Großes Interesse in Eschershausen: Landkreis stellt Zentrum für Migration und Teilhabe vor – Von der angekündigte Großdemonstration der Gegner ist nichts zu sehen
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Dienstag, 02. Juni 2015 08:55
Die im Vorfeld angekündigte Großdemonstration der anonymen Bürgerinitiative „Gegen das Zentrum für Migration“, die mit der Maßnahme der Integration eine Förderung von Kriminalität und Abwertung des Immobilienwertes sieht, fand nicht statt. Zwar wurde der Abend von gelegentlichen Zwischenrufen begleitet, ob diese jedoch mit der BI in Verbindung stehen, ist nicht bekannt.
„Mein großer Wunsch ist in Erfüllung gegangen", freute sich die Landrätin Angela Schürzeberg über die große Anteilnahme, an der vom Landkreis einberufenen Veranstaltung. Durch die Veranstaltung leiteten die zuständigen Dezernenten Manuela Schäfer und Rainer Blume sowie die Gleichstellungsbeauftragte Sigrun Brünig.
Derzeit beziehen 234 Personen im Landkreis Holzminden Hilfe im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes und die Zahl der zugewiesenen Asylbewerber nimmt zu. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 134 Personen dem Landkreis zugewiesen. Bis Ende Mai dieses Jahres wurden bereits 96 Personen zugewiesen. Somit liegt ein enormer Handlungsdruck vor, Wohnraum zu finden.
"Wir bekommen wöchentlich mindestens zehn Personen zugewiesen und wissen zumeist erst eine Woche vorher, wie viele kommen, sodass ein enormer Handlungsdruck vorliegt, schnell Wohnraum zu finden. Fakt ist, wir wollen an der dezentralen Unterbringung festhalten und um Zeit zu gewinnen, das Zentrum für Migration und Teilhabe zu errichten", begründet die Landrätin die Entscheidung eines Zentrum für Migration. Gleichzeitig berichtet sie über eine große Solidarität im Landkreis, Angebote zu schaffen, um die Migranten besser zu integrieren.
Dezernentin Manuela Schäfer ging in ihren Ausführungen näher auf das Zentrum für Migration ein: „Wir bekommen vom Land einen jährlichen Zuschuss von 6.195 Euro pro Person. Dieser Betrag ist nicht kostendeckend." Derzeit sind von den 234 Personen vor allem in Eschershausen (71 Personen) und in Holzminden (63 Personen) die meisten Asylbewerber dezentral untergebracht. Diese kommen hauptsächlich aus Serbien, Syrien, Montenegro und Afghanistan.
Der Landkreis hat für die Aufnahme die Kriterien aufgestellt, dass möglichst eine notwendige Infrastruktur mit einer Busverbindung, ärztliche Versorgung, Schule, Kindergarten und Einkaufsmöglichkeiten vorliegen soll. Besonders die Mitnahme der Dörfer, die an den öffentlichen Nahverkehr nicht ausreichend angeschlossen sind, wird in der nächsten Zeit ein größeres Thema sein. Hier gilt es Paten zu finden, die Nachbarschaftshilfe für den Einkauf leisten.
"Eine Bevorratung von Wohnungen ist nicht möglich. Wir wissen nicht, wann sie kommen. Wir brauchen zeitlichen Vorlauf ", unterstreicht auch Manuela Schäfer die Notwendigkeit einer kurzfristigen und vorübergehenden Unterbringung der Migranten. Zudem bestehe das Problem, dass Migranten im Asylverfahren keinen Anspruch auf Sprachkurse haben. Diesem Problem soll mit Sprachkursen, als freiwillige Leistung des Landkreises, entgegengewirkt werden.
Das Zentrum für Migration soll eine Anlaufstelle für alle Migranten und Migrantinnen darstellen und ihnen konzentrierte Beratungsangebote bieten. In dem ehemaligen DRK-Heim sollen vorwiegend Einzelpersonen und Pärchen mit einer Verweildauer von maximal vier Wochen untergebracht werden. In Ausnahmefällen ist auch die Unterbringung von Familien möglich, wird jedoch aufgrund dessen, dass Familien Stabilität brauchen, nicht vorwiegend angestrebt.
40-50 Personen sollen untergebracht werden, wobei bei Vollauslastung eine Unterbringung von 90 Personen möglich ist, aber nicht angestrebt wird. Die Unterbringung erfolgt in Einzel- oder Doppelzimmern mit Nasszellen. Des Weiteren bietet das Gebäude, welches vom Landkreis aller Voraussicht nach zunächst zwei Jahre gemietet wird, Gemeinschaftsküchen- und Gemeinschaftsaufenthaltsräume. Die Zimmer werden mit einer Grundausstattung von den Migranten bewohnt. Das Zentrum soll eine Betreuung rund um die Uhr darstellen, sodass die Bewohner stets sozial begleitet werden. An dem Gebäude werden bis zur Errichtung noch kleine brandschutzbedingte Eingriffe vorgenommen.
Neben der Bestandsaufnahme der Asylanten bietet das Zentrum für Migration eine bessere Koordination von Integrationsaufgaben und den Aufbau/Pflege von kooperativen Strukturen, sodass beispielsweise Kooperationen mit Vereinen geschlossen und Projekte oder Veranstaltungen initiiert werden können.
Um der Aufgabe der Beratung und Betreuung nachzukommen, wird die ganze Woche über die Asyl- und Ausländerbehörde Vorort sein. Zudem wird durch die KVHS Sprachkurse gegeben. Ein Migrant im Asylverfahren darf erst nach dem Wechsel in das Sozialgesetzbuch (i.d.R. nach 18 Monaten in Deutschland) Arbeit aufnehmen, sodass für die KVHS ein großes Thema die Anerkennung von Berufsabschlüssen sein wird. Die Beratung erfolgt des Weiteren durch Kirchen und Wohlfahrtsverbände sowie in Form der ehrenamtlichen Träger durch die Integrationslotsen.
Der Landkreis sucht weiterhin nach Wohnung zur dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern. Geeigneter Wohnraum kann unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und der Telefonnummer 05531 707243 angezeigt und in einer Wohnungsliste eingetragen werden. Unter denselben Kontaktdaten kann man sich zudem über eine ehrenamtliche Mithilfe an der Integration der Migranten informieren.
Um die Integration weiterhin besser zu fördern wird die KVHS im September wieder eine Ausbildung zum Integrationslotsen durchführen.