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Dienstag, 19. Dezember 2017 16:00 Uhr

Für die Region einzigartig - jetzt vier mittelalterliche Handschriften im Schloss Bevern! Für die Region einzigartig - jetzt vier mittelalterliche Handschriften im Schloss Bevern!

Bevern (red). Seit dem Herbst 2017 besitzen die Historischen Bibliotheken im Weserrenaissance Schloss Bevern insgesamt vier originalgetreue Nachbildungen von mittelalterlichen Handschriften, sogenannte Faksimiles.

Möglich gemacht hat dies der aus Deensen stammende Hartung von Campe. Er schenkte dem Landkreis Holzminden diese wertvollen Faksimiles. „Sie sollen dem Ruf der Historischen Bibliothek unter der ehrenamtlichen Leitung von Klaus Kieckbusch zugute kommen“, machte von Campe klar, der im Rahmen der feierlichen Übergabe eigens aus München angereist war. Auch erfüllte er damit den Wusch seines verstorbenen Vaters Asche von Campe, der die Werke erwarb. "Der Ort für die Werke meines Vaters könnte kein Besserer sein. Die Bücher sind hier in sehr guten Händen und gleichzeitig möchte ich einen Beitrag zur Stärkung des Weserrenaissance Schlosses Bevern und seiner Historischen Bibliothek leisten. Zudem werben andere Kulturstätten mit dem Besitz eines Faksimiles, hier in Bevern kann die Öffentlichkeit nun vier solcher Exemplare bestaunen", freut sich Hartung von Campe.

Im Zentrum der vier Faksimiles steht das Evangeliar Heinrich des Löwen, welches um 1188 im Kloster Helmarshausen nahe bei Karlshafen entstand. Die 226 Pergamentblätter des Originals sind in ihrer Farbigkeit unwahrscheinlich gut, geradezu glänzend erhalten. Das Evangeliar enthält den Text der vier Evangelien mit überaus reichen, prachtvollen Miniaturen, meisterlich gestalteten Bilddarstellungen, Zierseiten und etwa 1.500 Initialen. Die Bundesrepublik Deutschland konnte es 1982 für 32,5 Millionen D-Mark erwerben. 1988 schließlich durfte es der Insel Verlag Frankfurt faksimilieren lassen. Von den 950 ausverkauften Exemplaren wurden sehr viele ins Ausland verkauft. Das Exemplar der Familie von Campe hat die laufende Nummer 903.

Der Sachenspiegel des Eike von Repgow, als Buch des Rechts gedacht, tritt mit seiner Fülle an Buchmalerei an die Seite des Evangeliars. Entstanden zwischen 1220 und 1235 sind über 400 Abschriften oder Teile davon überliefert. Das Faksimile in Bevern liegt in der Fassung der Wolfenbüttler Handschrift vor, die zwischen 1348 und 1371 entstand. Im Jahr 2006 konnte die Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz 580 handnummerierte Exemplare des Faksimiles herstellen. Gewählt wurden die Wolfenbüttler Handschriften, weil bei ihr die Farben am besten erhalten sind.

Zwei weitere außerordentliche Werke kommen hinzu: Das Gebetbuch des Königs Otto III. sowie das Bachaltärchen des Herzogs Philipp des Guten von Burgund. Ersteres stammt wahrscheinlich aus dem letzten Teil der offiziellen Regierungszeit des jungen Königs (983 bis 991). Es umfasst 88 Seiten in der Größe von 15 x 12 Zentimetern. Alle Blätter sind aufwendig in Purpurfarbe grundiert und mit einer Goldtinte beschrieben. Das hiesige Faksimile-Exemplar des Gebetsbuches mit der Nummer 90 ist in rote Seide gebunden, die eine Manufaktur nach dem Vorbild eines Seidenrestes der Zeit um 1000 nachwebte.

Das Buchaltärchen Philipps des Guten, geschaffen zwischen 1430 und 1450 in Burgund, ist in der Buchkunst bis heute absolut einmalig. Abwechselnd in lateinischer und mittelfranzösischer Sprache auf 76 Seiten verfasst, gestatten die Texte einen persönlichen Blick auf das religiöse Denken des Herzogs. Umrundet wurde der Text mit zahlreichen großen und kleinen Goldinitialen sowie prachtvollen Miniaturmalereien. Das Faksimile ließ 1991 der Faksimile Verlag Luzern das Werk in 980 Exemplaren schaffen.

Zur Sammlung und Ausstellung der vier Faksimiles gehören die bei deren Entstehung erarbeiteten Kommentarbänden. Außerdem können Bücher eingesehen werden, die auf weitere Faksimiles mittelalterlicher Werke hinweisen.

Eine Besichtigung der Bestände ist montags von 17 bis 19 Uhr möglich. Bei Schlossführungen und bei Terminen nach Vereinbarung mit dem Kulturressort im Weserrenaissance Schloss Bevern ist ebenfalls eine Besichtigung möglich.

Foto: Landkreis Holzminden

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