Immer weniger Kinder: Das Martinssingen stirbt langsam aus
- Details
- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Montag, 09. November 2015 22:06
Schnell sprach sich herum, wo viele zu Hause sind oder wo es sich wohl eher nicht lohnt, weil keiner die Tür öffnet. Ärgerlich war manchmal, wenn zwar Licht im Hause brannte, aber trotzdem niemand die Tür öffnete. Die waren doch selber mal Kinder – aber eben nicht zu ändern. Egal, bei Wind und Wetter ging es trotzdem weiter, bis Tüte oder Rucksack kaum noch zu tragen waren. Damals war jeder Haushalt und jedes Geschäft auf die Martinssinger vorbereitet, die abends nach Einbruch der Dunkelheit von Haus zu Haus zogen und ihre Lieder sangen.
Auch heute erfreut sich das Martinssingen noch einer gewissen Beliebtheit, aber längst kann der Brauch nicht mehr mit früher mithalten. Vereinzelt sieht man zwar noch Grüppchen, aber es ist kein Massenphänomen mehr. Die heutigen Generationen, die meist durch eine Überflussgesellschaft gebrandmarkt oder oftmals auch lieber in der digitalen Welt unterwegs sind, haben das traditionelle Martinssingen oft schon gänzlich vergessen. Dabei ist die Tradition an sich eine durchaus schöne und sinnvolle Geste, denn in der Martinsgeschichte geht es ums Teilen. Der Bettler bittet um Hilfe und bekommt vom heiligen St. Martin seinen halben Mantel, damit er nicht frieren muss. Beim Martinssingen bitten die Kinder mit ihren Liedern um Nüsse, Obst und Süßigkeiten – und die Erwachsenen teilen mit ihnen. Und es ist ein alter Brauch - auch im Kreis Holzminden. Der Martinstag ist jedes Jahr am 11. November, somit dieses Jahr am kommenden Mittwoch. Am Vorabend (Dienstag) sind die Martinssinger unterwegs.
Foto: Karin & Uwe Annas - fotolia.com