„Vertrauliche Geburt: damit auch ungewollte Kinder eine Chance haben“ In Holzminden formiert sich ein Netzwerk mit relevanten Akteuren
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Mai 2015 09:38
Das Gesetz zum Ausbau der Hilfe für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt war im Mai 2014 in Kraft getreten. Die Ziele des Gesetzes sind die medizinisch begleitete und beschützte Geburt unter Wahrung der Anonymität der Frau und andererseits dem Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft in gleicher Weise Rechnung zu tragen. Zeit sich nun gemeinsam zu informieren und Verfahrensabläufe für den Fall der Fälle abzustimmen.
In den letzten Monaten haben sich Kirsten Benthack und Petra Vaal (pro familia Holzminden) sowie Cornelia Freitag-Koch (Caritas-Verband Holzminden) zu qualifizierten Fachkräften ausbilden lassen. „Wir haben jetzt hier vor Ort das nötige Wissen, um Frauen, die eine vertrauliche Geburt wünschen, zu beraten und zu unterstützen“ freut sich Gleichstellungsbeauftragte Sigrun Brünig.
„Seit dem das Gesetz in Kraft getreten ist, haben bundesweit 95 Frauen vertraulich entbunden“, so Petra Vaal in ihrem Vortrag. Jeder Fall sei anders gelagert und die Ausgangslagen der Frauen sehr unterschiedlich, aber alle befänden sich in einer sehr schwierigen psycho-sozialen Lage. „Es könnte zum Beispiel eine Ehefrau sein, die ihrer Familie eine außereheliche Schwangerschaft verheimlichen will oder eine Prostituierte, die Angst vor Repressalien durch ihren Freier habe“ führt Cornelia Freitag-Koch weiter aus. Die beiden Referentinnen informieren über die Inhalte des Gesetzes ebenso, wie über die Ziele, die Rechte des Kindes, der Mutter und des Vaters. Breiten Raum nehmen die Verfahrensabläufe ein, zu denen dann auch lebhaft diskutiert wird.
Wie kann die Anonymität der Schwangeren sichergestellt werden? Werden die Kosten für die Vorsorgeuntersuchungen und die Entbindung übernommen? Was passiert dann mit Kind und Mutter? Was müssen Standesamt und Jugendamt in die Wege leiten und vor allem wie gelangen die Informationen zeitnah an die entsprechenden Stellen?
Die Beraterinnen der Caritas und pro familia begleiten den kompletten Verlauf einer vertraulichen Geburt. Das heißt, sie sind von der ersten Kontaktaufnahme der Schwangeren bis zur Entbindung und auch bis zur Familiengerichtlichen Entscheidung über Vormundschaft und Adoption Ansprechpartnerin.
„Es ist gut, dass wir jetzt ein Netzwerk für alle am Prozess der vertraulichen Geburt beteiligten Institutionen und Professionen knüpfen und wenn ein Fall eintritt sofort professionell handeln können“, so eine Teilnehmerin. Vielfältiges Informationsmaterial ist zu diesem Thema im Gleichstellungsbüro des Landkreises oder in den Beratungsstellen erhältlich. Unter der Telefon-Nr. 05531 – 10807 (pro familia Beratungsstelle Holzminden) oder 05531 -5787 (Caritas-Verband Holzminden) können Fragen beantwortet werden. Auch die bundesweite Hotline steht rund-um-die Uhr mehrsprachig zur Verfügung: 0800 – 40 40 020, ebenso gibt es Auskünfte im Internet unter www.geburt-vertraulich.de.
Foto: Landkreis Holzminden