Montag, 25.11.2024
Mittwoch, 08. Juni 2016 12:12 Uhr

„Otto Dix trifft Johannes Gutenberg“ noch bis 12. Juni „Otto Dix trifft Johannes Gutenberg“ noch bis 12. Juni

Polle (red). Am 10. April hatte der Heimat- und Kulturverein im Flecken Polle e.V. ins Haus des Gastes auf dem Burggelände zur Vernissage mit Helmuth Hoppe und Hans Witte geladen. Das Motto der Ausstellung „Otto Dix trifft Johannes Gutenberg“ trifft hundertprozentig die interessante Kombination der ausgestellten Werke.

Wo ist die Verbindung von Otto Dix zu Johannes Gutenberg zu finden? So innovativ aber auch fremdartig die Bilder von Dix, Picasso, Jawlensky und von vielen anderen Malern dem zeitgenössischen Betrachter waren, so wurde auch Gutenbergs Druckkunst von seinen Zeitgenossen einerseits als nützlich aber andererseits auch als Teufelswerk empfunden. Niemand konnte damals ahnen, dass sie das Zusammenleben der Menschen auf der Erde völlig verändern würden. Aus der Inspiration heraus, das Alte zu kennen und dem Wunsch, eine neue Zeit mitzugestalten, sind die großen Leistungen sowohl z. B. eines Otto Dix wie auch eines Johannes Gutenberg zu verstehen.

Die lichtdurchflutete kleine Galerie zeigte sich, bestückt mit den so verschiedenen Objekten, von ihrer besten Seite. Nach der Begrüßung der Gäste durch die Initiatorin Heidelinde Kropp, die sich freute, auch Gäste aus Wirtschaft und  Politik wie Frau Tippelt unter den Gästen zu sehen. Frau Kropp bedankte sich bei dem Vertreter der Stadtparkasse Hameln- Weserbergland, Herrn Möller, für die freundliche Unterstützung, um die Ausstellungen des Vereins so erfolgreich realisieren zu können. Anschließend brachte die Bürgermeisterin Ulrike Weißenborn ihre Freude über die gelungene Ausstellung zum Ausdruck.

Der Buchkünstler Hans Witte führte ausdrucksvoll in die alte Technik der Druckkunst ein, dabei lockerten nette Anekdoten die interessanten, informativen Ausführungen auf: „ Bei den großen Bildern, die Helmuth Hoppe zeigt, handelt es sich um originale von Hand gemalte Ölbilder auf Leinwand. Oftmals sind auch kleinste Details akribisch genau – nicht selten unter der Lupe – dem Original nachgestaltet. Ich sage bewusst „nachgestaltet“.

Das heißt aber auch, es sind keine Versuche, ein zweites Original herzustellen, um den Anschein zu erwecken, dass es keinen Unterschied gäbe zwischen dem echten Picasso und Hoppes Picasso. Es sind also Repliken, denen man auch ansieht, dass es solche sind. Und es sollen keine Fälschungen sein, die quasi den Echtheitsanspruch erheben, um eventuell eine Menge Geld damit zu verdienen.

Allein die neue Leinwand, die Chemie der Farbe, die fehlende Signatur u.v.m geben zu erkennen, es handelt sich um Nachgestaltungen, die sich allerdings eng am Original orientieren. Und darin liegt für den Künstler natürlich auch eine wichtige Motivation, auszuprobieren, wie weit er es schafft, sich dem Original anzunähern.  Und das erfordert unendliche Geduld, viel Geschick und Erfahrung und sehr viel Zeit.

Der Auslöser, sich mit Malerei zu beschäftigen, lag für Helmuth Hoppe vor vielen Jahren eben gerade darin, die Originale von Gauguin, Degas, Picasso, Dix usw. nicht immer nur in den großen Museen unerreichbar zu bewundern oder diese Werke in mickrigen Postkartenformaten in Büchern anzusehen. Er beschloss eines Tages, die großen „echten“ Bilder vor sich zu haben. Und das ging eben nur, wenn er sie selber malte. Und hier hängen nun einige aus seiner Sammlung. Das besondere daran ist für Sie: Originale Picassos, Gauguins usw. finden Sie in zig Museen in Mengen … Helmuth Hoppes Picasso, Gauguin, Dix und Degas finden Sie weltweit z. Ziet nur ein einziges Mal - nämlich in Polle.

Eine ganz andere Technik liegt meinen typographischen Drucken zugrunde, die Sie hier an der Wand sehen, und in den Büchern in den Vitrinen. Und damit komme ich zu der zweiten wichtigen Person dieses Treffens hier in Polle. Die Graphiken und die meisten der Bücher sind mit der historischen Buchdrucktechnik des berühmten Johannes Gutenberg von Hand gedruckt. Diese fast 600 Jahre alte Methode der Vervielfältigung von Texten und Bildern löste ja das vorwiegend in Klöstern praktizierte Verfahren der handschriftlichen Kopie ab. Der Gutenbergsche Buchdruck ist technisch gesehen denkbar einfach...so einfach, dass er für kommerzielle Zwecke noch bis Ende des 20. Jahrhunderts benutzt wurde.

Wenn ich die Arbeitsweise dieser Drucktechnik auf eine kurze Formel bringe, benötigt der Drucker genau vier Gegenstände: die Druckform (Letter oder Bildklischee), Farbe, Papier und eine Maschine, die Druck ausüben kann. Auf diese Weise ist auch die berühmte 42-zeilige Gutenbergbibel entstanden, von der heute für ein einziges Blatt schon Millionen bezahlt werden, und auf diese Weise sind auch meine Graphiken entstanden… allerdings kann ich sie etwas günstiger abgeben.

Fälschlicherweise wird im Volksmund Gutenberg immer als der Erfinder des Buchdrucks bezeichnet. Der Erfinder ist er nicht, denn diese Technik gab es schon viel früher in asiatischen Kulturen. Aber seine revolutionierende Idee war die „bewegliche Letter“. Vor Gutenberg druckte man auch schon Texte – aber nur von kompletten geschnitzten Holzplatten. Wurde diese Platte beschädigt durch fehlerhaftes Hantieren, durch Feuer oder Wasser oder Krieg, dann war sie unbrauchbar und musste notfalls aufwändig neu angefertigt werden. Gutenbergs Idee war nun, keine kompletten Druckstöcke zu benutzen sondern Einzelbuchstaben, für die jederzeit und ohne großen Aufwand Ersatz geschaffen und die leicht in den Drucksatz eingefügt werden konnten....“

In den vergangenen Wochen wurde diese Ausstellung von sehr vielen Gästen von nah und fern besucht, die ihre Bewunderung über die dargestellten Werke ausdrückten. Dabei fanden auch ganze Schulklassen in Bussen den Weg nach Polle, um die Ölgemälde, deren Originale nur in den großen Galerien verstreut über die ganze Welt zu bewundern sind, anzuschauen und zu besprechen. Auch die alten Drucklettern in einer Installation, der nachgestellte alte Lederkoffer mit dem Titel „Reise-Druckerei des Johannes Gutenberg, die dieser in der Zeit von 1452 bis 1458 im Raum Mainz benutzte“ und die Vitrinen mit den bibliophilen Büchern fanden großes Interesse.

Die letzte Chance, diese Ausstellung zu besuchen, ist der 12. Juni 2016. Die Galerie ist geöffnet: montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12:30 Uhr sowie dienstags und donnerstags, von 14 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr. An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen auch von 14:30 bis 16:30 Uhr.

Foto: Heimat- und Kulturverein im Flecken Polle

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