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Dienstag, 26. November 2013 16:37 Uhr

Angehende Förster von der HAWK lernen Waldbrandbekämpfung auf Zypern Angehende Förster von der HAWK lernen Waldbrandbekämpfung auf Zypern

Holzminden (r). Studierende der Forstwirtschaft von der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement haben sich bei einer Exkursion in Zypern intensiv mit dem Thema Waldbrandbekämpfung auseinandergesetzt. Der Grund: Als Förster müssen sie später sicher auf Feuer im Wald reagieren können. Etliche Absolventen gehen später auch ins Ausland und arbeiten in Gegenden der Welt, wo Brände klimabedingt an der Tagesordnung sind. Die Flammen schlagen höher, jetzt muss in Sekunden entschieden werden, wie die Feuerwalze am besten gelöscht werden kann. „Wir sind am Anfang alle erst einmal durcheinander gelaufen“, erinnert sich Thomas Wehren, Student der Forstwirtschaft im 5. Semester an der HAWK. Von zwei Seiten gehen er und seine Kommilitonen auf den Brandherd zu und versuchen zu löschen. Und obwohl alles nur eine Übung auf Zypern ist, schießt ihm das Adrenalin direkt in die Adern, sagt Wehren.

Wehren ist einer der Teilnehmer der Fachexkursion zum „Cyprus Forestry College“ auf Zypern, die die HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement im Rahmen des „Out of College Moduls“ anbietet. Das renommierte College vermittelt Wehren und seinen Kommiliton/inn/en weltweit gefragtes Expertenwissen auf den Gebieten der Waldbrandabwehr und -vorbeugung sowie über die Auswirkungen von Waldbränden. Angeboten wird die Exkursion bereits zum fünften Mal von Prof. Dr. Friedbert Bombosch.

Waldbrandbekämpfung und -prävention stehen in Zypern ganz oben auf der Tagesordnung. 2012 registrierte das Department of Forests, das dem zyprischen Landwirtschafts- und Umweltministerium untersteht, 195 Waldbrände. Dabei wurden mehr als 2900 Hektar Wald zerstört – das entspricht in etwa einer Fläche von rund 4000 Fußballfeldern. Der WWF (World Wide Fund for Nature) meldet ebenfalls für 2012: „Feuerbrünste haben in Spanien, Italien, Griechenland und Portugal mehr als 370.000 Hektar Wald zerstört, eine Fläche viermal so groß wie Berlin“.  „2012 erlebte der Mittelmeerraum einen katastrophalen Brandsommer“, so das Fazit von Aurel Heidelberg, Waldreferent beim WWF Deutschland, „und das, obwohl die ganz großen Hitzewellen ausgeblieben sind. Die Bedrohung für Mensch und Umwelt steigt von Jahr zu Jahr.“

Und obwohl die klimatischen Bedingungen in Deutschland anders sind, so gibt es auch hier jährlich etliche Waldbrände: 2012 hat es laut der Statistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung rund 700 Waldbrände gegeben, denen mehr als 268 Hektar Wald zum Opfer fielen. „Am häufigsten trifft es Brandenburg“, erläutert Hauptbrandmeister Dietmar Gloth, stellv. Wachabteilungsleiter und Ausbilder für die Waldbrandbekämpfung bei der Göttinger Berufsfeuerwehr, „aber auch 43-mal hat es in Niedersachsen gebrannt. Daher ist die Vorbereitung auf einen eventuellen Einsatz im Wald grundsätzlich wichtig und geboten.“

Den fachlichen Austausch zwischen Feuerwehr und Förstern hält Gloth auch generell für sinnvoll. Deshalb gibt er sein Wissen als Vorbereitung auf die Zypern-Exkursion im Rahmen einer mehrstündigen Schulungseinheit in Sachen Brandbekämpfung gern an die HAWK-Studierenden weiter. Wichtig sei es, Berührungsängste abzubauen und auch selbst einmal einen Feuerwehrschlauch in der Hand gehalten und das Löschen geübt zu haben. Nach ihrem Studium werden etliche der heutigen Studierenden als Förster arbeiten. Einige von ihnen werden evtl. später als Waldbrandbeauftragte von den zuständigen Polizeidirektionen bestellt und müssen dann als Fachberater „Forst“ in einer Technischen Einsatzleitung (TEL) dem Führungsstab mit ihrem Fachwissen zur Seite stehen.

„Wichtig ist zum Beispiel  zu wissen, dass die Waldwege den Fahrzeuggrößen entsprechend freizuhalten sind. Die Feuerwehr kommt ja nicht nur zum Brandeinsatz in den Wald, sondern auch bei Unfällen.“ Nicht nur die verschiedenen Löschgeräte und -fahrzeuge stellte der Hauptbrandmeister den Studierenden vor, sondern auch die gesetzlichen Grundlagen. Beeindruckt waren die Studierenden noch heute von dem Lehrfilm über die Heidebrände im Jahr 1975. „Damals hatte man festgestellt, dass die Feuerwehr andere, robustere Fahrzeuge braucht, um damit in einem Wald arbeiten zu können“, erklärt Gloth.

Loizos Konstantinou, Dozent am Cyprus Forestry College, erläutert die Situation auf Zypern. Er und sein Kollege, Schulleiter Andreas Mavroyiakoumos, haben die Göttinger Studierenden unterrichtet, ihr Wissen mit einer Klausur geprüft und sie nach der Exkursion im Rahmen eines Erasmusaustausches für einen kurzen Lehraufenthalt in Göttingen wiedergetroffen. Auf Zypern gebe es täglich Informationen zur Gefahrenlage in Rundfunk und Fernsehen. Auf Holzschildern in den Risikogebieten wird die Waldbrandgefahr mit einem drehbaren Holzpfeil auf einer Skala von „low“ (niedrig) bis „extreme“ (hoch) für Touristen und Einheimische aktuell angezeigt.

Die Gründe für die Waldbrände auf Zypern seien sehr unterschiedlich, meint Konstantinou. Landwirtschaftliche Arbeiten seien meist Schuld an den außerhalb der geschützten Staatsforsten ausbrechenden Feuern. Als weitere Ursachen kommen Unachtsamkeit durch Touristen oder Einheimische hinzu, ebenso natürliche Ereignisse wie Blitzschlag –  und leider auch Brandstiftung. Aufgrund eines über Generationen gewachsenen Feuermanagements sind Großbrände auf Zypern eher selten.

Generell sind Präventionsmaßnahmen wie Aufklärung, Besucherlenkung, Anlage von Feuerschneisen und eine Task Force sehr wichtig, bringt Konstantinou seinen zypriotischen und den HAWK-Studierenden bei: „Der beste Schutz bedeutet, dass erst gar kein Feuer ausbrechen kann.“

Als Hauptauslöser für die vielen Waldbrände in der Mittelmeerregion nennt auch der WWF Fahrlässigkeit und Brandstiftung. Rund 96 Prozent aller Waldbrände seien auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, heißt es in der 2012 erschienen WWF-Studie „Wälder in Flammen“. Fehlerhaftes Wald-Management begünstige zudem viele Brände. „In Nutzwäldern haben wir es häufig mit großflächigen Monokulturen zu tun. Was wir brauchen, sind naturnahe Wälder mit heimischen Baumarten, die Bränden und den Veränderungen durch den Klimawandel besser widerstehen können“, fordert Aurel Heidelberg, Waldreferent beim WWF Deutschland.

HAWK-Professor Bombosch ist überzeugt: „Wenn die Studierenden selbst einmal an einer Löschübung teilgenommen haben, können sie sich besser für die sicherheitsrelevanten Schutzmaßnahmen in Wäldern einsetzen. Das Highlight bei der Zypernexkursion war denn auch die abschließende Übung zur Waldbrandbekämpfung an einem Steilhang“, erzählt er. „Beide Gruppen, die das imaginäre Feuer bekämpften, mussten sich zwangsläufig an einem Punkt treffen – Gelegenheit, sich gegenseitig den Schweiß abzuduschen.“  Zwar seien die Bedingungen der Übung im Vergleich zu einem richtigen Feuer immer noch harmlos gewesen. „Da wir aber vorher bereits vom Flugzeug aus einen Waldbrand gesehen hatten und wir die Stelle später besuchten, konnte man sich ganz gut die Realität ausmalen. Gerade in Bezug auf die Waldbrandbekämpfung können wir eine Menge von unseren Kollegen auf Zypern lernen“, betont Bombosch. Umgekehrt könne man aus Deutschland  vieles in Sachen Sicherheit und Gesundheit nach Zypern tragen. Das Wissen um europaweite Sicherheitsvorschriften sei zwar da, es hapere allerdings noch hier und da an der Umsetzung. „Da brauchen viele Dinge natürlich auch ihre Zeit“, fasst der Professor für Waldarbeitslehre, Walderschließung und Vermessung zusammen.

Auch sein zypriotischer Kollege Konstantinou ist überzeugt, dass die gegenseitigen Besuche für beide Seiten viel bringen und bescheinigt den HAWK-Studierenden eine hohe Motivation: „Die deutschen Studierenden geben uns neue Impulse und haben einen anderen Wissensschatz.“ Und auch Dietmar Gloth von der Berufsfeuerwehr Göttingen hält dieses Wissen für gut angelegt: „Es gibt später immer wieder Berührungspunkte zwischen Förstern und Feuerwehr sowie Aufgaben, die auf die angehenden Förster zukommen – sei es hier in Deutschland oder irgendwo in Europa“.



Foto & Text: HAWK Holzminden

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