Ein Blick dahinter - kann ein ganzes Leben retten... - Wanderausstellung gegen häusliche Gewalt gegen Frauen
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 03. Juni 2016 07:02
Holzminden (mk). Es war einmal, und es wird nie wieder so sein wie es einmal erträumt war... So oder so ähnlich könnten die Geschichten der Frauen beginnen, über deren Leben in einer „Wanderausstellung – Ein Blick dahinter“ in den Räumlichkeiten der Drehscheibe Holzminden jetzt noch bis zum 22. Juni 2016 erzählt wird.
Erzählt ist vielleicht ein zu sachlicher Begriff für das, was diesen Frauen aus den verschiedenen Schichten unserer Gesellschaft unterschiedlichen Alters und Bildung widerfahren ist. Erfahren aus Liebe, Zuneigung, den Zugeständnissen des Verzeihens ihrem Partner gegenüber, mit dem Ergebnis der Missachtung ihrer Meinung, ihres Körpers, ihrer ganzen Seele.
Am Anfang war es doch mal Liebe . . . – so einfach geht „MANN / FRAU“ doch nicht
„Blick dahinter – Häusliche Gewalt gegen Frauen“ – die „Wanderausstellung möchte aufrütteln, sensibilisieren und versuchen, die Mauer des Schweigens ansatzweise zu durchbrechen. Entworfen wurde die Sammlung vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration und mit der Sozialpädagogin Anita Hummel von der „BISS“-Holzminden und vier Studenten der HAWK-Holzminden in das Weserbergland geholt. Denn auch im Landkreis Holzminden kann man den Menschen nur „vor die Stirn schauen“. Das was dahinter passiert, wenn die Türen zugehen und der Rollladen heruntergelassen wird, kann erschütternd sein und ein ganze Leben kaputtmachen.
Querfeldein durch unsere Bevölkerung – es gibt viele Formen der Gewalt
Häusliche Gewalt kommt in allen Gesellschaftsschichten vor und macht weder vor Bildung noch vor Ansehen, Kindern oder gar Schwangeren Halt. Häusliche Gewalt erniedrigt und lässt die Betroffenen „klein werden“. Das, was die „Täter“ wollen und in den verschiedensten Formen einmal ausgeführt und erreicht, dann wieder und wieder anwenden können – mit Erfolg an dem sie sich dann wachsen lassen können. Die Zahlen für den Landkreis Holzminden sprechen für sich, hier sind im vergangenen Jahr weit mehr als 600 Fälle von Häuslicher Gewalt registriert wurden - eine erschreckende Zahl.
Häusliche Gewalt heißt, dass alle Fälle von physischen, psychischen und sexuellen Interventionen, die vom Partner auf einen anderen Partner ausgehen, so bezeichnet werden müssen. Es ist dabei nicht wichtig, wie häufig sich diese „Machtausübungen“ ereignen, ob während der Beziehung oder erst nach deren Beendigung es zu Anwendungen von Gewalt kommt. Ein Machtfaktor stellt sich in einer solchen „ungesunden“ Konstellation sehr schnell dar und ist behilflich dazu, die Kontrolle und Beherrschung dem Partner gegenüber zu erlangen und zu festigen.
Nicht wegschauen – die Hand geben und herausziehen
Die Ausstellung „Blick dahinter – Häusliche Gewalt gegen Frauen“ will die Besucher für die hochbrisante Problematik sensibilisieren und Beherztheit all denen machen, welche selbst von Gewalt berührt werden. All denen, die vielleicht jetzt durch die Ausstellung „einen verstehenden Blick bekommen“ und eingreifen wollen, können damit „ein ganzes Leben“ retten. In der berührenden Ausstellung wird genau dorthin gesehen, wo sich in unserer unmittelbaren Umgebung Gewalttaten abspielen. Es wird versucht zu vermitteln, wie sich die Opfer fühlen und was ihre Schritte aus diesem Teufelskreis sein können. Wo Hilfe geleistet werden kann und muss. Wo es konkrete Wegweiser aus der Gewalt in Beziehungen gibt und Unterstützungen für die Zeit die „danach“ kommen wird, welche auch dann nicht so einfach, aber besser werden kann.
Wegsehen ist die furchtbarste aller Möglichkeiten
Die Wanderausstellung ist in den Räumen der Drehscheibe Holzminden noch bis zum 22. Juni 2016 in der Zeit von dienstags bis donnerstags 09:00 – 17:00 Uhr und freitags von 09:00 – 13:00 Uhr zu besuchen. Führungen werden auch abweichend dieser angegebenen Zeiten von den Moderatorin Anita Hummel angeboten und erklärend begleitet. Die kostenfreien Führungen können bei Interesse mit Frau Hummel unter der Telefonnummer 05531-1216747 oder per Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! vereinbart werden. Gleichzeitig bedankt sich das gesamte Organisationsteam bei den Sponsoren, welche diese Ausstellung erst möglich gemacht haben.
Tabu-Thema brechen, damit die Täter nicht verharmlost werden
Der ganz große Wunsch der Beteiligten an dieser Ausstellung ist es, mehr als bisher für die Opfer von Gewalttaten tun zu können, wie immer wieder zur Sprache kommt. Deshalb ist es den Teilnehmenden der Ausstellung ein besonderes Begehr viele Hinweise über lokale Hilfsangebote und die rechtliche Situation zu ermöglichen. Nur wer seine Rechte kennt kann auf die Unterstützungsangebote zurückgreifen und hat die Chance auf ein Leben ohne Gewalt. Beim „Blick dahinter“ wird sehr eindringlich gezeigt wie enorm wertvoll es ist möglichst frühzeitig Hilfe den Betroffenen anzubieten. Denn auch wenn der Teufelskreis verlassen wurde, die Narben bleiben ein Leben lang und während die Opfer sich immer noch die Fragen stellen ob sie einen Fehler gemacht haben, geht der Täter zufrieden in einen neuen Tag.
Foto: mk