Montag, 25.11.2024
Freitag, 20. Februar 2015 16:22 Uhr

Wie funktioniert der Öffentliche Personennahverkehr im Kreis Holzminden? – Nachbesprechung mit RBB und Landkreis Wie funktioniert der Öffentliche Personennahverkehr im Kreis Holzminden? – Nachbesprechung mit RBB und Land

Landkreis Holzminden (cao). „Jahrelang achte ich auf die Sicherheit meiner Kinder: gute Kindersitze im Auto, Fahrradhelm und so weiter und muss jetzt relativ "machtlos" zusehen, wie meine Tochter im Bus stehend über die Dörfer gefahren wird.“ – das ist einer der zahlreichen Einträge einer Onlinepetition mit dem Titel „Veraltete Schulbusse, schlechte Verkehrsanbindungen und fehlendes Notfallmangement, es reicht“, die momentan im Internet kursiert.

Anstoß für diese Petition ist der Schulbusunfall, der sich am Dienstag, 27. Januar, auf der Strecke zwischen Denkiehausen und Mackensen ereignete. Der Bus, der 58 Schulkinder zur Paul-Gerhardt-Schule Dassel transportieren sollte, verunglückte und blieb im Graben auf der Seite liegen.

Der Landkreis Holzminden hat dies zum Anlass genommen ein gemeinsames Pressegespräch mit der Regionalbus Braunschweig (RBB) vertreten durch Betriebsstellenleiter Holzminden, Jörg Göke, zu organisieren. „Wir haben dieses Gespräch nicht nur wegen des Unfalls einberufen, sondern um grundlegend klarzustellen wie der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Holzminden funktioniert“, sagte einleitend Landrätin Angela Schürzeberg. „Es ist uns wichtig, noch einmal zusammenfassend darzustellen, wie der Schulbusunfall ablief“, stimmte Hans-Joachim Scholz, Dezernent für Bildung Kreisentwicklung zu

Pressesprecherin Marie-Luise Niegel erläuterte zunächst, welche Maßnahmen unmittelbar nach dem Unfall veranlasst worden sind. Zunächst habe man ein Bürgertelefon eingerichtet, Informationen auf der Internetseite des Landkreises eingestellt und die Sofortmaßnahmen vor Ort begleitet. „In der Woche danach gab es einen Termin mit allen betroffenen Eltern und Schülern, sowie der Schule, dem Busunternehmen, der RBB und der Polizei in der Paul-Gerhardt-Schule“, so Niegel. Parallel findet nun die Überprüfung und Weiterentwicklung der einzuleitenden Maßnahmen nach Schulbusunfällen mit dem Rettungsdienst, sowie dem Beauftragten für den ÖPNV statt. Dazu gehöre unter anderem auch das Notfallmanagement in den Schulen. Speziell arbeite der Landkreis daran, wie die Informationskette Schüler – Eltern – Schule – Polizei unter Berücksichtigung des Datenschutzes verbessert werden könne.

Viele Eltern erhoben Vorwürfe, man habe die Kinder zu spät aus dem Bus befreit, die Straße sei nicht glatt gewesen und der Informationsablauf sei zu spät erfolgt. Auch die Sitz- und Stehplatzsituation in Linienbussen, sowie der Zustand der Busse wurden stark kritisiert. Zu diesen Vorwürfen äußerte sich nun Jörg Göke von der RBB. „Unsere Linienbusse und die unserer Auftragsnehmer werden alle drei Monate auf Herz und Nieren geprüft und bekommen einmal im Jahr eine Hauptuntersuchung. Jeder Bus besitzt ein Prüfbuch, das vom Straßenverkehrsamt regelmäßig kontrolliert wird. Jeder unserer Fahrer und auch jeder Auftragsfahrer wird umfassend geschult“, betont Jörg Göke. Es sei völlig klar, dass sich der Busfahrer besser hätte um die Kinder kümmern müssen. Die Entscheidung, die Schüler bis zum Eintreffen der Rettungskräfte im Bus zu behalten, sei jedoch seiner Ansicht nach richtig gewesen. „Hätte man ohne Aufsicht die Scheiben eingeschlagen, wären womöglich Kinder von den Scherben verletzt worden. Und auch das Herumlaufen von 58 Personen auf einer Landstraße hätte ein hohes Unfallrisiko verursacht“, so Göke.

Im Kreis Holzminden sind 50 Busse im Einsatz. 14 davon gehören der RBB, 36 weitere sind Eigentum der Auftragsnehmer. „Die Busse haben im Durschnitt ein Alter von sieben bis acht Jahren. Jedoch muss man berücksichtigen, dass viele Teile ausgetauscht werden und deshalb ein technisch neuerer Stand erreicht wird“, sagt der Betriebsstellenleiter. Er betont, dass der Bus eines der sichersten Verkehrsmittel sei. In der Statistik werden bei Unfällen etwa 30.000 Fußgänger verletzt und nur 5.800 Personen in Omnibussen. Als Unfallursache in diesem speziellen Fall vermute man, dass das Fahrzeug aufgrund von Straßenglätte weggerutscht und somit die Vorderachse von der Straße abgekommen sei. Generell dürfe ein Bus mit stehenden Fahrgästen nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde fahren.

Marie-Luise Niegel erklärte noch einmal das Verfahren in der Notunterbringung in Heinade, „Die Kinder wurden unterteilt in solche, die eine intensivere Betreuung benötigen und solche, die körperlich nicht verletzt waren“. So sei es möglich gewesen, dass sich die Kinder in kleineren Gruppen untereinander über den Unfall austauschen konnten und auch erst später bemerkte Verletzungen noch behandelt werden konnten. „Hätte man alle Kinder sofort zu ihren Eltern gelassen, wäre das Kontrollraster verloren gegangen und spätere Verletzungen wären vielleicht unentdeckt geblieben. Wir bitten um Verständnis für diese Maßnahme“, sagte Landrätin Angela Schürzeberg.

„Für die Zukunft, in der ein ähnlicher Fall hoffentlich nicht noch einmal eintritt, müssen wir daran arbeiten, dass die Eltern schneller informiert werden“, ist man sich einig. Zu diesem Thema sollen noch Gespräche mit den Schulen im Landkreis erfolgen.

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