„Ein Baustein gelebter Erinnerungskultur“: Stadtoldendorf hat offiziell den Ephraim Rothschild-Platz eingeweiht
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Dienstag, 10. November 2015 08:49
Mit einer neuen Erinnerungstafel im Layout des kulturhistorischen Rundgangs wird am Synagogengedenkplatz nun stellvertretend mit der Person Ephraim Rothschild an die jüdischen Mitbürger von Stadtoldendorf erinnert.
Nach einer Kranzniederlegung am Denkmal der ehemaligen Synagoge durch Stadtdirektor Wolfgang Anders und Bürgermeister Helmut Affelt begann die kurzweilige Zeremonie. Der Stadtoldendorfer Jens Meier, Geschichtsinteressierter und Mitinitiator der "Stolpersteine", erinnerte dabei in seiner Laudatio, zu der er von Bürgermeister Helmut Affelt gebeten wurde, an jene Juden aus Stadtoldendorf, die sich seinerzeit in vielfältiger Art und Weise für das Wohl in der Stadt Stadtoldendorf eingesetzt hatten. Er gab einen Einblick in die jüdische Geschichte der Homburgstadt und besonders auch in den Lebenslauf des Ephraim Rothschild, der durch die Stadt stellvertretend für die jüdischen Mitbürger von Stadtoldendorf mit diesem Platz eine offizielle Erinnerungsstätte erhält. Jens Meier überbrachte Grüße von Personen, die eng mit der jüdischen Geschichte Stadtoldendorfs verwurzelt sind. Leider, so Meier, sei die Einladung zu kurzfristig gekommen, sodass sie keine Chance gehabt hätten, selber an der Einweihung teilzunehmen.
Extra angereist aus Bad Nenndorf war allerdings Marina Jalowaja, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Nenndorfs und gleichzeitig auch Vizepräsidentin des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Sie bedankte sich für die rührenden Worte, die in ihr selber auch wieder zahlreiche Erinnerungen wach rüttelten. „Ich bin immer aufgeregt bei solchen Veranstaltungen“, sagt sie, denn das Thema gehe ihr nahe und sei „immer sehr bewegend“. Dennoch oder auch gerade deswegen ist sie gern nach Stadtoldendorf gekommen, wo mit der Einweihung des Ephraim Rothschild-Platzes nun an zentraler Stelle jenen Juden aus Stadtoldendorf gedacht werde, die einst in der Stadt lebten und wirkten. Auch Bürgermeister Helmut Affelt betont die hervorgehobene Stellung: „Der heutige Tag ist für Deutschland und Stadtoldendorf sehr wichtig“. Passender könnte daher das Datum für eine derartige Einweihung nicht sein, denn am 9. November 2015 jährte sich die Reichskristallnacht zum 77. Mal. Auch in Stadtoldendorf wurde die an dieser Stelle stehende Synagoge in jener Nacht geplündert. Offenbar aus Angst eines großen Feuers zündete man sie allerdings nicht an, wie es vielerorts der Fall war.
„Die Benennung des Synagogenplatzes nach Ephraim Rothschild ist ein wichtiges und eindeutiges Zeichen, ist ein weiterer Baustein gelebter und geglückter Erinnerungskultur in Stadtoldendorf“, findet Jens Meier abschließend lobende Worte. Und das trotzdem, obwohl er eigentlich die Umbenennung des Teichtorplatzes beantragte, ist er froh, dass es nun überhaupt eine Erinnerungsstätte gibt. „Die Antragsteller bedauern dies - aber selbstverständlich begrüßen sie die Benennung des Synagogenplatzes nach Ephraim Rothschild“, schreibt Meier dazu auf seiner Internetseite. Die Rede von Jens Meier, der sich in Stadtoldendorf besonders um die Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Mitbürger einsetzt, ist am Ende dieses Artikels abrufbar. Er beabsichtigt damit, die Wurzeln, den Verlust und das Schicksal der Opfer den Menschen heute bewusst zu machen, darüber aufzuklären und mahnend zu erinnern.
Rede von Jens Meier vom 09. November 2015
Fotos: rus