Montag, 25.11.2024
Mittwoch, 04. Mai 2016 16:04 Uhr

Fall Bosseborn: Erste Ergebnisse der Befragung eines weiteren Opfers im Raum Berlin Fall Bosseborn: Erste Ergebnisse der Befragung eines weiteren Opfers im Raum Berlin

Bosseborn (TKu). Ein zehnköpfiges Team des Landeskriminalamtes hat heute Mittag am Haus des Mörderpaares in Bosseborn seine Tätigkeit aufgenommen. Mit sechs Polizeifahrzeugen und einer großen Menge an Equipment rückten die Polizeibeamten am Tatort an. Um keine eigenen Spuren am Tatort zu hinterlassen trugen sie Einmalanzüge und Mundschutz. Zum Einsatz kam laut den Beamten auch eine 360-Grad-Kamera, die alle Ecken und Winkel in einer hohen Auflösung aufnimmt. Zunächst wurden die Polizeisiegel an der Eingangstüre und der Scheune gekappt und das Gebäude nach Absprache systematisch betreten.

Eine alte Kinderschaukel, eine Parabolantenne, ein Schotterhaufen und ein Traktor-Anhänger sind von Straße aus sichtbar, wenn man in die Scheune sieht. Leere Umzugskartons werden in das Haus getragen, um verwertbare Beweismittel in dem Mordfall sicher zu stellen. Weitere Angaben konnten und durften die Beamten vor Ort jedoch nicht machen. Bei einer Pressekonferenz in Bielefeld äußerte sich nun Pressesprecher Achim Ridder von der Polizei zu dem Fall über den Nachrichtensender N24. Er äußerte sich dazu wie folgt: 15 Hinweise werden derzeit abgearbeitet. Dabei soll es sich noch um weitere Opfer von Wilfried W. Und Angelika B. handeln, sagt Achim Ridder in dem N24-Interview. Es ist bekannt, dass mindestens zwei Menschen von Wilfried W. und Angelika B. zu Tode gequält worden sind.

Eine Berlinerin entkam dem Möderpaar hingegen. Am Mittwoch wurde das das Berliner Opfer von einem Ermittlerteam befragt. Die Frau hatte sich selbst im Zuge der Berichterstattung über den Fall bei der Polizei gemeldet. Die 51-jährige Frau aus dem Großraum Berlin hatte Wilfried W. über eine Kontaktanzeige im August 2011 kennengelernt. Das Paar habe ihr Opfer persönlich mit dem Auto abgeholt und in ihr Haus gebracht. Dort hielt sie sich drei Wochen auf, ohne, dass es zu Übergriffen gekommen sein soll.

Erst Ende 2011 kehrte sie von Berlin zurück nach Bosseborn. Bis März 2012 ist sie danach in dem Haus festgehalten worden, sagt Ridder. Nach ihren Angaben wurde sie mehr als drei Monate lang von Wilfried W. und Angelika B. misshandelt und hatte keine Möglichkeit zur Flucht. Erst nach einer körperlichen Auseinandersetzung sei sie entkommen und mit einem Zug wieder nach Hause gefahren. Weil man ihr Gewalt angedroht habe, hat sie keinerlei Polizei eingeschaltet. An die Polizei hat sie sich erst gewandt, als sie am 29. April 2016 die Berichterstattung im Fernsehen gesehen hat. Zurzeit wird 51-Jährige vom Opferschutz der Polizei betreut, bestätigte der Pressesprecher der Polizei Achim Ridder. Die Ermittlungen seien noch sehr frisch, erklärte Ridder.

Das Medieninteresse an dem Mordfall ist sehr groß. Während die Polizisten ihre Arbeit aufnehmen werden sie von Fernsehteams von RTL, N24, NTV, WDR und diversen Agenturen umringt. Überhaupt hat sich das Leben in Bosseborn in den letzten acht Tagen nicht zum Positiven verändert, bestätigen die Anwohner. Schlagzeilen wie „Das Horrorhaus von Höxter“ oder „Das Mörderdorf von Höxter“ belasten viele Anwohner und Nachbarn sehr. Auch mit der Ruhe in dem 530 Einwohner zählenden Bosseborn ist es momentan vorbei. An allen Ecken sind Fernsehteams und Schaulustige, welche den Einwohnern immer wieder dieselben Fragen stellen. „Dass unser Dorf jetzt so negativ in die Schlagzeilen gerückt wird, haben weder Bosseborn noch die Anwohner verdient“ sagt ein Nachbar, der unerkannt bleiben möchte. Ein Anwohner hat Blumen am Sichtschutzzaun hinterlegt. Das Dorffest, das am Wochenende starten sollte, wurde vom Heimat- und Schützenverein Bosseborn aus Rücksichtnahme auf die Ereignisse abgesagt (Höxter-News berichtete).

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Fotos: Thomas Kube

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