Von „Russischen Phantasien“ inspiriert - Starklarinettist Dimitri Ashkenazy spielt in der Stadthalle Holzminden
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 31. Januar 2014 14:18
Die Musikkarriere des Kosmopoliten mit schweizer Pass und russischen Wurzeln war quasi vorprogrammiert: Schon sein Großvater hatte seinerzeit als Pianist und sein Vater als Dirigent die internationale Klassikszene maßgeblich geprägt. Dennoch oder gerade deshalb hat sich Dimitri Ashkenazy längst mit seinem grandiosen Klarinettenspiel einen völlig eigenständigen Ruf erworben. Vom Opera House in Sydney über die Salzburger Festspiele bis zur Hollywood Bowl in Los Angeles, überall hat sich Dimitri Ashkenazy in die Herzen der Zuhörer gespielt. Er konzertiert mit den berühmtesten Orchestern, beispielsweise dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin, dem Royal Philharmonic Orchestra und den Petersburger Philharmonikern, unter bedeutenden Dirigenten. Kammermusikpartner lesen sich wie das "Who is who“ der klassischen Musikszene. In Holzminden wird Dimitri Ashkenazy von der Camerata Bohemica Prag begleitet, einem anerkannten Orchester mit jungen ambitionierten Musikern aus Tschechien, unter der Leitung des bekannten Dirigenten Gudni A. Emilsson. Der in Tübingen lebende Isländer, der unter anderem Preisträger der „Herbert von Karajan-Stiftung“ ist, reist mit international renommierten Solisten im Dienst der Musik rund um die Welt. Der Chefdirigent des „Thailand Philharmonic Orchestra“ ist darüber hinaus als entdeckungsfreudiger Gastdirigent mit zahlreichen namhaften europäischen Orchestern verbunden.
Das Thema des Konzertes „Russische Phantasien“ wird bestimmt durch die Sehnsucht vieler russischer Komponisten nach dem Land, wo die Zitronen blühen, nämlich Italien. „Oh hundertmal geliebtes Italien, du bist für mich wie ein Paradies“, so ein euphorisches Zitat von Peter Illjitsch Tschaikowski(1840 bis 1893).
Dimitri Ashkenazy wird mit einer spannenden Melange aus russischer melancholischer Träumerei und italienischer Freiheit und Lebensfreude aufwarten, einerseits der „Canzona“ von Sergej Taneyev (1865 – 1915) und andererseits der „Introduktion, Thema und Variationen für Klarinette und Streicher“ von Giachino Rossini (1792 – 1868).
Sergej Taneyev war als Schüler von Tschaikowski eine der führenden Persönlichkeiten der russischen Komponistenszene an der Wende zum 20. Jahrhundert. Trotzdem sind seine Werke in der westlichen Welt heute weitgehend in Vergessenheit geraten – ganz zu Unrecht, wie seine zarte, fast lyrische Canzona zeigt, in der die Klarinette voller Melancholie dem Orchester antwortet. Dagegen erlebt der Zuhörer bei dem Werk von Rossini ein Feuerwerk von solistischer Virtuosität ebenso wie dramaturgische und theatralische Anklänge an die Oper. Das Stück ist eines der wenigen Instrumentalstücke von Rossini. Wahrscheinlich haben ihn die so sehr an die menschliche Singstimme erinnernden Ausdrucksmöglichkeiten der Klarinette motiviert.
Die Klarinettenkonzerte werden von zwei Orchesterstücken umrahmt, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Zunächst eine Auswahl aus den Jazz-Suiten Nr. 1 und Nr. 2, die Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975) komponierte, um den „sowjetischen Jazz“ auf ein professionelles Niveau zu heben. Die Themen der Sätze sind durchweg „Ohrwürmer“, die Arrangements von meisterhafter Brillanz und Originalität, die Instrumentation ebenso phantasievoll wie gewitzt. In seinem Jazz klingen afro-amerikanische Rhythmen durch, aber auch die Weite Russlands und die damit verbundene Melancholie ist förmlich spürbar.
„La Tempesta“, die sechste Streichersonate des zwölfjährigen Rossini, steht hingegen für unbeschwerte italienische Grazie und gilt als „grandioser Genieblitz, als schöpferischer Wurf, der nur wenige Parallelen in der Musikgeschichte kennt“. Mit einer Liebeserklärung an Florenz – einer Synthese von russischer Sehnsucht und italienischem Temperament - endet das Konzert. Das heitere, lebensbejahende Werk „Souvenir de Florence op. 70“ schrieb Peter I. Tschaikowski kurz nach seinem mehrmonatigen Erholungsurlaub in Florenz im Jahr 1890. Das Stück beginnt jubelnd und voller Überschwang, geht über in einen wehmütigen melodischen Satz bis hin zum furiosen, russisch-folkloristisch inspirierten Finale.
Karten für das Konzert sind an den üblichen Vorverkaufsstellen Täglicher Anzeiger Holzminden, Stadtmarketing Holzminden, Kulturamt Holzminden, in Höxter bei Bücher-Brandt und der Kultur- und Touristinformation sowie bei hellweg-ticket-online und am Veranstaltungstag an der Abendkasse ab 19 Uhr erhältlich.
Foto: Kullturverein Holzminden