Schulrektor Bernd Henßen unter Freude und Tränen in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. Juni 2016 14:02
Stadtoldendorf (kp). „Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich“, schrieb Friedrich Schiller in einem Brief an Goethe. Die Verabschiedung des langjährigen Grundschulrektors der Hagentorschule in Stadtoldendorf hatte ganz viel von beidem. Handelt es sich hierbei jedoch um die Schularbeit.
Es war Bernd Henßen zu verdanken, seinem einzigartigen Humor sowie dem Lustspiel seiner letzten Matheklasse, dass der Abschied einen hocherfreulichen Charakter erhalten hatte.
Als sich um 14 Uhr am Dienstag, den 21. Juni, alle Gäste in der Aula der Grundschule versammelt hatten, betrat die letzte vom Schulrektor in Mathematik unterrichtete 4. Klasse die Bühne. Die Mädchen und Jungen inszenierten eine typische Unterrichtsstunde ihres beliebten Mathelehrers Bernd Henßen. Neben den manchmal chaotisch anmutenden Zuständen war es vor allem der liebevolle Umgang mit seinen Schülern und die Liebe zur Mathematik, die der Darstellung entsprungen sind. „Bin ich wirklich so“, fragte der Schulrektor in den Raum. „Jaaaaaa“, riefen ihm alle Kinder zurück.
„Ich weiß ja nicht, ob ich allen Kindern das Rechnen beigebracht habe“, versuchte sich Henßen zu erinnern, „aber dass sich alle mit der Mathematik beschäftigt haben – Das habe ich ihnen beigebracht“.
Da die Dezernentin zur Urkundenübergabe noch nicht erschienen war, gewährte Bernd Henßen allen Gästen und Besuchern einen nostalgischen Blick in seine Berufsvergangenheit. Anfangs habe vieles gar nicht danach ausgesehen, dass der spätere Grundschulrektor das Gymnasium besuchen würde. „Ein Freund sollte damals auf das Gymnasium“, erinnerte sich Henßen. Die Eltern des Freundes wollten ihn allerdings nicht allein hingehen lassen: „Also sagten sie zu meinen Eltern ´Schickt Bernd mit´!“ Irgendwie habe er dann das Abitur geschafft. Und das Lehramt hätte er auch nur aus Faulheit studiert: „Als ich mich für das Studium der Mathematik einschreiben wollte saßen viele Leute davor die immer wieder sagten ´Oh Gott, ich kann das alles nicht´ und ich dachte mir ´Oh Gott, ich kann das alles schon´, also bin ich geblieben!“
Seine erste Station als Lehrer sollte eine kleine Dorfschule in der Nordheide sein. Damals sei vieles noch anders gewesen. So war es üblich, dass im Erdgeschoss unterrichtet wurde und eine damalige Mitarbeiterin, wenn sie vorher Kaffee gekocht hatte, im ersten Stock mit den Füßen heftig auf den Boden stampfte, um die Schulpause einzuläuten.
Als er später nach Stadtoldendorf versetzt wurde, wollte er eigentlich gar nicht bleiben. Das Ziel sollte Hannover sein. Da ihm dieser Wunsch nie erfüllt wurde, fühlte sich der spätere Rektor der Hagentorschule vom Pech verfolgt: „Rückblickend wurde aus Pech Glück – wir waren viele neue Kollegen und konnten die Welt aus den Angeln heben, wir haben sehr viel gelernt, probiert und erlebt!“ Das gut harmonierende und durch ihn beschützte Kollegium stand für Bernd Henßen immer an erster Stelle. Vor allem, als er im August 2004 zur Hagentorschule kam. Vertreter des Kollegiums dankten es ihm am Tag der Verabschiedung. Sein Durchsetzungsvermögen und vor allem seine lustige Art seien bewundernswert. Während einer gemeinsamen Besprechung soll er einmal gesagt haben: „Ich biete jetzt allen das „DU“ an, wenn mich dann noch jemand weiter „siezt“, dann tue ich das auch!“
Es war somit auch Bernd Henßen zu verdanken, seinem einzigartigen Humor und seinem stets kollegialen und loyalen Verhalten gegenüber seinen Mitarbeitern, dass der Abschied von der langjährigen gemeinsamen Arbeit eine traurige Note bekam. Als eine langjährige Lehrerin zum Abschied das Wort ergriff, flossen kleine Tränen: „Du hast immer hinter uns gestanden und wir konnten uns immer auf dich verlassen!“
Wolfgang Anders verabschiedete Bernd Henßen ebenfalls in seinen „wohlverdienten Ruhestand“. „Für uns war es Glück, dich bekommen zu haben, du hast deinen Lehrauftrag zweifellos erfüllt“, sagte der Samtgemeindebürgermeister. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
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Fotos: kp