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Donnerstag, 25. Dezember 2014 16:11 Uhr

Gelingt nur in Kooperation: Weiterentwicklung von Schulsozialarbeit - Erster Fachtag „Schulsozialarbeit in Niedersachsen“ an der HAWK diskutierte über Status Quo und Zukunft von schulischer Sozialarbeit Gelingt nur in Kooperation: Weiterentwicklung von Schulsozialarbeit - Erster Fachtag „Schulsozialarbeit in N

Holzminden (r). „Wohin geht es mit der Schulsozialarbeit in Niedersachsen?“ lautete das Thema bei der Abschlussdiskussion des Fachtages, an dem neben Wissenschaftlern/innen auch Fachleute aus der Berufspraxis, Vertreter/innen der Berufsverbände sowie Politiker des niedersächsischen Landtages leidenschaftlich miteinander diskutierten. Rund 260 Teilnehmer/innen hatte das Thema nach Hildesheim gelockt. Vor allem Praktiker/innen, Fachkräfte in der Schulsozialarbeit und Studierende der Sozialen Arbeit waren aus dem ganzen Land zu dem ersten Fachtag seiner Art gekommen - eine kleine Gruppe von Lehrern/innen und Schulleitern/innen war ebenfalls anwesend.

Die Organisatorin und Initiatorin der Fachtagung, HAWK-Prof. Dr. Maria Busche-Baumann von der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, freute sich am Ende sehr über die gelungene Veranstaltung: „Wir haben kontrovers diskutiert. Es ist wichtig in der Forschung und Wissenschaft, dass die verschiedenen Standpunkte zum Tragen kommen und argumentativ ausgetauscht werden. Ich bin sehr froh darüber, dass uns das heute gelungen ist.“ Über den guten Zuspruch freute sich auch HAWK-Vizepräsident Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, der die Eröffnungsworte an das Fachpublikum richtete.

In Vorträgen und Workshops gab es vertiefende Einblicke in die Berufspraxis, dabei wurden aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Schulsozialarbeiter/innen in Niedersachsen in Vorträgen und Workshops einen Tag lang diskutiert. „Zum einen haben wir in den letzten zehn Jahren einen deutlichen Ausbau von Schulsozialarbeit an allen Schulformen und -arten. Was aber parallel versäumt wurde: die Schulsozialarbeit rechtlich, finanziell und inhaltlich auch auf solide Füße zu stellen. Und das war der Knackpunkt in der Diskussion. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir die Schulsozialarbeit künftig in Niedersachsen gestalten wollen? Wir müssen den Knoten jetzt durchschlagen“, fasste Prof. Dr. Maria Busche-Baumann die Problematik zusammen. Bei der Abschlussdiskussion waren neben Wissenschaftlern/innen auch Fachleute aus der Berufspraxis, Vertreter/innen der Berufsverbände sowie Politiker aus dem niedersächsischen Landtag vertreten. Moderiert wurde das einstündige Podium von Prof. Dr. Anke Spies von der Universität Oldenburg.

Die leidenschaftlich geführte Diskussion drehte sich um die derzeit prekären Beschäftigungsaussichten von Schulsozialarbeitern/innen mit befristeten Verträgen, die Schuldenbremse des Bundes sowie die Stagnation der Weiterentwicklung der Thematik in der Politik seit mehr als einem Jahrzehnt. Es wurde aber auch die wachsende Bedeutung von Schulsozialarbeit angesichts von Inklusion in den Schulen und den damit steigenden Anforderungen an Lehrer/innen und Sozialarbeiter/innen hervorgehoben.

Busche-Baumann zeigte sich am Ende der Diskussionsrunde positiv beeindruckt: „Ich habe heute eine Offenheit erlebt, diese bisher bilateralen Gespräche zukünftig in einem Netzwerk weiterzuführen. Und das ist auch nur logisch: Wenn Schulsozialarbeit nur in Kooperation gelingen kann, dann kann die Weiterentwicklung ebenfalls nur in Kooperation gelingen. Das ist heute verabredet worden. Es hat mich überrascht, dass wir so konkret geworden sind."

Einen sehr ähnlichen Eindruck gewann auch Uwe Santjer als ein Vertreter der SPD-Regierungsfraktion im Landtag und ihr stellvertretender bildungspolitischer Sprecher. Santjer bezeichnete die Veranstaltung als fachlich hoch qualifiziert und für die Politik sehr unterstützend. Der HAWK komme dabei als Initiatorin und somit Impulsgeberin ein hoher Stellenwert zu.

Obwohl in der Diskussionsrunde die Politiker viel Kritik von Seiten der Praktiker/innen und Zuschauer/innen einstecken mussten, sieht Santjer die weitere Entwicklung der niedersächsischen Schulsozialarbeit mit Zuversicht: „Ich nehme heute mit, dass viele Dinge nicht geklärt sind, was die schulische Sozialarbeit angeht: Es geht einerseits um die Frage, wer ist der Träger und wer finanziert? Und andererseits: Wer kann am Ende die Arbeit dann vor Ort machen?“ Deshalb sei es wichtig, dass er die Einladung aussprechen konnte, in einem kleinen Kreis nochmal im politischen Raum und mit dem Kultusministerium zusammen zu überlegen, welche Schritte notwendig sind, damit man landesweit zu einer guten Konzeption komme.

Prof. Busche-Baumann betonte aber auch die Wichtigkeit des Themas angesichts der Ausbildung neuer Sozialarbeiter/innen: „Wir haben eine große Verantwortung für junge Menschen, die hier Soziale Arbeit studieren und die wir auch qualitativ sehr gut für das Handlungsfeld Schulsozialarbeit ausbilden müssen.“ Dies werde bereits seit Jahren innerhalb von einführenden Veranstaltungen und Forschungsprojekten realisiert. „Und unser Forschungsprojekt zu dem Thema ist natürlich sehr gut, um die neuen Erkenntnisse auch gleich an die Studierenden weiterzugeben, mit ihnen zu diskutieren und somit das Handlungsfeld weiterzuentwickeln“, so Busche-Baumann weiter.

Dem Fachtag vorausgegangen war das Forschungsprojekt „Schulsozialarbeit in Niedersachsenunter der Leitung von Busche-Baumann, mit dem dieses Tätigkeitsfeld erstmals umfassend empirisch erfasst und ausgemessen wurde. So wurde belastbares Datenmaterial für eine erforderliche Entwicklungsarbeit in Niedersachsen erhoben.

Die Ergebnisse daraus wurden auch während der Tagung tiefgehend diskutiert: Schulsozialarbeit ist an vielen Schulen in Niedersachsen noch ein relativ „junges“ Phänomen, findet sich aber in allen Schulformen wieder. Die Stundenkontingente der Fachkräfte reichen für eine Gewährleistung der fachlichen Standards oft nicht aus. Obwohl ein großer Bedarf an Schulsozialarbeit besteht, auch angesichts des wichtiger werdenden Themas der Inklusion an Schulen, führen nicht abgestimmte sowie auf unterschiedlichen Ebenen laufende befristete Programme zu einer eher unsystematischen fachlichen Begleitung. Hinzu kommt, dass verbindliche, rechtliche Grundlagen für die Schulsozialarbeiter/innen oft unklar gestaltet sind. Hier stehen Bund, Länder und Kommunen in der Verantwortung.

Foto: HAWK

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