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Samstag, 04. April 2015 09:38 Uhr

„Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt“ –Todestag der Fotojournalistin Anja Niedringhaus am 4. April „Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt“ –Todestag der Fotojournalistin Anja Niedringhaus

Höxter (cao). 1992 wurde sie in Jugoslawien unter Beschuss genommen und überlebte nur wegen ihrer schusssicheren Weste. 1997 zog sie sich bei einem Unfall mit einem Polizeifahrzeug in Belgrad mehrere Fußverletzungen zu. 1998 wurde sie im Kosovo von Granatensplittern verletzt, 1999 irrtümlich von Nato-Flugzeugen bombardiert. Keines dieser Ereignisse brachte die Fotojournalistin Anja Niedringhaus zum Aufhören. Sie glaubte fest an ihre Arbeit und machte immer weiter, bis ihr Leben am 4. April 2014 ein jähes Ende nahm. Sie starb bei einem Attentat im afghanischen Banda Khel.

Anja Niedringhaus wurde am 12. Oktober 1965 in Höxter geboren und wuchs mit zwei Geschwistern auf. Bereits mit 17 Jahren begann sie ihre journalistische Arbeit bei der Neuen Westfälischen in der Lokalredaktion Höxter. Nachdem sie ihr Abitur 1986 am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium absolviert hatte, reiste sie für die Kindernothilfe nach Indien und begann später im selben Jahr an der Universität Göttingen Germanistik, Journalismus und Philosophie zu studieren. Die Fotos, die sie vom Fall der Berliner Mauer gemacht hatte, brachten ihr 1990 eine Anstellung bei der European Pressphoto Agency (EPA) ein. Elf Jahre später fotografierte sie die Folgen des Attentats am 11. September. Ab 2002 arbeitete sie für die amerikanische Nachrichtenagentur associated press.

Einen Pulitzerpreis gewann die Fotojournalistin im Jahr 2005 für ihre Berichterstattung aus dem Irak. Im selben Jahr wurde ihr auch der „Courage in Journalism Award“ verliehen. 2008 bekam sie die „Goldene Feder“.

„Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt“ – so lautete das Motto der mutigen und tapferen Frau. Mit ihren Fotos schaffte sie es, die Situation in den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt wiederzugeben. Bis es am 4. April 2014 zu einem Attentat auf sie und ihre Kollegin Kathy Gannon kam. Die beiden Frauen waren in einem Wahlkonvoi, bestehend aus afghanischen Sicherheitskräften und Wahlhelfern, in der Provinz Chost unterwegs, um über die afghanische Präsidentschaftswahl zu berichten. Sie warteten darauf, dass sich der Konvoi wieder in Bewegung setzte, als ein 25-jähriger Polizist mit einer AK-47 auf die beiden Frauen schoss. Anja Niedringhaus war sofort tot, ihre Kollegin Kathy Gannon überlebte schwerverletzt.

Der Schütze ließ sich nach seiner Tat widerstandslos festnehmen und bezeichnete seine Tat als Racheakt für den Tod von Familienangehörigen bei einem Nato-Bombardement. Er wurde zunächst zum Tode verurteilt. Dieses Urteil ist jedoch ohne die Bestätigung durch ein übergeordnetes Gericht nicht rechtskräftig und muss auch vom afghanischen Präsidenten genehmigt werden. Auch die Generalbundesanwaltschaft führte ein Verfahren gegen den Polizisten. Die deutsche Regierung sprach sich ausdrücklich gegen ein Todesurteil aus. Schließlich wurde das Urteil vor einigen Tagen in eine 20-jährige Haftstrafe abgemildert.

Anja Niedringhaus wurde auf dem Friedhof Am Wall in ihrer Heimatstadt Höxter begraben. Ihr zu Ehren wurde der Anja Niedringhaus-Preis für Fotojournalistinnen ausgelobt, die sich durch außergewöhnliche Tapferkeit bei der Berichterstattung verdient gemacht haben.

Viele Höxteraner gedenken Anja Niedringhaus. In einigen politischen Gremien wird eine weitere Würdigung ihrer Person bereits diskutiert.

Symbolfoto: rk

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