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Donnerstag, 01. September 2016 10:16 Uhr

Mit 211 PS und mehr fest im Sattel: Exklusive Trikes aus dem Weserbergland - Ein Blick hinter die Kulissen der Trike-Schmiede aus Stadtoldendorf Mit 211 PS und mehr fest im Sattel: Exklusive Trikes aus dem Weserbergland - Ein Blick hinter die Kulissen der


Stadtoldendorf (rus). Arno Kliebisch und Dieter Geus sitzen fest im Sattel  und haben gut zu tun. Ein neuer Kunde steht schon vor der Tür: Jürgen „Icke 27“ Wardin aus Kirchlinteln in Norddeutschland möchte demnächst ein echtes Unikat aus dem Weserbergland bestellen und soll dieses auch bekommen. Die Rede ist von einem modernen Trike – also vereinfacht gesagt, einem Dreirad mit Motor.

Doch es ist weit mehr als das, wie die beiden Vollblut-Triker Arno Kliebisch und Dieter Geus aus Stadtoldendorf verraten. In ihrer Werkstatt in Stadtoldendorf entstehen die Karosserien und werden die einzelnen Bauteile zusammengesetzt. Erst 2014 wurde ihre Firma AK Trike gegründet, dennoch sind beide keine Unbekannten in der Triker-Szene. Bereits 2006 entwickelte Dieter Geus eigenhändig bei einem anderen Hersteller das Trike, baute 20 Exemplare davon. Seine zumeist eigenen Entwicklungen stellen heute die Grundlage der Fahrzeuge von AK Trike dar. Ihre Trikes gelten als der Rolls Royce unter den Trikes, schwärmen die beiden Unternehmer.


Die Bauschlosserei von Arno Kliebisch liefert Rahmen, Tank und weitere Teile für das konstruierte Trike. Dieter Geus kümmert sich um Technik und Know How, hat viele Ausstattungsdetails selbst entworfen und entwickelt. Geus wird somit zurecht auch als echte Koryphäe in diesem Business bezeichnet. Selten eine Triker-Veranstaltung, wo er nicht mindestens einmal zum Schraubenschlüssel greifen und anderen Fahrern helfen muss. Der gelernte Kfz-Mechaniker baut seit 16 Jahren Trikes.

Schon 1979 wurde durch den Unternehmer Dietrich Fecht von einer Amerika-Reise das erste Trike nach Deutschland gebracht, 1980 gelang hierzulande die erste Zulassung. Fecht ist heute einer der be-kanntesten Hersteller von Trikes. Wurden die damaligen Fahrzeuge noch mit 44 PS-starken VW Käfer-Motoren bestückt, haben sich inzwischen aber längst auch zahlreiche Eigenkonstruktionen und Variationen durchgesetzt – wie eben diese von Arno Kliebisch und Dieter Geus aus dem Weserbergland. Da jedes Modell ein echtes Unikat ist und nicht in Serie produziert wird, tauften sie die Reihe auch auf dem Namen „Only One“.


Erst drei Trikes haben sie hergestellt, mal mit einem Zusatz-Sitz oder sogar mit kleiner Sitzbank. Mit großem Fahrkomfort und größtmöglicher Individualität wollen die beiden überzeugen – und tun dies auch in der Szene. Denn die Ausstattung und fortgeschrittene Technik findet man in dieser Zusammensetzung sonst nirgendwo anders. Eine Serienproduktion gibt es nicht.

„Wir sind beide selbst Triker mit Leib und Seele. In unseren Fahrzeugen steckt unser Herzblut. Wir setzen alles daran, unsere Trikes immer weiter zu verbessern, sie noch rasanter, noch schnittiger, optisch ansprechender und dabei noch komfortabler und sicherer zu machen als bisher“, so die beiden Trike-Spezialisten. Doch was ist mit dem Vorurteil über langsame Maschinen? Viele denken, Trikes seien echte Verkehrshindernisse. „Wer das glaubt hat bislang noch auf keinem der von uns gebauten Trikes gesessen“, sagt Arno Kliebisch. Mit 211 PS-starken VW-Motoren, derzeit verbaut im Golf VI, werden ihre dreirädrigen Maschinen bestückt, was eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in nur wenigen Sekunden ermöglicht. Mit den 44-PS-Käfertrikes von früher hat das rein gar nichts mehr zu tun.  Doch trotz aller Energie und Kraft kann man mit den Trikes auch gemütlich cruisen und die Landschaft genießen. Bei 211 PS ist übrigens auch noch längst nicht Schluss – bis über 400 PS sind möglich.


Für den Bau eines Trikes brauchen Kliebisch und Geus nur rund sechs bis acht Wochen. Jedes Trike wird individuell angefertigt und auf die Wünsche seines späteren Besitzers angepasst. So sind auch spezielle Reifen und eine besondere Bremsanlage oder eben auch eine Luxusausstattung wie ein Sound-System und sogar ein elektrisch öffnender Koffer-raum kein Problem. Letzterer sowie auch eine Sitzheizung gehören bei AK Trike sogar bereits zur Serienausstattung, ebenso ein automatisches Doppelschaltgetriebe und sogar Rückfahrwarner. Einen Zündschlüssel gibt es nicht mehr – Motorstart und auch Kofferraumöffnung laufen bequem über Fernbedienung.


Auch die Farbgestaltung der Karosserie, lieber mehr oder weniger Chrom, ist variabel. Selbst ein behindertengerechtes Trike stellt die beiden vor keine Herausforderung. Alles ist Handarbeit und auch Unternehmen vor Ort, etwa die eigene Bauschlosserei oder auch eine ansässige Lackiererei, werden eingebunden. Neben dem Bau wird auch ein Reparatur- und Umbauservice angeboten, unabhängig vom Trike-Hersteller – eben ein Rund-um-Paket. „Die Kunden können mit uns fachsimpeln, mit uns diskutieren, sich unsere Trikes anschauen und Probe fahren. Wir versuchen, beim Bau der Trikes genauso wie beim Umbau oder der Reparatur alle Wünsche zu erfüllen, sofern sie im Bereich des Machbaren liegen“. Dass das Trike-Fahren offenbar nur was für echte Fans und Liebhaber ist, wird spätestens beim Preis deutlich.

Ab 60.000 Euro aufwärts bewegen sich die Preise für ein Neufahrzeug. Doch dafür bekommt man zumindest in Stadtoldendorf nicht nur ein absolutes Unikat, sondern auch ein vollausgestattetes Trike mit moderner Technik, individueller Ausstattung und vielen Raffinessen. Ein „Only One“ eben. Trike fahren darf übrigens jeder, der vor dem 19. Januar 2013 den Führerschein Klasse B gemacht hat. Alle anderen benötigen einen Motorradführerschein und müssen wenigstens 21 Jahre alt sein, um ein Trike fahren zu dürfen. Ein Schutzhelm ist gesetzlich vorgeschrieben.

Dies ist ein Beitrag aus dem Printmagazin Blickpunkt Ausgabe Nr. 19.

Fotos: rus

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