„Stadtoldendorf schafft das“: Flüchtlinge, Charlottenstift und Innenstadtproblematik
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 13. Januar 2017 11:15
Stadtoldendorf (rus). Stadtbild, Schule, Flüchtlinge, Charlottenstift: Viele große Themen bewegen zum Neujahrsempfang der Stadt Stadtoldendorf – so titelten wir bereits im vergangenen Januar den Bericht zum damaligen Neujahrsempfang. Und auch 2017 sind die Themen fast dieselben, wenn auch Bürgermeister Helmut Affelt dieses Mal deutlichere Worte findet. Insbesondere wenn es darum geht, die rund 500 in der Homburgstadt lebenden Flüchtlinge zu integrieren.
Mangelnde Integration? Flüchtlingssituation berge großes Konfliktpotenzial
Die Stadt habe für die Flüchtlinge Wohnraum geschaffen und vermittelt, zahlreiche Ehrenamtliche helfen bereits und packen tatkräftig mit an. Zwischen 400 und 500 Menschen sollen es sein, die in der Homburgstadt ein neues Zuhause gefunden haben, eine stolze Summe in Anbetracht der tatsächlichen Einwohnerzahl der Stadt. Doch: „Wenn ich die Frage stelle, ob die Integration gelungen ist, antworte ich mit einem klaren Nein“, sagt Affelt. Die Flüchtlinge brächten aus ihren Heimatländern ihre Sorgen und Nöte mit, Auseinandersetzungen würden hier fortgesetzt und ausgetragen. „Auch wenn es viele nicht mitbekommen“, so Affelt, es müsse ein großes Konfliktpotenzial abgebaut werden. Der Bürgermeister fordert ein weitaus größeres Engagement von den Einwohnern, als es bislang der Fall ist.
Zur Lösung dieses Problems sieht Helmut Affelt die Bürgerinnen und Bürger in der Pflicht, aktiv zu werden. „Jede deutsche Familie, die in Stadtoldendorf fest lebt, sollte z.B. eine syrische Familie betreuen, auch über einen längeren Zeitraum“, fordert er. „Wir tun vieles, aber wir integrieren sie nicht“, sagt Affelt, die „Welcome-Stimmung“ zeige in Stadtoldendorf erste Risse. Schaffen möchte er einen ständigen Treffpunkt, ein Sozial-Kaufhaus nach Holzmindener Vorbild und ein Sommerfest der Nationen auf dem Marktplatz. „Stadtoldendorf schafft das“, macht er Mut.
Geschlossene Läden, leere Wohnhäuser: „Wir sind viel zu wenig in der Innenstadt“
Affelt lobt die bislang breite öffentliche Diskussion zur Innenstadtproblematik, wünscht sich aber noch mehr Engagement der Menschen. Im Arbeitskreis Innenstadt beispielsweise, der in der kommenden Woche das nächste Mal tagt. „Wir sind viel zu wenig in der Innenstadt“, sagt Affelt und fordert dazu auf, die Geschäfte im Herzen der Stadt doch regelmäßig zu besuchen. Viele Läden seien inzwischen geschlossen, zahlreiche Häuser unbewohnt. Gelinge eine Belebung nicht, wolle er gemeinsam mit dem Rat den Abriss weiterer Gebäude in der Kellerstraße vorantreiben. Dort war es zuletzt schon luftig geworden, nachdem gleich zwei ehemalige Wohn- und Geschäftshäuser abgerissen wurden, die Weser-Ith News berichteten. Wie die freien Flächen sinnvoll genutzt werden können, davon erhoffe sich die Stadt Ideen insbesondere aus der Bürgerschaft.
Charlottenstift, eine Erfolgsgeschichte mit (noch) roten Zahlen
Welche Stadt kann sich schon ein ganzes Krankenhaus leisten? Stadtoldendorf hat diesen Schritt gewagt und damit nicht nur den Verfall des einstigen Kreiskrankenhauses zu einer Immobilienbrache verhindert, sondern inzwischen Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit dem Ausbau zu einem Gesundheitszentrum hat die Stadt Stadtoldendorf dem Charlottenstift wieder neues Leben eingehaucht. Allein die Bilanz des vergangenen Jahres kann sich sehen lassen: Mit Laurian Magdea kam ein Rheumatologe dazu, mit den Ärzten Dr. Schön, Dr. Schmid und Dr. Hoffmann zwei Orthopäden und eine Chirurgin, mit Beate Pohlmann-Keller eine Logopädin und mit dem Sanitätshaus Zager ein weiteres Dienstleistungsangebot im Gesundheitsbereich. Auch der Kardiologe Dr. Bub ist seit dem vergangenen Jahr Teil des Charlottenstifts.
Doch: „Was uns zu schaffen macht ist der bauliche Zustand des Gebäudes“, sagte Affelt. Insbesondere auch der Brandschutz, von hygienischen Anforderungen ganz zu schweigen, stelle die Stadt immer wieder vor neue Herausforderungen. Doch der Rat stelle sich der Aufgabe rund um das Charlottenstift, eine „Riesen-Aufgabe“, wie der Bürgermeister sie beschreibt. Nun ist es offenbar sogar möglich, dass es in Stadtoldendorf zu Steuererhöhungen kommen könnte. „Wir werden die Bevölkerung um finanzielle Mithilfe bitten müssen“, kündigte Affelt an. Wie genau das aussehen könnte, bleibt abzuwarten. „Wir sind mit dem Charlottenstift auf einem guten Weg, es gibt jetzt kein Zurück mehr“, so Affelt.
Stadt sucht neuen Hausarzt für das Charlottenstift
Besonders dem großen Engagement des Stadtdirektors Wolfgang Anders sei es zu verdanken, dass das Charlottenstift erfolgreich ist. Nun steht sogar ein Hausarzt-Sitz zur Verfügung, wie Affelt bekannt gab. Man suche einen Allgemeinmediziner, der bereit sei, sich hier niederzulassen. „Wir bauen quasi eine Praxis“, so Affelt, der diese Ankündigung auch mit einem Appell versah: „Wenn Sie einen geeigneten Mediziner kennen, geben Sie uns eine Info, um den Start zu ermöglichen“.
Linnhoff & Henne wird „Partner der Feuerwehr“
Im Rahmen des Neujahrsempfangs wurde der Firma Linnhoff & Henne die Auszeichnung „Partner der Feuerwehr“ verliehen. Regierungsbrandmeister Wolfgang Brandt überreichte diese hohe Auszeichnung des Landesfeuerwehrverbandes an Geschäftsführer Henning Stahl. Über die Auszeichnung berichten wir an dieser Stelle in einem gesonderten Bericht.
Volksbank Weserbergland ist Partner beim Neujahrsempfang in Stadtoldendorf
Dass ein Partner neben der Stadt Stadtoldendorf den Neujahrsempfang mitgestaltet, hat in der Homburgstadt inzwischen Tradition. In diesem Jahr wurde dies der Volksbank Weserbergland zu teil. Über die Teilnahme der Volksbank berichten wir an dieser Stelle in einem gesonderten Bericht.
Neujahrsempfang mit Musik, vielen Gesprächen und einem traditionellen Jahresrückblick
Mit einem bebilderten Jahresrückblick, auch das hat in Stadtoldendorf inzwischen Tradition, zeigte Stadtdirektor Wolfgang Anders noch einmal einen Rückblick auf das Jahr 2016 und die Ereignisse, die die Stadtoldendorfer bewegt haben. Für viele bot dieser Rückblick noch einmal die Gelegenheit, das abgelaufene Jahr Revue passieren zu lassen. Neben einigen negativen Ereignissen gab es auch viele positive, „sie alle haben zu dieser positiven Entwicklung beigetragen“, dankte Anders den Anwesenden. Der Pianist Eckhard Thiel sorgte für die musikalische Unterstützung des Abends und spielte so manches bekannte und auch mal gern weniger bekannte Stück auf dem Klavier. Das Haus am Eberbach verwöhnte die geladenen Gäste im Anschluss an den offiziellen Teil mit Kanapees und Getränken, bevor der Abend nach vielen netten Gesprächen allmählich ausklang.
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Fotos: rus