Jürgen Preiß Vizelandesmeister 2014 Ordonnanzgewehr - Der Schützenverein „Weiß-Rot Stadtoldendorf“ wieder erfolgreich
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- Kategorie: Sport
- Veröffentlicht: Donnerstag, 23. Oktober 2014 08:11
Was bedeutet Sportschießen mit dem Ordonnanzgewehr? Welche verrückten Leute machen sich die Mühe ihre Wettkämpfe mit alten, längst ausgemusterten Armeewaffen auszutragen? Und was hat das Ganze überhaupt noch mit Sport zu tun? Solche oder ähnliche Fragen werden diesen Schützen recht oft gestellt. Auch manche Sportschützen, beispielsweise aus den Bereichen Druckluft und Kleinkaliber, bringen den Ordonanz- und/oder Vorderladerschützen relativ wenig Verständnis entgegen. Dabei haben Wettkämpfe mit Ordonanzgewehren eine wesentlich längere und international breiter gefächerte Tradition als das noch recht junge Sportschießen mit KK oder Luftdruck.
Sowohl der amerikanische als auch der britische Schützenverband begannen als „National Rifle Association“ Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Schießen der damals modernsten Armeegewehre und Dienstkaliber. Nicht anders war es in der Schweiz oder in anderen europäischen Ländern. Als sich 1861 in Gotha der Deutsche Schützenbund länderübergreifend formierte, wählte er als erste Standardwaffe den Oberndorfer Feldstutzer. Der Schießsport hat sich heute von seinen ursprünglich paramilitärischen Wurzeln entfernt. Selbst die Skijägerdisziplin Biathlon, der man lange noch den militärischen Zusammenhang vorwarf, wird mit anderen Augen betrachtet. Mit der militärischen Herkunft Ordonanzwaffenwettkämpfe hat es seine besondere Bewandtnis: Gerade weil sie längst aus dem aktiven Dienst ausgemustert sind, werden sie heute für den Schießsport wieder interessant.
Mehr als nur Schießen
Es ist die besondere Herausforderung: jeder der die grundlegenden Fähigkeiten des Schießsports, die Bewegungsabläufe, Atem und Konzentrationstechniken beherrscht, kann mit einer hochmodernen Matchwaffe gute Leistungen erzielen. Im Vergleich dazu konfrontieren die militärischen Altertümer, manche über100 Jahre alt, lange bevor sie zum ersten Mal mit der Waffe auf dem Schießstand in Anschlag gehen, ihre Besitzer mit einer Reihe von Herausforderungen an Kenntnissen und Können. Ohne Zweifel können viele der ausrangierten Arsenalstücke, entsprechender Erhaltungszustand vorausgesetzt, auf den 100 und 300 Meter Bahnen Leistungen erbringen, die kaum oder überhaupt nicht hinter denen modernster Matchwaffen zurückfallen. Es ist aber weitaus schwieriger an dieses Endziel zu gelangen und aus den alterwürdigen Stücken das Höchstmaß an Eigenleistung herauszukitzeln. Gerade in dieser Tüftelei findet sich der Spaß beim Ordonnanzgewehrschießen. Wer in den Liebhabern alter Arsenalgewehre eine verknöcherte und introvertierte Riege ewig Gestriger vermutet, erlebt spätestens hier viele Überraschungen. Auch begrenzt sich das Vergnügen mit den alten Waffen längst nicht auf die heimischen Produkte oder auf nationale Vorlieben. Zwar stellte lange Zeit der 98k in Deutschland das Rückgrat vieler Wettkämpfe dar, aber als Ende der 80er Jahre die damals preiswerten, doch hochpräzisen Schwedenmauser auf den Markt kamen, schwenkten viele Schützen um. Durch die Zulassung dieser Gewehre wurde erstmal im Wettkampf eine „moderne“ verstellbare Visierung zugelassen (modern steht für die Zeit um 1945). Heute ist das Ordonnanzgewehrschießen ein in DSB-Vereinen verankertes Vergnügen, das viel zur Entwicklung des Schießsports und zu grenzüberschreitenden Kontakten beigetragen hat. Aus den ersten „Mauser-Preisschießen“ bayerischer oder schwäbischer Vereine hat sich eine vielschichtige Szene entwickelt.
Wettkampfordnung
- Der Wettkampf wird ausgetragen nach der Sportordnung des DSB (Regel 1.58)?
- Zugelassen sind Repetiergewehre, die bis einschließlich 31.12.1963 als Ordonnanzwaffen geführt wurden. Der Nachweis der Originaltreue obliegt dem Schützen. (Einzellader, Unterhebelrepetierer und Selbstlader sind nicht zugelassen)
- Die Entfernung zu den Scheiben beträgt 100 Meter. Die Breite des Ringes 10 auf der Scheibe (das beste Ergebnis) beträgt 50 mm, die Breite der Ringe 1 bis 9 beträgt je 25 mm.
- Es werden insgesamt 40 Schuss abgegeben. Davon jeweils 2 x 10 Schuss in liegender Position (ohne Auflage, es darf jedoch ein Gewehrriemen über die Schulter gelegt werden, der mit beiden Enden an der Waffe befestigt sein muss) und 2 x 10 Schuss stehend (freihändig/ ohne Auflage)
Rein theoretisch könnte bei 40 Schuss also vierzigmal die 10 getroffen werden. Da dies aber reine Theorie ist, kann sich jeder selbst ausrechnen, wie gut die Scheibe getroffen sein muss bei einem Ergebnis von 304 Ring unseres Vizemeisters aus dem Kreis Holzminden.
Foto: Heidelinde Kropp