Spendenaktion für Brandopfer - „Ich bin kein Profi, aber ich gebe mein Bestes!“
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 27. Mai 2016 13:20
Weser-Ith-News: Auf Facebook kennt dich jeder nur als „Helga Hol“, magst du dich einfach mal kurz vorstellen?
Helga Schwendler: Ich bin 50 Jahre alt, vierfache Mutter und achtfache Oma. Aber nur noch eins meiner Kinder lebt bei mir, die anderen sind schon groß und selbstständig. Vor knapp fünf Jahren bin ich aus dem Harz nach Holzminden gezogen – der Liebe wegen.
Weser-Ith-News: Seit über einer Woche arbeitest du nonstop an der Spendenaktion. Es ist bemerkenswert, was du in dieser Zeit geschafft hast.
Helga Schwendler: So etwas in der Art habe ich schon einmal gemacht. In meiner Heimat habe ich 2013 Hilfstransporte für die Hochwasser-Opfer in Sachsen und Bayern auf die Beine gestellt. Ich wusste einfach, worum es geht und was ich tun muss.
Weser-Ith-News: Du hilfst gerne und wo Andere nur reden, packst du einfach direkt an –oder?
Helga Schwendler: Mein Motto ist schon immer –und das habe ich von meinem Vater übernommen- „Jammern hilft nicht, selbst ist der Mann!“ Es bringt einfach nichts, wenn man sich in die Ecke setzt und jammert, man muss einfach zusehen, wie es weitergeht.
Weser-Ith-News: Zu der achtköpfigen Familie, die bei dem Großbrand ihr Zuhause verloren hat, hasttest du ja auch vorher einen persönlichen Draht.
Helga Schwendler: Nicht enger, aber unsere Kinder gehen gemeinsam zur Schule. Ich bin im Elternrat und daher kannten wir uns flüchtig von Elternabenden. Hin und wieder waren wir in Kontakt. Als ich gehört habe, dass sie von dem Brand betroffen sind, hat mir das einfach keine Ruhe gelassen. Ich habe zuerst die Mutter der Familie kontaktiert und dann habe ich einfach angefangen zu helfen.
Weser-Ith-News: So einfach kann es gehen. Wenn ich mir die Reaktionen auf Facebook durchlese, bewundern dich die Bürger für dein Engagement…
Die verstehe ich ehrlich gesagt gar nicht. Das hätte doch jeder machen können!
Weser-Ith-News: Aber nur du hast es wirklich angepackt! Da, wo Einrichtungen und Behörden teilweise versagt haben, bist du eingeschritten! Wie geht es den Brandopfern momentan?
Helga Schwendler: Die Nerven sind natürlich runter, gerade die Familie muss noch viel rennen und erledigen. Seit gestern geht die Mutter aber wieder arbeiten. Aber die Familie und der alleinstehende Mann sind mit Spenden versorgt. Wir haben jetzt alles an Möbeln, Kleidung und Haushaltsartikeln zusammen, damit sie fürs Erste neu anfangen können. Mir ist wichtig: alle Opfer wurden gleich behandelt und ich habe die Spenden fair aufgeteilt. Ich bin kein Profi, aber ich gebe mein Bestes.
Weser-Ith-News: Du bist auch noch zusätzlich durch die Stadt gezogen und hast weitere Spender mit ins Boot geholt. Wie hast du das angestellt?
Helga Schwendler: Ich bin einfach freundlich und diplomatisch. Meine Worte verpacke ich so, dass die Leute einfach nicht nein sagen können. (lacht) Ich bin zum Beispiel einfach ins Rathaus gegangen und wollte mit dem Bürgermeister sprechen. Ich bin nicht auf den Mund gefallen und wenn ich etwas nicht weiß, frage ich mich durch. Und ich lasse mich nicht abwimmeln! (lacht)
Weser-Ith-News: So viele Menschen, Geschäfte und Institutionen haben mitgewirkt. Hättest du damit gerechnet?
Helga Schwendler: Nein, ehrlich gesagt nicht, weil in Holzminden oft so viel schlecht geredet wird. Aber ich finde, in allen steckt auch immer ein Funken Herz drin. Und das haben die Menschen bewiesen.
Weser-Ith-News: Um für andere so viel tun zu können, braucht man auch Zeit. Woher nimmst du die?
Helga Schwendler: Nach einer Krankheit bin ich seit 2008 erwerbsunfähig. Ich darf nicht arbeiten, würde aber gerne. Davor habe ich immer gearbeitet, ich war alleinerziehende Mutter mit vier Kindern –das ging ja gar nicht anders! Jetzt versuche ich, mich trotzdem nützlich zu machen, indem ich zum Beispiel bei der Facebook-Gruppe „Holzminden Tag & Nacht“ mitwirke. Und das mache ich mit Herzblut und Freude.
Weser-Ith-News: Danke, dass du dir Zeit genommen hast.
Helga Schwendler: Gerne, ich danke euch.
Die Brandopfer und Helga Schwendler möchten sich unter anderem bei folgenden Geschäften, Einrichtungen und Bürgern aus Holzminden und Umgebung bedanken: Hagebaumarkt, Hotel Hellers Krug, Al Fatima, Kaufhaus Schwager, Papierus, Schuh Heine, Christian Zimmermann, Studenten der HAWK, An- & Verkauf Surprise, Pizzeria SAM, Edeka Rinza, Kiebitz Markt, Rathaus Holzminden und Bürgermeister Jürgen Daul, Paintball Stadtoldendorf, Familie Kasten aus Allersheim sowie bei allen Helfern und Spendern.