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Mittwoch, 05. Oktober 2016 18:46 Uhr

„Es ist ein Ereignis, das man sein Leben lang nicht vergisst“ - Doppelmord an Holzmindener Polizisten vor 25 Jahren „Es ist ein Ereignis, das man sein Leben lang nicht vergisst“ - Doppelmord an Holzmindener Polizisten vor

Holzminden (my). Der perfide Plan und seine brutale Umsetzung sind noch heute einmalig in der deutschen Kriminalgeschichte: Der „Polizistenmord von Holzminden“ jährt sich am 12. Oktober zum 25. Mal. Weser-Ith News blickt auf die Ereignisse vor 25 Jahren zurück und spricht mit einem Mann, den die Erinnerungen auch heute nicht loslassen: August-Wilhelm Winsmann. Bis zu seiner Pensionierung Ende Juli dieses Jahres war Winsmann Leiter des Einsatz- und Streifendienstes am Polizeikommissariat Holzminden. Erst zwei Wochen vor der Tatnacht, am 12. Oktober 1991, war er seinen Dienst als Abteilungsleiter angetreten. Es war seine dritte Nachtschicht.

Um genau 2:35 Uhr melden sich die Kollegen aus Höxter und geben einen Einsatz weiter: Ein Anrufer hat einen vermeintlichen Wildunfall am Waldparkplatz im Rottmündetal zwischen Boffzen und Neuhaus. Da dieser Bereich zu Holzminden gehört, will Winsmann eine Streife rausschicken. Über Funk melden sich zwei Beamte, die gerade von einem Einsatz aus Lauenförde kommen, freiwillig für den Einsatz - sie tappen in die Falle und werden auf dem Parkplatz förmlich hingerichtet.

August-Wilhelm Winsmann umklammert seine Kaffeetasse und blickt immer wieder aus dem Fenster, während er erzählt. „Immer wenn ich gezielt über dieses Thema spreche, dann gibt es Situationen, so wie jetzt, die mich immer noch sehr stark treffen und alles läuft wie ein Film vor meinen Augen ab - selbst 25 Jahre danach.“ Seine Stimme bricht weg und er hat Tränen in den Augen. Wir unterbrechen unser Gespräch.

Tagelang wird nach den beiden vermissten Beamten gesucht. Die Tonbandaufnahme des Notrufs wird von Spezialisten des Bundeskriminalamtes ausgewertet, Bürger können sie in einer eigens geschalteten Hotline anhören. Der entscheidende Hinweis kommt von einem JVA-Vollzugsbeamten: Er erkennt Dietmar Jüschke. Er und seine zwei Brüder sind im Kreis Höxter polizeilich gut bekannt. Die Beweislage verdichtet sich und schlussendlich werden die drei Männer am 16. Oktober 1991 in Marienmünster-Bredenborn festgenommen. Dietmar Jüschke führt die Polizei persönlich zu den Leichen der beiden Beamten. Sie wurden auf dem Truppenübungsplatz Senne in der Nähe von Paderborn verscharrt.

Die ermordeten Polizeibeamten, Andreas Wilkending aus Holzminden und Jörg Lorkowski aus Lüchtringen, hinterlassen Ehefrauen; Lorkowski ein Kind, Wilkending sogar zwei Kinder. August-Wilhelm Winsmann kennt die beiden Männer sehr gut: „Unser Verhältnis ging weit über das Dienstliche hinaus. Wir haben zusammen Geburtstage gefeiert und uns mit unseren Familien getroffen“, erzählt er. Der Gang zu den Ehefrauen gehörte wohl zu den schwersten Momenten seiner beruflichen Laufbahn. Am Morgen des 12. Oktober 1991 besucht er beide Frauen und sagt ihnen, „dass sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen und dass ihre Ehemänner wohl nicht mehr zurückkommen.“

Wieder bricht Winsmann die Stimme weg, wieder hat er Tränen in den Augen. Dietmar Jüschke, der Drahtzieher im „Polizistenmord von Holzminden“, gibt später „Hass auf Polizisten“ als Motiv an. Dem leidenschaftlichen Jäger war zuvor der Jagdschein entzogen worden und er hatte einen persönlichen Konflikt mit einem Polizisten aus Höxter. Dietmar Jüschke gesteht die Tat und wird aufgrund der besonderen Schwere der Schuld zu 25 Jahren Haft verurteilt. Auch heute noch sitzt er im Gefängnis, im Anschluss wird er in Sicherheitsverwahrung gehen. Auch sein Bruder Manfred wird verurteilt, unter anderem wegen Beihilfe zum Mord.

Am 12. Oktober 2016 werden Beamte aus Holzminden eine Gedenkfeier im kleinen Rahmen abhalten. Sie werden am Tatort, dem Parkplatz im Rottmündetal zwischen Boffzen und Neuhaus, zusammenkommen, wo auch der Gedenkstein als Mahnmal steht. „Jeder Polizeibeamte weiß, in welche Gefahren er sich begibt, wenn er diesen Beruf ergreift. Das weiß er und damit muss er leben“, sagt August-Wilhelm Winsmann. Für ihn ist es aber wichtig, dass auch nach 25 Jahren noch an diese schreckliche Tat erinnert wird: „Die Kollegen werden daran erinnert und denken hoffentlich daran, dass immer mal wieder was passieren kann.“

Foto: my

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