Zugfahrkarten für alle: Deutsche Bahn muss Wettbewerbern fortan den Verkauf von Fahrkarten ermöglichen
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Donnerstag, 26. Mai 2016 18:52
Kreis Holzminden/Stadtoldendorf (rus). Längst hat das Internet den örtlichen Bahnhöfen im Ticketverkauf den Rang abgelaufen: Fahrkarten in die weite Welt sind längst online buchbar, ein toller Service für versierte Internetnutzer. Doch nicht alle wollen sich an diese Materie heran trauen. Dass die Deutsche Bahn ihre eigenen Ticketautomaten an deutschen Bahnhöfen nur für die eigenen Zugverbindungen nutzt, damit ist jetzt Schluss.
Die Deutsche Bahn AG verpflichtet sich zu umfangreichen Änderungen im Vertrieb von Fahrkarten, nachdem das Bundeskartellamt gegen das Unternehmen ermittelt hatte. Die Maßnahmen sollen die Vertriebsmöglichkeiten von Wettbewerbern neben der Deutschen Bahn verbessern. Das Bundeskartellamt hatte Anfang 2014 ein Verfahren gegen die Deutsche Bahn wegen des Verdachts des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung beim Vertrieb von Fahrkarten für den Schienenpersonenverkehr eingeleitet. Dieses Verfahren konnte nun aufgrund der Verpflichtungszusagen der Deutschen Bahn allerdings eingestellt werden, sehr zur Freude der örtlichen Arbeitsgemeinschaft Bahn Holzminden/Höxter, wie dessen Sprecher Hans Peter Sawatzki gegenüber der Weser-Ith News mitteilt.
Kreis Holzmindener freuen sich über die Entscheidung
Die AG Bahn Holzminden/Höxter freut sich über den demnächst freien Fahrkartenverkauf: „Endlich muss die DB AG ihr Monopol für den Verkauf von Bahnfahrkarten an Automaten aufgeben,“ freut sich Hans Peter Sawatzki mit der gesamten AG Bahn. „Wieder ist eines unserer jahrelang erwünschten und geforderten Ziele erreicht.“ Die Deutsche Bahn AG habe sich dem Druck des Bundeskartellamtes gebeugt. Sie hat sich verpflichtet, dass andere Bahnunternehmen im Schienenpersonennahverker Fernverkehrstickets über deren Fahrkartenautomaten verkaufen dürfen. „Das ist wichtig für die hiesigen Strecken, an denen nur die NordWestBahn verkehrt und eben keine Automaten der DB mehr stehen“, sagt Sawatzki. Ebenfalls vereinfacht wird der Verkauf in den Bahnhofsläden.
Die Verpflichtungszusage der Deutschen Bahn AG beinhaltet unter anderem, dass Wettbewerber der Deutsche Bahn AG im Schienenpersonennahverkehr künftig auch Fernverkehrstickets der Deutsche Bahn AG über eigene Fahrkartenautomaten verkaufen dürfen. Dies ist für Reisende insbesondere an solchen Bahnhöfen relevant, an denen die Deutsche Bahn selbst keinen Halt mehr hat und die Reisenden deshalb bislang keine Fernverkehrsfahrkarten mehr kaufen konnten, wie mitunter im Landkreis Holzminden. Mit der Umsetzung wird es allerdings noch etwas dauern, ergab eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft direkt bei der NordWestBahn, die beispielsweise mit Zügen zwischen Holzminden und Stadtoldendorf verkehrt. „Planerisch und technisch dürfte es wohl noch etwas dauern,“ so Hans Peter Sawatzki zur weiteren Vorgehensweise.
Bundeskartellamt erklärt die Zusagen der Deutschen Bahn für verbindlich
Das Bundeskartellamt hat die von der Deutsche Bahn AG angebotenen Verpflichtungszusagen in einem Beschluss für verbindlich erklärt und bis zum 31.12.2023 befristet. Die Bahn ist somit an ihr Angebot gebunden. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes zum Verfahren: „Wettbewerb auf der Schiene setzt Wettbewerb beim Vertrieb, d.h. bereits beim Fahrkartenverkauf voraus. Um Behinderungspraktiken der Deutschen Bahn gerade beim Vertrieb ihrer Wettbewerber zu beenden, hatten wir ein Verfahren eingeleitet. Die Deutsche Bahn hat uns jetzt umfangreiche Zusagen beim Ticketverkauf angeboten, die den Wettbewerbern den Verkauf von Fahrkarten sehr erleichtern. So dürfen sie beispielsweise ihre Tickets künftig über Läden im Bahnhof verkaufen. Mietvertragsklauseln, die dies bislang erheblich behindert haben, wird es künftig nicht mehr geben. Der Wettbewerb im Bahnverkehr erhält hierdurch neue Impulse.“
Auch wenn der Fahrkartenerwerb über das Internet immer mehr zunimmt, bleiben die „konventionellen“ Verkaufswege weiterhin wichtig. Für Menschen in Regionen, in denen die Deutsche Bahn selbst nicht mehr Züge einsetzt, wird es somit fortan einfacher.
Foto: rus