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Mittwoch, 03. Juni 2015 14:33 Uhr

Die Holzmindener Tafel darf vorerst weiterleben - Mitglieder entscheiden auf Teilentlastung und wählen neuen Vorstand Die Holzmindener Tafel darf vorerst weiterleben - Mitglieder entscheiden auf Teilentlastung und wählen neuen

Holzminden (kp). Nach knapp dreistündiger außerordentlicher Mitgliederversammlung der Holzmindener-Tafel scheint die Zukunft des Vereins vorerst gesichert zu sein. Der alte und neue Schatzmeister, Bernd Rojahn, legte nach einer ausführlichen Rechnungsprüfung den notwendigen Kassenbericht des vergangenen Jahres und einen Haushaltsplan-Entwurf für das Jahr 2015 vor.

Bevor die Mitglieder über eine Entlastung des Vorstandes zu entscheiden hatten, sprachen alle anwesenden Sponsoren ihre große Solidarität für die Tafel Holzminden aus. Ralf Schwager, der das Projekt „Neues Zuhause“ der Holzmindener-Tafel von Anfang an unterstützte, indem er die neue Lokalität des Vereins zur Verfügung stellen wird, hatte angekündigt, die nächsten 20 Jahre auf die Zahlung der Miete verzichten zu wollen.

Ein Mietvertrag sei zwar noch nicht unterschrieben, da die Kommunikation zum 1. Vorsitzenden, Uwe Uecker, zum Stillstand kam. Es handelt sich hierbei um eine 450 Quadratmeter große zukünftige Unterkunft, die mit circa 300 Euro Mietkosten pro Monat verbunden sein sollte. Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse und der nicht eindeutig geklärten finanziellen Zukunft der Tafel, erklärte sich Ralf Schwager im Rahmen der Mitgliederversammlung nun dazu bereit, auf sämtliche Mietkosten verzichten zu wollen. Die Begründung markierte eine Art Leitsatz, der sich immer mal wieder durch den Verlauf des Abends zog: „Diese Stadt braucht die Tafel!“

Auch alle anderen anwesenden Sponsoren durften kurz zu Wort kommen, um ebenfalls ihre tatkräftige Unterstützung für die Zukunft zuzusagen. Der Lions-Club Holzminden machte Spendenzusagen, die unmittelbar nach Beginn des Bauprojekts für das neue Zuhause der Tafel transferiert werden würden. Der Rotary-Club  versprach seine ungebrochene Hilfe sowie die Musikschule, die sich bereit erklärte ein Benefizkonzert veranstalten zu wollen, um für die wichtige Lobbyarbeit für die Tafel zu sorgen. In Vertretung des Campe-Gymnasiums sprach Lehrer Sascha Fenz von einem Schülerprojekt, welches am 21. Juli bei einem Sportfest der Schule angestrebt wird. In Kooperation mit Unternehmen und Spendern soll ein Seilspring-Wettbewerb stattfinden, bei dem für jeden vollzogenen Seilsprung ein kleiner Betrag in die Spendenkasse wandern soll.

Bevor es jedoch zur Abstimmung über Entlastung des Vorstandes und den Neuwahlen des Vorstandes kam, wurde der Antrag gestellt, den durch die Vorwürfe der Veruntreuung und in Misskredit geratenen 1. Vorsitzenden, Uwe Uecker, abzuwählen. Vorgesehen war, dass Uwe Uecker selbstständig anwesend sein sollte, um seinen Rücktritt zu erklären, was jedoch nicht geschehen ist. Seine Abwahl wurde anschließend einstimmig beschlossen und durch den Versammlungsleiter, Superintendent Ulrich Wöhler, bekräftigt.

Nun folgte die Abstimmung zur Entlastung des Vorstandes. Unter Mithilfe des Rechtsbeistandes, Jörg Lüttmann, wurde die Alternative der Teilentlastung zur Abstimmung unter den Mitgliedern gegeben. Die Abstimmung zur Teilentlastung bezieht sich zum einen auf den ehemaligen 1. Vorsitzenden Uwe Uecker und zum anderen auf den Rest des Vorstandes.

Zum Verständnis:

Die Entlastung eines Vorstandes bedeutet rechtlich den Verzicht des Vereins auf alle Schadensersatzansprüche und sonstige Ansprüche gegen den Vorstand. Die Vorstandsmitglieder sind nach der ausgesprochenen Entlastung daher in zivilrechtlicher Hinsicht nicht mehr zu belangen und der Verein kann zukünftig nichts mehr gegen sie geltend machen kann.

Die Abstimmung der Mitglieder ergab eine einstimmige Nichtentlastung des ehemaligen 1. Vorsitzenden Uwe Uecker. Bei der Abstimmung zur Entlastung des restlichen Vorstands waren stimmten die 32 Mitglieder mit 25 Stimmen für für eine Entlastung, ein Mitglied stimmte dagegen und sechs Mitglieder enthielten sich, sodass die Weichen für die anschließend folgende Neu- bzw. Wiederwahl des Vorstandes gelegt wurden.

Zum 1. Vorsitzenden wurde der frühere Beisitzer Bernward Horn gewählt, der 2. Vorsitzende ist nun Norbert Fabig, alter und neuer Schatzmeister bleibt Bernd Rojahn, Schriftführerin wurde Uta Porsch und die drei Beisitzer  sind Hanna Zota, Gerda Boe und Herr Möller.

Finanzsituation und Hintergründe

Insgesamt sollen von dem ehemaligen 1. Vorsitzenden Uwe Uecker 57.950 Euro durch elf Bargeldabhebungen des Kontos der Holzmindener Tafel veruntreut worden sein, von denen lediglich fünf Abhebungen durch Rechnungen begründet werden konnten. Da diese Rechnungen allerdings von der Firma Uwe Ueckers ausgestellt wurden, besteht der begründete Verdacht, dass auch diese Rechnungen gefälscht sein könnten, geschweige denn, ob diese Firma tatsächlich existiert, wie sich auf der Mitgliederversammlung herausstellen konnte.

Die letzte Abhebung fand am 5.03.2015 entgegen des Beschlusses des Vorstandes statt und Betrug einen Geldwert von 12.850 Euro. Da Uwe Uecker auch diesen Betrag nicht durch Rechnungen oder dem Gegenbeweis des vermeintlich gekauften Materials, das er in Hannover zwischenlagern wollte, erbringen konnte, erhärtete sich der Verdacht gegen den 1. Vorsitzenden wegen des Verdachts der Veruntreuung. Seitdem fehlt jede Spur von Uwe Uecker, den fast 60.000 Euro sowie den angeblich gekauften Materialien für den Bau des neuen Zuhauses der Holzmindener Tafel.

Bernd Rojahn, Schatzmeister der Tafel, präsentierte nun den neuen Finanzierungsplan für das Projekt „Neues Zuhause“: Die Ur-Version des geplanten Gebäudes sollte insgesamt 110.000 Euro betragen. Aufgrund der jüngsten Vorkommnisse und der neuen finanziellen Lage konnte sich der Vorstand auf eine abgespeckte Version von 80.000 einigen.

Nun gibt es zwei Finanzierungspläne. Zum einen den optimistischen Plan, dass das verschwundene Geld irgendwann wieder auftaucht oder anderweitig erstattet werden wird, sodass die Finanzplanung im Jahr 2019 auf eine positive Summe von circa 14.618 Euro schauen kann.

Zum anderen existiert eine andere Zahlentabelle, die besagt, dass wenn das Geld verloren bleibt, eine im Jahr 2019 rotmarkierte Zahl von voraussichtlich 24.476 Euro stehen wird. Bernd Rojahns großes Anliegen sei es, diese Lücke irgendwie und schnellstmöglich zu schließen. Er könne einem Bauplan nur dann zustimmen, wenn es eine Aussicht auf grüne Zahlen gäbe.

Foto: kp


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