Patienten in Stadtoldendorf suchen verzweifelt nach einem neuen Hausarzt
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 26. Juni 2015 10:20
Wenn Norbert Hoffmeister über die letzten Jahre immer wieder auf Existenzgründerseminaren in Göttingen war, um einen potentiellen Nachfolger anzuwerben und am entscheidenden Punkt, nach anfänglich großem Interesse der Gegenseite, der Hinweis erbracht wurde, dass die Praxis in Stadtoldendorf auf dem Land und circa 60 Kilometer von Göttingen entfernt liegen würde, wurde sofort wieder abgewunken.
Die Lage sei hinsichtlich des Attraktivitätsfaktors nicht die optimalste, dennoch sei eine finanzielle Aussicht auf dem Land durchaus gegeben und erstrebenswert. Außerdem gibt es seit geraumer Zeit weder eine Residenz- noch eine Präsenzpflicht für einen Arzt. In Notfällen sollte er jedoch innerhalb von 30 Minuten zur Verfügung stehen: „ Die Leute müssen Mut haben, sich in die Selbstständigkeit zu begeben. Die Umgebung sollte jedoch besser gestaltet werden!“
„Bei mir steht es fünf vor zwölf! Wenn ich noch ganz kurzfristig einen Nachfolger finde, würde ich sofort verkaufen!“
Doch aller Voraussicht nach wird es dazu nicht mehr kommen. Die Patienten sind gut beraten, sich einen neuen Hausarzt zu suchen. Doch so einfach, wie es scheint ist es auf keinen Fall. Kein Arzt ist dazu verpflichtet, die neuen Patienten aufzunehmen. „ Einige Patienten rufen mich an und sagen, dass sie keinen neuen Hausarzt finden, weil sie ständig abgelehnt würden“, sagte Linda Hoffmeister, Psychotherapeutin und so wie ihr Mann auch baldige Pensionärin.
Der Grund dafür liege laut Norbert Hoffmeister auch an den Gesetzen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsens. Wenn ein Arzt in einem Quartal fünf bis fünfzehn Prozent mehr Umsatz als im vorigen machen würde, würde es ihm nicht vergütet werden. Das bedeutet, dass wenn ein Arzt mehr Patienten aufnimmt, der Umsatz stiege und die 15 Prozentmarke nicht überschritten werden würde, müsste ein Hausarzt weitaus mehr arbeiten sowie höhere Unkosten tilgen und würde dafür sogar letztlich weniger verdienen. Zum anderen käme auf die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf von knapp 16.000 ein Ärzteaufkommen von acht, was aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung kein größeres Problem darstellen würde.
Wie die zukünftige ärztliche Versorgung in der Samtgemeinde aussehen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass die nächsten pensionierten Ärzte, die seinerzeit teilweise Studienkollegen von Dr. Hoffmeister waren, auch schon in den Startlöchern stehen.
Fotos: kp