MTV Boffzen feiert Jubiläum im „eigenen Wohnzimmer“: Von allen Gästen unterschriebene Urkunde für Karin Hoffmann und Heinz Thadewald
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- Kategorie: Sport
- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. Juni 2017 07:21
„Ich habe fast das Gefühl, als wenn ich auf einer Familienfeier sprechen würde.“ Clemens Reinhold aus Hildesheim, Vizepräsident des Niedersächsischen Turner-Bundes, brachte sehr schön zum Ausdruck, welche Atmosphäre beim Festkommers herrschte. Er sprach den Anwesenden seinen herzlichen Dank für ihren enormen Einsatz aus: „Ohne Euch und die vielen weiteren bürgerschaftlich Engagierten in Eurem Verein würde ein großes Stück Lebensqualität in unseren Gemeinden verloren gehen.“ Mitgebracht hatte er das Walter-Kolb-Schild, mit dem der Deutsche Turner-Bund seine Mitgliedsvereine zum 125-jährigen Bestehen ehrt und damit gleichzeitig die Erinnerung an den Mann wachhält, der den Deutschen Turner-Bund nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut hat.
MTV als Garant für Partnerschaft mit Villers-sur-Mer
Als „Turnschwester Angela“ ist Landrätin Angela Schürzeberg so oft auch noch nicht auf die Bühne gebeten worden. Sie verband in ihrem Grußwort die Nennung wichtiger Stationen in der Geschichte des MTV Boffzen mit ihren eigenen Erlebnissen als Sportlerin in Holenberg. Stellvertretender Samtgemeindebürgermeister Werner Tyrasa überbrachte genauso seine Glückwünsche wie Boffzens Bürgermeister Christian Perl, der vor allem den wichtigen Anteil des Sportvereins am Fortbestand der Gemeindepatenschaft mit dem französischen Villers-sur-Mer hervorhob.
Für den Turnkreis Holzminden gratulierte stellvertretende Vorsitzende Ingrid Bost, im Namen der anderen Boffzener Vereine FC 08-Vorsitzender Hartmut Altmann. Georg Hölzel führte die Gäste zurück in die Zeit, als die Boffzener Turner mit ihrem Trainer Raimud Reuker über die regionalen Grenzen hinaus bekannt wurden. „Wenn wir zu Sportveranstaltungen fuhren, hörten wir: Da kommen die Boffzer! Manch einer von uns drückte dann das Kreuz durch und war besonders motiviert.“ Stellvertretend für die zahlreichen Leistungsturner im MTV nannte er Bernd Stückmann, die Brüder Ulli und Georg Becker, die Brüder Ulli und Dietmar Kleine, Bruno Muff, Reinhard Becker, Karl Schrader, Lutz Becker, Bernd Volger, Günter Grube, Bernd Kaussow und Ulli Reuker. Kurz ging er auf Bernd Volger ein, der sich aufbauend auf seine im MTV Boffzen gemachte Ausbildung und Erfahrung als Hochschullehrer wissenschaftlich mit Lehren von Bewegung auseinandersetzte und dieses auch zum Thema seiner Dissertation machte.
„Vorstände wachsen nicht auf den Bäumen“
Stellvertretender KSB-Vorsitzender Jürgen Sienk trat gleich in doppelter Funktion auf die Bühne. In gewohnt launiger Weise überbrachte er Glückwünsche vom Landessportbund und vom Kreissportbund. Er dankte vor allem den älteren Mitgliedern für die jahrzehntelange Treue zum Verein. Mit einem Augenzwinkern wies er auf die außergewöhnliche Tatsache hin, dass der MTV Boffzen seit 1971 von einem Robert Hartmann an der Spitze geführt werde: „Der Junior ist ab heute Geschichte! Robert Hartmann ist der Vorsitzende und Robert Hartmann senior der Ehrenvorsitzende.“
Er appellierte an die Anwesenden, pfleglich mit allen Vereinsvorständen umzugehen. „Vorstände wachsen nicht auf den Bäumen, Kampfabstimmungen um diese Positionen sind sehr selten geworden“, sprach er die Problematik mancher Vereine an, die Mühe haben, ihre Vorstandsposten zu besetzen. Gleich doppelt konnte er zum 125-jährigen Bestehen Ehrengaben überreichen, zum einen die Ehrenplakette des Landessportbundes Niedersachsen, zum anderen eine Urkunde des Kreissportbundes, verbunden mit einem Scheck. Aber auch zwei persönliche Auszeichnungen hatte Sienk zum Jubiläumsfest mitgebracht: So erhielten Badminton-Abteilungsleiter Frank Borchert und Vorsitzender Robert Hartmann die Silberne Verdienstnadel des Landessportbundes.
Großartige Entwicklung und Beständigkeit
In seiner Festansprache ließ Robert Hartmann keinen Zweifel, dass 125 Jahre ein guter Grund sind, den MTV Boffzen zu feiern. Und das mit einem Heimspiel „bei uns im eigenen Wohnzimmer“. Es sei aber auch ein Grund, stolz zu sein, „für alle, die dazu beigetragen haben, dass der MTV eine großartige Entwicklung und eine solche Beständigkeit durch alle Zeiten hindurch bewiesen hat.“ Hinter der herausragenden Leistung, 125 Jahre Erfolg zu haben, stünden zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter, „die unter größten Mühen, außerordentlicher Einsatzbereitschaft, persönlicher Opfer und der Fähigkeit, mit zahllosen Enttäuschungen und Rückschlägen fertig zu werden, unseren Verein vom ersten bis zum heutigen Tag getragen haben.“
Im Hinblick auf die großartige Jugendarbeit, die im MTV geleistet wird, wies Hartmann auf das Wirken des Vereins für das Gemeinwohl hin. „Wir unterstützen damit die Eltern, die Schule und auch die Gemeinde, die für jeden, der zu uns kommt, keine teuren Jugendfreizeitplätze anbieten muss. Denn unser Verein, der ausschließlich ehrenamtlich geführt wird, spart Gehälter und kann seine Leistung konkurrenzlos preiswert anbieten.“ Und genau aus diesem Grunde seien die Bitten um Förderung und Unterstützung auch kein Betteln. Der MTV Boffzen habe in der Vergangenheit zu seiner Verantwortung gestanden und sei bereit, auch zukünftig diesen Aufwand zu leisten. „Sport ist unschätzbar wertvoll, da er Freude und Gesundheit bringt und der Integration dient. Gemeinsam werden wir es schaffen, diese Belastungen zu schultern und zu meistern“, so Hartmann.
Ehrung für überregionale Erfolge
Den Rahmen der Jubiläumsveranstaltung nutzte der MTV-Vorstand, um überregional erfolgreiche Mitglieder zu ehren: Namtan Patthaporn Na Patthlang und Inken Biel als Deutsche Meisterinnen, Celine Schreiber als Weltmeisterin im Semi-Kontakt und Vizeweltmeisterin im Tul sowie deren Taekwon-Do-Abteilungsleiter und Trainer Günter Potthast als Weltmeister. Von der überaus erfolgreichen Abteilung Speed-Stacking wurde Sophie Förster für ihren dritten Platz bei der Weltmeisterschaft geehrt, die elfjährige Kaja Schilcher für mehrere zweite und dritte WM-Platzierungen in den letzten Jahren sowie gemeinsam mit ihrem Vater Jörg, dem Abteilungsleiter, für ihre errungene Vizeweltmeisterschaft im Eltern-Kind-Doppel. Als zurzeit erfolgreichste Sportlerin des Vereins beim „Becher stapeln“ wurde Angelique Lange geehrt, die in allen Disziplinen, in denen sie angetreten ist, beim Sport für Menschen mit Behinderung den Weltmeistertitel geholt hat.
Untermalt wurde der Festkommers mit Musikbeiträgen des Bläserkreises. Nach dem offiziellen Teil ließen es sich die Geburtstagsgäste schmecken, um dann mit frischer Energie zur Musik von „Music and Fun“ die Tanzfläche zu erobern. Hier konnten vor allem die Paare ihr Können zeigen, die Sonntagsabend in der Raimund-Reuker-Halle bei Tanzen-Abteilungsleiterin Sandra Riedl ihre Kenntnisse aufgefrischt oder neu erworben haben. Sie profitierten auch davon, dass die Tanzfläche am Samstagabend nur hin und wieder dicht gefüllt war. „Die Original Steigerländer“ ließen sich selbst vom plötzlichen Ausfall der Lichtanlage nicht aufhalten und sorgten mit ihrer abwechslungsreichen Musik für gute Stimmung.
Gute Stimmung würde man jetzt von einem Gottesdienst nicht zwingend erwarten, doch der Ökumenische Festgottesdienst sorgte genau für diese. Das lag zum einen an der hochwertigen musikalischen Unterstützung durch die Kirchenband „Christi Road“ und die beiden Boffzener Männergesangvereine. Zum anderen aber vor allem an der Gestaltung des Gottesdienstes durch Pastorin Christiane Nadjé-Wirth und Gemeindereferent Carsten Sperling aus Stahle vom Pastoralverbund Corvey. Dieser zog bei seinem „Auswärtsspiel“ die Gemeinde schnell in seinen Bann, als er in seiner Predigt die Gemeinsamkeiten von Kirche und Sport herausarbeitete. Da nahm jeder gerne in Kauf, dass das Katerfrühstück erst ein wenig später anfangen konnte.
Foto: MTV Boffzen