Montag, 25.11.2024
Samstag, 21. Juni 2014 20:15 Uhr

Corvey ist Weltkulturerbe! Corvey ist Weltkulturerbe!

Corvey (r). Es ist geschafft! Seit heute gehört Corvey zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auf ihrer 38. Tagung im arabischen Katar entschieden die Delegierten des UNESCO-Komitees, das herausragende Westwerk der ehemaligen Reichsabtei aus dem 9. Jahrhundert und die versunkene Klosterstadt Civitas Corvey in die begehrte Liste der "Schätze der Welt" aufzunehmen.

Durch den besonderen Titel ist Corvey nun die 39. Welterbe-Stätte in Deutschland und die erste im westfälischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen. Zu diesen von der UNESCO ausgewählten Orten zählen in Deutschland bislang unter anderen die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin, die Altstädte von Stralsund und Wismar, die karolingische Königshalle in Lorsch, die Klosteranlage Maulbronn oder die Wieskirche im Pfaffenwinkel. Auf der internationalen Bühne kann Corvey nun in einem Atemzug mit dem Pariser Eiffelturm, der Chinesischen Mauer oder den Pyramiden von Gizeh genannt werden.

Die Nachricht über die Aufnahme sorgt für Jubel an der Weser: "Es freut mich riesig, dass sich der hohe Aufwand gelohnt hat", sagt die Geschäftsführerin und Museumsleiterin des Kulturkreises Höxter-Corvey, Dr. Claudia Konrad. "Darüber hinaus bedeutet der Welterbe-Titel der UNESCO nicht nur für Corvey eine erhöhte Aufmerksamkeit, eine Image-Steigerung und eine Zunahme an Besuchern, sondern die gesamte Region des Weserberglandes und Westfalens profitiert davon", ist die Museumsleiterin überzeugt. Dr. Claudia Konrad weiß, dass nach der UNESCO-Entscheidung die Arbeit vor Ort erst richtig beginnt, zeigt sich aber optimistisch: "Wir Akteure vor Ort werden uns bemühen, dieser hohen Auszeichnung gerecht zu werden und alles tun, um die Ausstrahlung dieses außergewöhnlichen Kulturerbes voranzubringen".

Seit 1999 steht Corvey bereits auf der nationalen Vorschlagsliste (Tentativliste) der UNESCO. Seit 2010 haben die Corveyer Initiatoren mit zahlreichen Experten wie Archäologen, Historikern, Denkmalpflegern und vielen anderen unter Hochdruck an den Antragsunterlagen gearbeitet. 2012 meldete Deutschland „Corvey - Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“ offiziell beim Welterbe-Komitee in Paris an. Ein Gutachter der ICOMOS, des Internationalen Rates für Denkmalpflege, machte sich im vergangenen Jahr ein intensives Bild von Corvey. Nun hat der langjährige Einsatz Erfolg gezeigt und das UNESCO-Gremium hat sich von Antrag und Gutachten überzeugen lassen.

Corvey galt im frühmittelalterlichen Deutschland als eines der bedeutendsten Klöster der damaligen Welt. Einst 822 im Auftrag von Karl dem Großen und seinem Nachfolger Ludwig dem Frommen strategisch günstig an den Ufern der Weser gegründet, avancierte die Benediktinerabtei in kurzer Zeit zum geistigen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leuchtturm, der weit nach Europa strahlt. Einzigartig waren Klosterbibliothek und Scriptorium.

Auch heute noch beeindruckt Corvey die Besucher als weitläufige barocke Schlossanlage. Neben der Abteikirche des ehemaligen Klosters sind der Kreuzgang und der prächtig ausgestattete Kaisersaal, der als Kulisse für die „Corveyer Musikwochen“ dient, sehenswert. Das Museum Höxter-Corvey bietet regelmäßig ein Forum für die Kunst. Die Fürstliche Bibliothek mit einem Bücherbestand von 74.000 Bänden, zählt zu den größten Privatbibliotheken in Deutschland. Als prominentester Bibliothekar wirkte einst August Hoffmann von Fallersleben in den restaurierten 15 Sälen voller Bücherschränke.

Mit Corvey sind nun 39 Welterbe-Stätten in Deutschland vertreten. Die Entscheidungen im Welterbe-Komitee mit Experten aus mehr als 190 Ländern werden mehrheitlich auf Grundlage von Expertengutachten getroffen. Ausschlaggebend dafür sind der universelle Wert der Stätte sowie ein Plan, der den Erhalt für künftige Generationen sicherstellt. Das Übereinkommen der UNESCO zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt wurde im Jahre 1972 verabschiedet. Das UNESCO-Welterbe-Komitee tagt noch bis zum 25. Juni 2014 in Katars Hauptstadt Doha.

Foto: Weserbergland Tourismus

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