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Mittwoch, 11. Januar 2017 09:24 Uhr

Sozialverband SoVD - einhundert Jahre Einsatz für Gerechtigkeit Sozialverband SoVD - einhundert Jahre Einsatz für Gerechtigkeit

Kreis Holzminden (red). Der Einsatz für soziale Gerechtigkeit dauert nun schon einhundert Jahre und ein Ende ist nicht abzusehen. Das wurde wieder deutlich als der Sozialverband seine Jahresbilanz präsentierte. Auch im letzten Jahr hatte der SoVD alle Hände voll zu tun. Dies auch im und für den Kreis Holzminden, stellten der SoVD-Kreisvorsitzende Detlef Schomburg und die Leiterin des Sozialberatungszentrums, Gudrun Antemann fest, als sie ihr Resümee für 2016 zogen.

Gudrun Antemann und ihr kleines Team haben für die ratsuchenden Mitglieder weit über 600 Anträge gestellt, Widersprüche erhoben und für die Mitglieder gekämpft. Über sechshundertmal ging es um Rente, um die Anerkennung einer Schwerbehinderung, um Zoff mit der Krankenkasse, Kampf mit der Berufsgenossenschaft, Ärger mit dem Sozialamt und vieles mehr. Antrag abgeschmettert? Nicht mit dem SoVD.

Zu der Arbeit in der Sozialberatung zählen auch die vielen, vielen Beratungsgespräche, um Licht in den Dschungel des Sozialrechts zu bringen. Denn vieles ist – typisch deutsch kann man sagen – verkompliziert. Nicht immer kommt es zu einem Schriftstück, oft reicht bei einer Behörde der Hinweis „Ich war beim SoVD, der hat mir geraten…“, um etwas zu erreichen.

Aber: in den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Widersprüche und der Klagen verdoppelt. Gudrun Antemann weiß aus ihrer Praxis zu berichten: „Es gibt immer mehr unvernünftige, nicht nachvollziehbare Entscheidungen. Diese oft aufgrund so genannter Gefälligkeitsgutachten. Umgekehrt kann sie die Ärzteschaft verstehen, wenn diese über zu viel Bürokratie schimpfen, denn diese müssen auch immer mehr Stellungnahmen verfassen.

Nachdenklich und stolz zugleich macht den Verband diese Zahl: Über 430.000 Euro an geldlichen oder geldwerten Leistungen hat der SoVD für die Mitglieder erstritten. Nur allen im Kreis Holzminden! Dazu Schwerbehinderten-Ausweise, Parkberechtigungen und andere Anerkennungen und Leistungen, die sich nicht in Geld ausdrücken lassen.

Der Kreisvorstand blickt auf ein Jahr mit vielerlei Aktivitäten zurück. Er ist ehrenamtlich tätig. „Eine Aufgabe ist es, die Arbeit unserer über 20 Ortsverbände mit Rat und Tat zu unterstützen. Hier beim Vorstand laufen aber auch die Fäden für die vielen Aktivitäten des letzten Jahres zusammen. So gab es im März eine Aktion zum Equal Pay Day in Delligsen. Jedes Jahr wird an diesem Tag die gleiche Bezahlung für die Arbeit von Männern und Frauen gefordert. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Hier hat der SoVD auf der Kundgebung des DGB vor der um sich greifenden sozialen Kälte gewarnt.

Am Tag vor Himmelfahrt, am Europäischen Protesttag wurde mit einer Luftballonaktion um 11.55 Uhr darauf aufmerksam gemacht, dass es Fünf vor Zwölf ist für die Inklusion ist. Dieser Begriff beschreibt für Forderung nach einem guten und barrierefreien Miteinander der Menschen mit und ohne Behinderung. Diese gilt es, endlich umzusetzen. Die Nagelprobe hat der SoVD im Juli auf einer Zugfahrt mit der NordWestBahn gemacht und hinterfragt: „Wie ist es mit der Barrierefreiheit beim Zugfahren?“ und festgestellt: Es gibt verdammt viel zu tun! Hindernisse fast allerorten.

Der Verband wird sich auch weiterhin in die Politik einmischen, dies aber parteipolitisch neutral. Im vergangenen Jahr hat der Verband für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr den Einsatz von mehr Niederflurbusse gefordert und wird diese Forderung auch immer wieder erneuern. Denn es gibt viele Menschen mit teils erheblichen Einschränkungen in ihrer Mobilität und Bewegungsfreiheit. Da seien die Menschen mit Behinderung zu nennen, aber für Frauen mit Kinderwagen kann das Besteigen eines Busses schon zu einem fast unüberwindbaren Hindernis werden.

Die Reihe der politischen Gespräche hat der Verband mit der SPD, CDU und der FDP fortgesetzt und mit der „Aktion Bodenzeitung“ in der Holzmindener Fußgängerzone im Vorfeld der Kommunalwahl die Bevölkerung gefragt, wo der Schuh drückt. Im Vorfeld der Bundestagswahl wird es dann flächendeckend eine Überprüfung der Wahllokale in Bezug auf ihre Barrierefreiheit geben. Mag sein, dass das Recht auf Briefwahl ein wichtiges Recht sei, aber auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen müssen das Recht haben, ihre Stimme persönlich im Wahllokal abzugeben.

Der Sozialverband SoVD will auch weiterhin am Ball bleiben: „Wir, der SoVD, werden 100 Jahre alt, aber kein bisschen leiser“ so Vorsitzender Schomburg.

Foto: Sozialverband

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