Montag, 25.11.2024
Mittwoch, 16. März 2016 10:55 Uhr

Interview zum Jugendtreff in Eschershausen: "Die Besucherzahlen sind nahezu explodiert" Interview zum Jugendtreff in Eschershausen: "Die Besucherzahlen sind nahezu explodiert"


Eschershausen (mm). Seit nun einem Jahr ist der aus Hildesheim stammende Jens Widdra nun im Mehrgenerationenhaus in Eschershausen für die offene Jugendarbeit zuständig. Dreimal in der Woche ist er als Kontaktperson vor Ort - und ist mehr als nur Schließer der Räumlichkeiten. Wir präsentieren einen kleinen Rückblick.

Die Redaktion hat Jens Widdra an einem Öffnungstag im Mehrgenerationenhaus besucht und festgestellt, dass die Jugendräume rege genutzt werden. In einem Interview berichtet Widdra unter anderem über das Zustandekommen seines Engagements mit dem Mehrgenerationenhaus, was der Jugendtreff zu bieten hat, wie sich die Besucherzahlen entwickelt haben und vor allem, wie es in der nächsten Zeit weitergehen soll. Das Interview führte der WIN-Journalist Michael Müller.

Interview:

Redaktion: "Jens, schön dass du mich zu einem Besuch im Jugendtreff eingeladen hast, sodass ich mir ein eigenes Bild machen kann. Seit April 2015 bist du nun als Kontaktperson für die Jugendlichen des Jugendtreffs in Eschershausen. Wie kam es zu dem Wechsel von Stefanie Hesse zu dir?"

Jens: "Gern habe ich dich eingeladen. Ich wohne in Kirchbrak und bin als selbstständiger Gitarrenlehrer aktiv. Wir haben mit unseren Kindern öfters die unterschiedlichen Angebote des Mehrgenerationenhauses genutzt und dadurch die Menschen und Aufgaben hier im Verein kennengelernt. Als Stefanie dann aufhören wollte, kam dann vom Vorstand die Anfrage an mich, ob ich mir vorstellen könnte, die Aufgabe zu übernehmen. Daraufhin hab ich mich damit etwas intensiver auseinander gesetzt und mich unter anderem in einem Gespräch mit Stefanie über das Ausmaß dieser Aufgabe informiert. Es folgte schließlich ein Vorstellungsgespräch mit dem Vereinsvorstand, welches positiv verlief. Ich habe schließlich meine Zusage gegeben und bin seit April 2015 15 Stunden die Woche im Jugendtreff."

Reaktion: "Es war sicherlich nicht einfach, gleich einen Draht zu den Jugendlichen zu bekommen. Wie gehst du die Arbeit an?"

Jens: "Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit. Und Beziehungen entstehen nicht innerhalb weniger Tage. Das war mir von Anfang an klar. Mittlerweile läuft es sehr gut. Ich sehe mich nicht als Schließer. Klar, mache ich zu den Öffnungszeiten die Räume auf und gebe die Spiele raus, aber die aktive Mitarbeit mit den Jugendlichen ist mir enorm wichtig. Deswegen bin ich immer offen für Vorschläge und Ergänzungen der Jugendlichen. So wurde im letzten Jahr schon vieles gemütlicher, kulinarischer und das Spielangebot größer. Ich versetze mich des Öfteren in ihre Lage und frage mich, was wäre hier noch möglich. Ich sehe mich vielmehr als die Kontaktperson und Vermittler zwischen dem Verein und den Jugendlichen.

Redaktion: "Was bietet ihr den Jugendlichen in Eschershausen genau an?"

Jens: "Wir haben im Prinzip drei Räumlichkeiten. Einmal bieten wir den Jugendlichen einen Raum zum Musikhören an, in dem man bei alkoholfreien Getränken und Knabbersachen sich Austauschen oder Gesellschaftsspiele spielen kann. Zum anderen gibt es das gemütliche Wohnzimmer, indem man Playstation spielen oder einfach sitzen und sich unterhalten kann. In der wahrscheinlich kleinsten Sporthalle im Weserbergland kann man sich am Boxsack austoben, Kickern, Dart und Billard gegeneinander spielen."

Redaktion: "Jetzt haben wir uns einmal einen Überblick verschafft, was ihr den Jugendlichen bietet - doch wie wird das Angebot von diesen angenommen? Kannst du uns da einige belegbare Zahlen liefern. Wie haben sich die Zahlen der Jugendarbeit innerhalb dieses Jahres entwickelt?"

Jens: "Ja, gerne. Als Jugendtreff ist man sogar verpflichtet eine monatliche Anwesenheitslist zu führen und die Entwicklung ist wirklich spannend zu betrachten. Bis zum Sommer 2015 hatten wir nur circa 15 -20 Jugendliche im Monat, die den Jugendtreff besuchten - mittlerweile liegt die Zahl bei ca. 100 - 150 Jugendlichen, die unser Angebot im Monat in Anspruch nehmen. Pro Abend sind 15 - 25 Jugendliche da, was zeigt, dass die Besucherzahlen nahezu explodiert sind. Außerdem mischen sich seit Herbst letzten Jahres einige Flüchtlinge unter die Jugendlichen. So trägt das JUTs zur erfolgreichen Integration bei. Vor kurzem haben wir ein internationales Kickerturnier durchgeführt. Es sind deutlich mehr männliche Personen da, aber auch fünf - sechs weibliche Personen sind regelmäßig vor Ort. Die hauptsächliche Altersgruppe liegt bei 16 - 20 Jahren."

Redaktion: "Derzeit seid ihr dabei, weitere Räumlichkeit in der alten Garage des Hauses zu errichten. Wer macht diese Arbeiten, wie wird das Ganze finanziert und wann kann man mit einem Eröffnungstermin rechnen?"

Jens: "Ja, das stimmt. Wir sind seit Längerem schon dabei, die ehemalige Garage in Eigenarbeit in einen Jugendraum umzugestalten. Wie alle anderen "Bauprojekte" im Mehrgenerationenhaus ist damit unser ehrenamtliches Bauteam beauftragt, welches sich derzeit mit den Innenarbeiten beschäftigt. Wir bekommen von der Stadt hierfür Zuschüsse, aber beteiligen uns auch mit Eigenmitteln. Zum genauen Eröffnungstermin kann ich leider noch nichts sagen."

Redaktion: "Kannst du uns vielleicht einen kurzen Einblick geben, was die Jugendlichen dort erwarten können?"

Jens: "Aus der ehemaligen Garage machen wir das neue Jugendcafé. Hier wird es eine Theke zum Verkauf von Getränken und kleinen Speisen geben und ein paar Tische und Stühle zum Sitzen. Hier kann man sich bequem und gemütlich aufhalten, Spiele spielen oder lesen. Wir haben noch eine Wii-Spielekonsole im Schrank stehen, die wir dort gern über Beamer mit Leinwand einbinden wollen. Mit dem Beamer könnten wir auch Fußballspielübertragungen anbieten, Filme schauen oder Karaoke singen. Ich bin da ganz offen. Die Jugendlichen dürfen da mitarbeiten, mitgestalten und mitbestimmen."

Redaktion: "Derzeit läuft der Jugendtreff super. Welche Aktionen sind mit den Jugendlichen in der kommenden Zeit geplant?"

Jens: "Es stehen auf jeden Fall Turniere auf dem Programm. Das genannte Kickerturnier wurde super angenommen und die, die nicht so gut im Kickerspielen sind, wollen gerne ein Dart- oder Billard oder vielleicht auch ein Fifaturnier gegeneinander austragen. Das Fußballturnier der gesamten Jugendtreffs Holzminden im Juni steht ganz klar im Fokus. Die Jugendlichen haben das selbst in die Hand genommen und werden mit einer Mannschaft an diesem Turnier teilnehmen. Ich bin gerade daran beim Erlebnispädagogisches Zentrum auf dem Ith für eine Gemeinschaftsaktion vorzufühlen, sodass die Jugendlichen dort mal das Erlebnis des Kletterns erleben können. Gemeinsames Kochen und Kinoabende spinnen in meinen Kopf, doch das Ganze steckt noch in den Kinderschuhen. Da ich selber Musiker bin liegt mir auch viel an kulturellen Veranstaltungen. Vor einigen Wochen fand schon ein „kleines“ Wohnzimmerkonzert mit 50-60 Besuchern in unseren Räumen statt (die Weser-Ith News berichteten). Die Besucherzahlen zeigen, dass solche Aktionen, musikalische aber auch grundsätzlich künstlerische in Eschershausen gefragt sind. Deshalb wollen sowas regelmäßig im JUTs aber auch grundsätzlich im MGH anbieten und durchführen. Mit 15 Stunden in der Woche ist es aber schwierig viele Aktionen zur aktiven Jugendarbeit unterzubringen. Aber mit dem attraktiven Angebot steigt auch die Attraktivität für die ehrenamtliche Mitarbeit im Mehrgenerationenhaus. Am Wochenende halte ich einen kleinen Vortrag auf der JULEICA-First Schulung. Hier wird Jugendlichen gezeigt, wie abwechslungsreiche und attraktive Mitarbeit aussehen kann. Das Ganze wird organisiert von der Kreisjugendpflege Holzminden.“

Redaktion: "Wie wollt ihr dafür Sorge tragen, dass die jüngeren Generationen später auch den Weg in den Jugendtreff aufsuchen?"

Jens: "Bisher sind die Öffnungszeiten eher für ältere Schüler gedacht. Wir öffnen ja erst um 17:00 Uhr unsere Pforten. Wir sind aber gerade dabei, unsere Öffnungszeiten zu erweitern. Danach steht und fällt es ganz klar mit den Eltern, ob sie ihre Kinder zu uns bringen bzw. ihnen erlauben, den Jugendtreff aufzusuchen. Ich biete an der HRS in Eschershausen eine Gitarren-AG an und habe dementsprechend guten Kontakt zu den Kindern und der Schule. Ich weiß, dass das Interesse der jüngeren Generation da ist und hoffe, bald einige von ihnen im Jugendtreff begrüßen zu können. Da ich neben dem Jugendtreff auch für die Planung des Ferienpasses zuständig bin, hatte ich die Idee in den Sommerferien den Jugendtreff im Rahmen der Ferienpassaktion zu einer frühen Uhrzeit und an mehreren Tagen zu öffnen. So können die jüngeren Schüler uns, unsere Räume und unser Programmangebot kennenlernen.
Du merkst: Hier im JUTs ist einiges drin."

Redaktion: "Ich danke dir für das umfangreiche Interview und wünsche dir weiterhin gutes Gelingen bei deinen Aufgaben."

Foto: mm

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