Dienstag, 26. August 2014 11:34 Uhr
Der Wert der „älteren“ Beschäftigten – verschiedene Sichtweisen - Netzwerktrefffen in der BBS Holzminden
- Details
- Kategorie: Wirtschaft
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. August 2014 11:34
Bereits die Einladung mit der Ankündigung des Themas „Generation 50+ - ein starker Motor für die Wirtschaft“ hatte die rund 45 mitwirkenden Unternehmen, Arbeitsmarktakteure und Vertreter/-innen aus Politik und Verwaltung nicht nur aus rein fachlicher Sicht zum Nachdenken angeregt. Vielmehr wurde schon in der Begrüßung durch den Schulleiter Andreas Hölzchen und den stellvertretenden Landrat Gerd Henke sichtbar, dass viele der Gäste sich persönlich angesprochen fühlten. Verwunderlich erschien diese persönliche Betroffenheit nach dem Vortrag von Sabine Gulfam vom JobCenter Holzminden nicht mehr. Sie erläuterte, dass die Zahl der Beschäftigung über 50-Jähriger allein von 2001 bis 2011 hierzulande von elf auf 27 Prozent gestiegen sei. Und schon stellte sich die Frage: Was passiert erst, wenn sich die sogenannte Baby-Boomer-Generation in den kommenden 15 Jahren aus dem Erwerbsleben verabschiedet?
Von der Agentur für Arbeit referierte Xenia Merkl aus Holzminden über ein gelungenes Projekt zur Integration von älteren Arbeitssuchenden, die erfolgreich an die Firma Heller Leder im Landkreis Holzminden vermittelt werden konnten. Dirk Siegmann, Personalleiter des lederverarbeitenden Unternehmens aus Hehlen, erläuterte anschließend im Workshop die dadurch entstandenen Vorteile aus der Unternehmensperspektive. „Die drei erfahrenen Ledertechniker/-innen, die von einem insolventen Schuhhersteller aus dem Schaumburger Land stammten, waren ein Gewinn für unseren Betrieb“, so der Personalleiter. Er erzählte, dass Fachkräfte dieser Branche schwer zu finden seien; zumal die Ausbildung in der Region schulisch nicht möglich ist. Die neuen Mitarbeiter/-innen Ü50 seien fachlich kompetent, zuverlässig, überaus engagiert und dazu glücklich, eine Arbeitsstelle in der Region gefunden zu haben.
Engagierte, erfahrene Fachkräfte sind in der Betreuung und Pflege von Seniorinnen und Senioren besonders begehrt, aber auch nicht leicht zu finden. Ein im Rahmen des Bundesprogramms Perspektive 50plus mit dem Titel „Unternehmen mit Weitblick“ ausgezeichneter Arbeitgeber aus dieser Branche geht mit gutem Beispiel voran: Manuel Jösting, Geschäftsführer des Seniorendomizils Riepenblick aus Klein Berkel, verfügt über einschlägige Erfahrungen mit alternden Belegschaften und der Einstellung älterer Beschäftigter. Seine Mitarbeiterin Elvira Berger hatte er gleich mitgebracht. Sie berichtete am eigenen Beispiel, wie bei der Arbeitszeitgestaltung im Hause Riepenblick Rücksicht auf familiäre Bedürfnisse genommen wird. Durch gesundheitsfördernde Maßnahmen motiviert und befähigt das Unternehmen seine Beschäftigten außerdem, viele Jahre gute Arbeit zu leisten.
Besondere Aufmerksamkeit bekam auch der Workshop „Bindung von Know-how und Wissenstransfer von Jung und Alt“. Am Beispiel von Phoenix Contact berichtete Martin Grosser, Leiter Human Resources aus Bad Pyrmont, von dem Ziel der Personalpolitik, durch einen moderierten Wissenstransfer Kompetenzen im Unternehmen zu binden. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des drohenden Mangels an Fachkräften unerlässlich. Die Umsetzung erfolgt, so Martin Grosser, beispielsweise durch einen sogenannten Wissensbaum, der Prozesswissen und Arbeitshistorie aufzeichnen soll. Für den Austausch unter Kolleginnen und Kollegen unter dem Motto „Kollegen schulen Kollegen“ dienen verschiedene Plattformen, Mentoring-Programme oder Erfahrungsberichte altersgemischter Teams und vieles mehr. „Damit der gleitende Übergang von der Arbeit zur Rente gelingen kann, setzt Phoenix Contact auf Lebensarbeitszeitkonten“, so der Personalexperte.
Im Anschluss fand eine rege Diskussion über das „richtige“ Rentenalter und über weitere Wege, das Zusammenwirken zwischen Jung und Alt zu fördern, statt. Kirstin von Blomberg, Projektleiterin der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft dankte abschließend für die gute Beteiligung aus dem Wirtschaftsraum Weserbergland. „Das Engagement und die gute Zusammenarbeit der JobCenter aller drei Landkreise, der Agentur für Arbeit, sowie der Unternehmen ist beispielhaft und spiegelt hervorragend den Netzwerkgedanken der Treffen wider“, so ihr Resümee.
Das nächste Netzwerktreffen zum Thema Unternehmensnachfolge wird am 14. Oktober im Schaumburger Land stattfinden. An dem überbetrieblichen Verbund Frau und Wirtschaft interessierte Unternehmen erhalten weitere Auskünfte in der Geschäftsstelle im HefeHof in Hameln unter 051 51 585-1005 oder unter www.frau-wirtschaft-weserbergland.de.
Foto: Weserbergland AG