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Freitag, 24. Oktober 2014 06:41 Uhr

Können „Täterkarrieren“ verhindert werden? "Weisser Ring" Holzminden und Höxter in der Jugendstrafanstalt Tündern Können „Täterkarrieren“ verhindert werden? "Weisser Ring" Holzminden und Höxter in der Jugendstrafanst

Holzminden/Tündern (r). Gemeinsam informierten sich Mitarbeiter/-innen der beiden Außenstellen des WEISSEN RING aus Höxter und Holzminden in der Jugendstrafanstalt Hameln. Der Leiter der WR-Außenstelle Holzminden Werner Friedrich hatte in Absprache mit dem Höxteraner Kollegen Franz Kremers den Informationsbesuch als Teil von gemeinsamer Arbeit verabredet.

Wie sind die jungen Täter untergebracht? Wie führt man sie an ein künftig straffreies Leben heran? Solche Fragen der ehrenamtlich Tätigen von der Opferschutzorgansisation beantwortete Grit Paukert von der JA Hameln und berichtete auch aus ihrer eigenen Tätigkeit in den besonderen Fördermaßnahmen Sport, Freizeit und künstlerische Betätigung.

In dem 20 ha großen Gelände südlich von Hameln befinden sich neben den Zellengebäuden und der Verwaltung u. a. die Schule mit Werkstätten, der Seelsorgebereich, die Anstalts- und Ausbildungsküche sowie ein Freistundengelände mit Sportfeldern und einer Sporthalle. Die 1980 eröffnete Anstalt ist die einzige geschlossene in Niedersachsen und die größte in Deutschland mit 533 Haftplätzen und dazu den Einrichtungen für den Offenen Vollzug und Jugendarrest in Hameln und Göttingen.

„Sportliche Betätigung mit Austoben unter Beachtung von Regeln ist ein besonders wichtiges Erziehungsmittel für die hier untergebrachten rein männlichen Insassen im Alter von 14 bis 24 Jahren“, erläuterte Frau Paukert, selbst in diesem Bereich tätig. Hinzu komme das Heranführen an einen oft erstmals erlebten zeitlich und inhaltlich vorgegebenen Tages- und Lebensablauf. Mehr als zwei Drittel der derzeit ca. 400 Insassen hätten keinen Schulabschluss, etwa 99 % wären ohne Ausbildung.

Daher werden sie, auch in Zusammenarbeit mit den Berufsbildenden Schulen in Hameln, von Lehrkräften unterrichtet und in einigen Berufen mit unterschiedlichen Abschlüssen, aber oft erfolgreich, ausgebildet, schilderte ein Leiter der Ausbildungsgruppe Metall. Für Andere gibt es Arbeitsmöglichkeiten in der Anstalt auf Grund von Aufträgen regionaler Unternehmen.

All das wird nach einer Zeit der Anfangsdiagnostik in individuellen Erziehungs- und Vollzugsplänen festgelegt. Allerdings gibt es für Verstöße in der Haftzeit Maßnahmen bis hin zur Unterbringung in Absonderungszellen. Laut Jugendstrafrecht steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund, auch oder gerade weil es sich bei den Häftlingen in Tündern um schwerere oder Wiederholungstäter handelt.

Alle Insassen sind in einer kleinen Einzelzelle in Wohngruppen mit acht Personen untergebracht, wurden die Besucher des WEISSEN RING von einer jungen, dennoch überzeugend auftretenden Justizvollzugsfachwirtin in einem der Hafthäuser informiert. Sie ist für zwei Wohngruppen von Häftlingen zuständig und wird „wirklich mit fast Allem“ von ihnen beschäftigt bis hin zum manchmal energischen Schlichten einer Streitigkeit.

Gut wären weitere Kontakte mit Einrichtungen von außen, wünschte sich abschließend Grit Paukert. Zwar gibt es die Verbindung mit einigen Sportvereinen, als prominentestem der SV Werder Bremen, und mit Ausbildungsbetrieben, der Feuerwehr und sozialen Vereinen. Aber noch mehr Angebote für die Insassen wären hilfreich, so auch durch Praktikanten von Hochschulen im sozialen Bereich.

Foto: Weißer Ring


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