Mit der Zeitmaschine zurück ins Jahr 1478: Schatzsuche früher und Geo-Caching heute (BP11)
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Samstag, 28. März 2015 16:40
Möglichkeit 1 - 01. November 1478, morgens
Nachdem ich meinen Verpflegungsbeutel mit trockenem Brot, einem Kanten Käse und ein Leder voll Wasser gepackt habe, trete ich meinen zweitägigen Fußmarsch an, um die große Handelskreuzung Hameln/Hannover zu erreichen. Die Nächte sind kalt und die Tage feucht. Schnell merke ich, was es bedeutet, „früher“ zu seinem Ziel zu kommen. Kaum feste Straßen, Schlamm und Wetter machen das Vorankommen sehr schwer.
Wenn man dann endlich am Ziel ist, geht das Warten los! Nach Stunden am Wegesrand kommt dann endlich eine Kutsche angefahren, deren Schätze nur auf mich warten. Beherzt springe ich auf die Kreuzung, bringe die Kutsche zum Halten und zwinge den Kutscher, sein Gespann anzuhalten. Sobald mir das gelingt, erleichtere ich ihm um seine 10 Taler und einen Teil seiner Waren. Käse! Eine Kutsche voller Käse! Was sollte ich denn nun damit?
Also nehme ich nur die 10 Taler, drei Stücken Käse, etwas Proviant und begebe mich auf den Heimweg! Doch keinen halben Tag vor dem eigenen Heim werde ich dann zum Opfer eines anderen Schatzjägers! Mit viel Glück komme ich mit meinem Leben davon und erreiche vollkommen ausgeraubt das eigene Heim.
Möglichkeit 2 - 05. Mai 1479, im Laufe des Tages
Ich sitze im Garten auf meiner Holzkiste und überlege mir einen anderen Weg, um zu Schätzen zu kommen. Was sind denn eigentlich Schätze? Stellt man sich darunter nicht einen Krug voll Goldstücke vor, den ein armer Bauer auf seinem Land vergraben hat, um damit einer Plünderung zu entgehen? Aber wann findet die nächste Plünderung in Stadt Oldendorf statt? Welcher Bauer hat einen Krug voller Gold, um ihn dann auch noch zu vergraben? Fragen über Fragen... Aber Moment! Habe ich im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst? Gab es nicht im Mai 1479 eine große Schlacht? Oh verdammt! Wann war das genau? Ja, richtig! Am 12. Mai 1479. Böhmische Soldaten und Gruppen der Hanse sollten sich dann ja eine blutige Fehde liefern. Dann gibt es doch bestimmt genug Stadtleute, die aus Angst um ihr ganzes Hab und Gut dieses vor den Toren der Stadt vergraben wollten. DAS war meine Chance! Danke an meinen alten Geschichtslehrer...!
Also mache ich mich wieder einmal auf den Weg. Mein Ziel, die Felder vor den Toren der Stadt „Stadt Oldendorf“. Ich legte mich am Abend des 10. Mais 1479 auf die Lauer! Und… tatsächlich! Kaum waren die ersten böhmischen Truppen gesichtet, trat der reiche Kaufmann Müller durch das Tor.
In seinen Händen einige Kisten. An seinem Gang konnte ich erkennen, dass er schwer zu tragen hatte. Ich folgte ihm einige hundert Meter Richtung Wald. Dann zog er eine Art Spaten aus dem Mantel und fing am Fuße der großen Eiche das graben an! Ich war so aufgeregt, dass ich mir auf die Lippen beißen musste, um nicht vor Freude zu schreien. Endlich am Ziel! Noch zwei Stunden und ich war reich! Zurück zur Zeitkapsel und ab nach Hause mit dem Goldschatz! Also war früher doch alles leichter? Ich schaute zurück zum Kaufmann. Er machte sich schon daran, seine Schätze mit feuchter Erde zuzuschütten. Dann machte er am Stamm mit seinem Messer ein Zeichen und ging zurück in die Stadt. Ich wartete noch einige Minuten. um nicht gesehen oder gehört zu werden. Es war ein leichtes für mich, die noch lose Erde mit meinen Fingern beiseite zu graben. Endlich! Meine Fingerspitzen berührten etwas Festes! Die Kiste! Ein leiser Glücksschrei! Weitergraben, dachte ich nur noch. Endlich am Ziel! Ich lege die Kiste mit meinen Händen frei und halte sie glücklich in den Händen...
Beim Öffnen des Deckels zittern meine Hände so sehr, dass er mir mehrmals aus den Händen gleitet. Dann endlich ist sie auf! Das fahle Mondlicht spiegelt sich auf vielen gelblichen runden Stücken wieder! GOLD! Wirklich? Ja, es ist Gold! Ich lasse die Kiste vor Freude fallen und tanze um die alte Eiche herum. „Ich habe es geschafft! Endlich reich!“ Schnell verstumme ich wieder, um nicht auf mich aufmerksam zu machen. Ich knie nieder, sammle die Goldstücke ein, die beim Herunterfallen der Kiste auf den Boden gefallen sind und verstaue sie wieder sicher in der Kiste.
Tja, den Rest möchte ich kurz machen. Auf dem Heimweg überraschte mich eine Patrouille der Stadt. Ich wurde verhaftet, saß einige Wochen im Kerker und wurde nach einer harten Gerichtsverhandlung wegen Plünderung und Raub zu lebenslanger Knechtschaft beim Kaufmann Müller verurteilt. Mit meiner letzten Kraft, könnte ich dann zur Zeitkapsel zurückgefunden haben... Nein, früher war nicht alles leichter! Aber wie sieht es denn nun heute aus? Wie kann ich im 20. Jahrhundert noch zu Schätzen kommen? Nachdem ich meinem Freund Thorsten von meinen Erlebnissen erzählt hab, die natürlich alle nur erfunden waren, erzählte er mir vom GEO-CACHING. „Geocaching?“ fragte ich ihn. „Ja, pass auf! Wir treffen uns nächstes Wochenende auf dem Parkplatz am Schützenhaus in Stadtoldendorf. Nimm deinen Hund, zieh dir alte Sachen an und wir gehen auf Schatzsuche!“ sagte er...
Fortsetzung folgt...
Dies ist ein Artikel aus unserem Print-Magazin Blickpunkt (Ausgabe Nr. 11). Mehr lesen Sie an dieser Stelle.
Fotos: aua