  auf den Initiativen der beiden Bürgermeister aus Holzminden und Höxter, von engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie von den Vertretern beider Hochschulen. Was wir jetzt aber dringend benötigen, ist, dass sich die Politik aktiv in diesen wichtigen Prozess einbringt. So erneuere ich meine wiederholt vorgetragen Bitte, dass eine Zusammenkunft beider Räte als ein erster Schritt dieser politischen Annäherung stattfinden sollte.“

Ein Großteil der Arbeitsplätze hängt an den großen Unternehmen ihrer Stadt. Sind Sie damit nicht zu abhängig von den Interessen der Großindustrie?

„Holzminden verfügt bei rd. 21.000 Einwohnern über 15.000 Arbeitsplätze. Ein fast einmalig zu nennendes Verhältnis, welches natürlich i.w. durch die Großunternehmen, die hier ansässig sind und auf die wir alle im besonderen Maße stolz sind, bestimmt wird. Es besteht darüber hinaus aber auch ein breit aufgestellter Mittelstand mit überaus erfolgreichen Firmen sowie eine engagierte Handwerker- und Unternehmerschaft, die für die wirtschaftliche Bedeutung unserer Stadt ebenso wichtig sind.“

Um die Stellung im globalen Wettbewerb halten zu können, werden Spitzenforschung und eine gute öffentliche Infrastruktur immer wichtiger. Was wollen Sie in diesen Bereichen konkret verbessern, um attraktiv zu bleiben?

„Um herausragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unsere Wirtschaft generieren zu können, benötigen wir ein entsprechendes Lebensumfeld. Hier sind wir gut aufgestellt: wir verfügen  über alle Schulformen einschlägig einer Privatschule, sehr gute Einkaufsmöglichkeiten, ein hervorragendes Kultur- und Freizeitangebot, moderate Immobilienpreise – ich bin der festen Überzeugung, dass das Paket, welches wir in diesem Bereich schnüren, im Wettbewerb bestehen kann.“

Wie stehen Sie zur von SPD und Grünen geforderten IGS?

„ Für die Stadt Holzminden ist von viel entscheidender Bedeutung, dass der Neubau des Campe Gymnasiums nun endlich von Seiten des Landkreises in Angriff genommen wird. Ein modernes Gymnasium ist für die Kreisstadt von immenser Bedeutung.“

Die Grünen behaupten aber, die Mehrheit der Eltern wollen die IGS...

„Zur Zeit eine Umfrage nach dem Elternwillen seitens des Landkreises statt. Ich würde mir wünschen, dass bis zur Vorlage des Ergebnisses dieser Befragung alle politischen Entscheidungsträger sich mit Meinungsäußerungen zurückhalten, um eine Beeinflussung auszuschließen.“

Herr Daul, bitte vervollständigen Sie zum Abschluss folgenden Satz: Sollten die Bürger mich am 25. Mai in meinem Amt bestätigen, werde ich sofort...

„…mit meiner ganzen Kraft den erfolgreichen Weg, den die Stadt in den letzten Jahren beschritten hat, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern fortsetzen.“

Das Interview, welches in schriftlicher Form geführt wurde, wurde durchgeführt von Robert Benkens. Gleichlautende Fragen hat zeitgleich auch die Herausforderin, Bürgermeisterkandidatin Marlies Grebe (SPD), bekommen. Hier wartet die Redaktion derzeit noch auf eine Rückmeldung.

Foto: Stadt Holzminden


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