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Mittwoch, 04. Februar 2015 13:48 Uhr

Die vergessene Stadt - Die Serie im Blickpunkt: Spuren aus dem Mittelalter zeugen von Zivilisation (BP10) Die vergessene Stadt - Die Serie im Blickpunkt: Spuren aus dem Mittelalter zeugen von Zivilisation (BP10)

Stadtoldendorf/Eschershausen (rus). Wälle und Gräben, sichtbare Mauerreste und verborgene Straßenpflaster, tiefe Höhlen und zahlreiche Fundstücke aus verschiedenen Zeitepochen beweisen noch heute, dass im unmittelbaren Umfeld der Burgruine Homburg noch mehr gewesen sein muss, als „nur“ eine Höhenburg auf einem Berg. Wie bereits festgestellt handelte es sich bei der Homburg nicht um eine bloße Festung, sondern um eine herrschaftliche Burg, die in ihrer Art und Ausstattung besonders hochwertig gewesen sein muss.

Gebrannte Ofenkacheln gehörten da ebenso dazu wie auch zwei Bergfriede. In einem Umkreis von mehreren Kilometern rund um die Burg zeugen Fundstücke und Besiedlungsspuren von einstiger Zivilisation. "Erst 2005 wurde bei Geländebegehungen nordöstlich der Homburg eine Besiedlung unbekannter Größe mit mehreren Teichen gefunden", erzählt Raimond Schulze. 

Allein vier große Siedlungen sollen dicht bei der Homburg liegen und noch heute unter dem Waldboden schlummern, die Siedlung „Hoppenhöfe“ darunter soll eine Fläche größer als die der historischen Stadt Stadtoldendorf gehabt haben. Auch wenn die Homburg irgendwann militärisch bedeutungslos wurde, gab es noch immer Siedlungen unterhalb der Burg. Heute wissen allerdings nur noch wenige Menschen etwas darüber. Schon beim Bau des Jugendwaldheimes 25 Eichen, heute Waldpädagogikzentrum, wurden mitten im Wald Scherben und Aschereste gefunden. Im Laufe der Zeit konnten mehrere Gipsmeiler ausfindig gemacht werden und erst vor wenigen Jahren sogar ein alter Backofen aus Stein, wie er auf dem Gelände des Waldpädagogikzentrums heute angeschaut werden kann.

Im Wald gibt es vielfältige Arten von Besiedlungsspuren, Hinweise auf die Herstellung von Werkzeugen, Waffen und sogar Münzen. Buntmetall, Kochgeschirr, mittelalterliches Kinderspielzeug und Tonpfeifenreste, Hufeisen, Eisennägel und Tonscherben finden sich unter den Fundstücken, die allein Raimond Schulze dort oben gefunden hat. Schulze war im Rahmen mehrerer Ausgrabungen oben auf der Burg und im unmittelbaren Umfeld, kennt den Wald dort wie fast kein zweiter. Mit ihm haben wir uns auf den Weg in den Wald rund um die Burgruine gemacht und dabei viele spannende Hinweise über das Mittelalter entdecken können.


Eine alte Schmiede befand sich direkt am Weg hinauf zur heutigen Burgruine. Hier wurden Werkzeuge geschmiedet und später sogar Münzen. Ein mittelalterliches Wegepflaster aus quer und längs verlegten Steinen ist nur wenige Zentimeter unter dem lockeren Waldboden noch heute zu finden – abseits des heutigen Weges versteht sich. Alte Mauerreste und Befestigungen zeigen, hier war früher Leben. „Auch der Bewuchs an Bäumen verrät vieles über die Historie dieser Gegend“, sagt uns Schulze. Denn an ihnen kann man noch heute, Jahrhunderte später, erkennen oder besser erahnen, wo früher etwa Wege entlang liefen. Wo sich dichtes Wurzelwerk durch verbliebene Mauerreste bohrt, befördert dies sogleich weitere Spuren ans Licht. Nicht weit von der Schmiede entfernt findet man übrigens den Klusanger mit Klause und Kirche aus der Zeit um 1500. Ein Fundament aus Stein gibt es ebenso noch wie einen aus Stein verstärkten Unterbau, wo vielleicht einmal der Altar gestanden haben könnte. Hier ganz in der Nähe fand man auch einen mittelalterlichen Buchbeschlag aus Silber. Gehörte er einem damals hier lebenden Mönch?

Vergessene Höhlen, weitere Besiedlungsspuren sowie Hinweise auf ein einstiges geheimes Stollenprojekt aus dem Zweiten Weltkrieg, das und noch vieles mehr gibt es zu entdecken, was zunächst in den folgenden Blickpunkt-Ausgaben und später auch online zu lesen sein wird. Finden im Homburgwald weitere Ausgrabungen statt, um diese und weitere Zeugen längst vergangener Zeiten auch den Menschen heute zugänglich zu machen? Leider wurden die Arbeiten dazu bereits vor einigen Jahren eingestellt. Auch einige der bis dahin ausgegrabenen Stellen sind wieder unter Laub und Gehölz verdeckt. Eine offizielle Anfrage der Redaktion bei der Kreisarchäologie des Landkreises Holzminden läuft.

Fortsetzung folgt...

Dies war ein Artikel aus unserem Printmagazin "Blickpunkt" (Ausgabe Nr. 10 - 02/2015).

Fotos: Schulze

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