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Freitag, 23. November 2012 08:47 Uhr

Unternehmergeist aus Tradition – Vom Teewagen zum Rohstoff-Hersteller Unternehmergeist aus Tradition – Vom Teewagen zum Rohstoff-Hersteller

Der Firmenstandort im Lüchtringer Weg in Holzminden lässt kaum erahnen, dass hier eine mehr als 100-jährige Unternehmer-Geschichte fortgeschrieben wird. Nahezu die Hälfte des 50.000m2 großen Firmengeländes nehmen die Fabrikationshallen ein.  Auf den  freien Flächen rund um die Hallen reihen sich unzählige Paletten, bestückt mit großen, weißen Säcken. Nur der Fahrer im Gabelstabler scheint deren Inhalt zu kennen und zuordnen zu können. Es ist sortenreines Mahlgut oder sogenanntes Regranulat, hergestellt aus Kunststoffabfällen.

Das ist inzwischen das Geschäft von „Laabs Kunststoff-Recycling“. Das Familienunternehmen, das Vater Herbert inzwischen an seine Söhne Marcus und Thomas weitergegeben hat,  verarbeitet bis zu 8000 Tonnen PVC  jährlich für die Wiederverwendung in aller Welt und erwirtschaftet dabei einen Umsatz  von vier Millionen Euro. 30 Mitarbeiter sind im Unternehmen angestellt.  Im vorigen Jahr wurden  700.000 Euro in neue Fertigungstechnologien investiert

„Um den akuten Platzmangel zu beheben, haben wir ein Grundstück der ehemaligen Firma Propangas-Menke mit einer Größe von knapp 14.000 qm dazu gekauft“, schildert Marcus Laabs im Gespräch mit Innenminister Uwe Schünemann in seiner Eigenschaft als Wahlkreisabgeordneter  die Situation. Im Rahmen einer Führung durch die Produktionshallen erhielt der Innenminister einen „Recycling-Schnellkurs“  mit dem Produktprogramm: „Dryblend, Mahlgut, Agglomerat, Regranulat und Granulat aus Hart- und Weich-PVC “ konnte Schünemann anschaulich in den Händen halten. So vielfältig wie sich der heutige  „Geschäftszweig Kunststoffrecycling“  am Standort Holzminden seit 1972 entwickelte, so  facettenreich ist die Geschichte der Unternehmerfamilie Laabs.

1913 gründete  Tischlergeselle Willi Laabs in der damaligen deutschen Hansestadt Gollnow (heute polnisch ,Golienów) eine kleine Tischlerei namens „WILAGO (Willi Laabs Gollnow)“. WILAGO entwickelte sich bis in die 30-er Jahre zur drittgrößten Serienmöbelfabrik Deutschlands mit weit über 1.000 Mitarbeitern. Willi Laabs war der erste, der nach seinem „Vorbild Henry Ford“ das erste Fließband in der Möbelproduktion einführte. 1945 verstarb Willi Laabs in den Kriegswirren. Seine Witwe, Paula Laabs, wurde mit Ihren sieben Kindern 1946 von den polnischen Besatzern vertrieben und kam über einige Umwege 1949 völlig mittellos nach Holzminden.

Fünf Jahre später wurde die heutige  Firma Laabs gegründet. „Matratzenrahmen und Kleinmöbelfertigung“ wie „Blumenhocker oder Teewagen“ waren die Anfänge. Und bereits Ende der 60-er Jahre beschäftigte Laabs fast 100 Mitarbeiter. Die Krise in der Möbelbranche und die  spätere Konkurrenz aus China machte ein Umdenken notwendig. Mit der „ Vermahlung von Kunststoffrückständen“ mit Schwerpunkt PVC  wurde somit die „Unternehmer-Geschichte der Familie Laabs“ fortgeführt und mit dem Buch „Von Gollnow nach Holzminden“ zeitgeschichtlich eindrucksvoll dokumentiert.  Denn Pioniergeist und Mut zum Unternehmertum ist der Familie Laabs ins Stammbuch geschrieben.

(Text & Fotos: Erwin Beckmann)

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