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Samstag, 28. Dezember 2013 17:51 Uhr

Trauerzug durch Holzminden: Über 1.000 Menschen nehmen Abschied von Emrah K. Trauerzug durch Holzminden: Über 1.000 Menschen nehmen Abschied von Emrah K.

Holzminden (rus). „Wir wollen Gerechtigkeit für Emrah und mahnen, dass man seinen Tod nicht einfach so hinnehmen darf“, bringt es Ümüt Bayer, Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde Ditib Holzminden am Ende des Marsches im Gespräch mit der Weser-Ith News und den Weserbergland-Nachrichten auf den Punkt. Über 1.000 Menschen haben sich am Sonnabendnachmittag ihm und damit dem Trauermarsch angeschlossen, um Abschied zu nehmen von Emrah K., der bei einem Polizeieinsatz einige Tage vor Weihnachten ums Leben kam. Mit einer abschließenden Kundgebung direkt vor dem Haupteingang des Polizeikommissariats Holzminden endete der Trauermarsch, der sich zuvor von der Bahnhofstraße aus seinen Weg durch die Innenstadt gebahnt hatte, dabei von zahlreichen Zuschauern an den Straßenrändern verfolgt wurde.

Viele der Teilnehmer kamen direkt aus dem Kreisgebiet, daneben aber auch einige aus Bielefeld, Hannover und sogar von noch weiter weg, so einer der Organisatoren. „Viele konnten aufgrund der zurückliegenden Feiertage nicht kommen und meldeten sich stattdessen telefonisch, andere wiederrum haben für ihre Teilnahme extra ihren Urlaub abgebrochen“, so Bayer. Unter ihnen auch ein Arzt aus Koblenz, der ebenfalls anlässlich des Marsches nach Holzminden kam. Als Mediziner gab er auf der Kundgebung einige Erläuterungen zur Krankheit Emrahs und gab damit Hilfestellung weiter, wie solchen Menschen in bestimmten Situationen geholfen werden könne. Nach Aussagen der Trauerredner litt Emrah an Schizophrenie. Zwar mache diese Veranstaltung Emrah nicht mehr lebendig, doch alle sollten wissen, wie so etwas künftig vermieden werden könne, so der Tenor der Redner.

Auch eine Nachbarin berichtete von den dramatischen Minuten vor den tödlichen Schüssen, die Emrah K. in die Brust trafen und welchen er später erlag. Viele der Teilnehmer hatten Tränen in den Augen, anderen wiederum war der Wut anzusehen, der in ihnen steckt. Mit dutzenden Transparenten machten sie sich Luft und forderten Gerechtigkeit. Ein enger Freund des Verstorbenen sagte: „Wir haben nun zwei Anwälte eingeschaltet und hoffen, dass der Vorfall bald gerichtlich aufgeklärt werden kann“. Sie fordern allesamt, den SEK-Beamten, der die tödlichen Schüsse abgefeuert haben soll, aus dem Dienst zu entfernen und stellen daneben sogar die Ausbildung der Polizei in Frage. Zu den einzelnen Redebeiträgen und einem Gedicht gab es Applaus, an anderer Stelle herrschte wiederum bedrückende Stille. Polizeichef Michael Weiner zeigte sich aus polizeilicher Sicht zufrieden mit der Veranstaltung. Im Gespräch mit der Weser-Ith News sagte er, dass es von Anfang an eine vertrauensvolle und ehrliche Zusammenarbeit zwischen dem Veranstalter, der türkisch-islamischen Gemeinde, und der Polizei gewesen sei.

Was wirklich am Abend des 19. Dezembers in der Wohnung in der Bahnhofstraße passierte, in der Emrah K. und seine Mutter wohnten, soll nun durch die Staatsanwaltschaft geklärt werden, die gleich nach dem Einsatz die Ermittlungen aufgenommen hatte. Emrah wurde zwischenzeitlich in die Türkei geflogen und dort in der Stadt Merzifon im Nordosten des Landes bereits beigesetzt. In ein paar Wochen soll hierzu in Holzminden eine Gedenkveranstaltung stattfinden.

Zu späterer Zeit werden wir auch ein Nachrichtenvideo veröffentlichen.

Fotos: rus

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