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Sonntag, 21. Juli 2013 10:25 Uhr

Gegen das Vergessen - Eine Spurensuche in Lauenförde und Beverungen Gegen das Vergessen - Eine Spurensuche in Lauenförde und Beverungen

Lauenförde (r). Ludwig hieß eigentlich Louis. Als Louis Decker 1932 als Schmiedelehrling nach Lauenförde kam, deutschte er seinen Vornamen ein und schloss sich den Nationalsozialisten der Wesergemeinde an. Mit dem SA-Sturm Lauenfördes rannte er am 10. Juli 1932 über die Weserbrücke nach Beverungen, um seine Kameraden bei einer Straßenschlacht zu unterstützen, bei der er den Tod finden sollte. 81 Jahre nach den Krawallen an der südlichen Peripherie Beverungens fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gegen das Vergessen“ eine Spurensuche statt, welche die bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse zu Beginn der 1930er lebendig werden ließen.

Peter Siebert vom Lauenförder Heimatverein „Ortsansichten“ führte zu den Schauplätzen der politischen Auseinandersetzungen von 1932 und berichtete über den tragischen Lebensweg Ludwig Deckers. So informierte er an der evangelischen Kirche Lauenfördes über die Rolle der protestantischen Kirche in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“. Fast alle Pfarrer des Kirchenkreises Uslar, zu dem Lauenförde damals gehörte, unterstützten die nationalsozialistische Machteroberung.

An der Beverunger Burg erinnerte Siebert an die frühere SA-Führerschule, die dort seit 1933 ihren Sitz hatte. Aus den oberen Fenstern dieses historischen Gebäudes schossen die Jungnazis gern mit ihren Gewehren auf die Beverunger Synagoge. Der Rundgang führte an dem früheren „Braunen Haus“ Beverungens vorbei zum Oberen Tor, wo sich am Nachmittag des 10. Juli 1932 ca. 200 bis 300 SA-Leute und 100 bis 200 Kommunisten gegenüber standen. Diese blutigen Straßenkämpfe brachen die Kontrahenten im Wortsinne vom Zaun. Am Abend waren die Straßen mit Zaunlatten übersät. Man ging auch mit Totschlägern, Ketten, Schlagringen und Spazierstöcken aufeinander los. Fritz Diedrich, ein junger Kommunist aus Beverungen, verletzte Ludwig Decker mit seinem Messer am Bein. Da medizinische Hilfe zu spät kam, verblutete der Achtzehnjährige. An der Stelle, an der Decker starb, installierten die Nazis ein Jahr später ein imposantes Denkmal für ihren politischen Märtyrer, das nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen wurde.

Die Ausstellung über den „Bürgerkrieg im Wesertal“ in den Jahren 1930 bis 1933 präsentiert das Museum Uslar bis zum 15. September 2013 (Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 15.00 bis 17.00 Uhr). Sie soll anschließend im Gymnasium Beverungen und im Stadtarchiv Holzminden gezeigt werden. Seine Veranstaltungsreihe „Gegen das Vergessen“ über die nationalsozialistische Machtergreifung vor achtzig Jahren werden der Heimat- und Geschichtsvereins Holzminden, die Kreisvolkshochschule Holzminden und der Sollingverein mit einem Vortrag von Pfarrer Dietrich Kuessner zum Thema „Machtergreifung und Protestantismus“ fortsetzen, der am Dienstag, dem 20.08.2013 um 19.00 Uhr im Stadtarchiv Holzminden in der Sollingstraße 101 stattfinden wird.

(Text & Foto: KVHS Holzminden)

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