Silvester-Böller: Johanniter bitten um Rücksicht auf Flüchtlinge
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Dezember 2015 10:38
"In Deutschland ist das Silvester-Feuerwerk Tradition und dies möchten wir auch niemanden nehmen. Doch unter den aktuellen Umständen bitten wir Zurückhaltung im direkten Umkreis der Unterkünfte zu üben", betont Thomas Mähnert, Vorstand im Landesverband Niedersachsen/Bremen der Johanniter-Unfall-Hilfe. Mit Blick auf die vielen Menschen, darunter auch viele Kinder, die Krieg und Gewalt mit einschlagenden Bomben erlebt haben, sollte ein rücksichtsvoller Umgang mit diesen Mitmenschen selbstverständlich sein.
In den Unterkünften der Johanniter ist der Besitz von Feuerwerkskörpern und pyrotechnischen Gegenständen jeglicher Art untersagt. Nicht nur aus brandschutztechnischer Sicht stellen Feuerwerkskörper in Flüchtlingseinrichtungen ein unvertretbar hohes Risiko dar. Denn das laute und unmittelbare Knallen kann zu Panik- oder Angstreaktionen der Bewohner führen.
Doch auch sonst ist das beliebte Böllern zu Silvester mit Umsicht und Aufmerksamkeit zu betreiben. Damit es beim Umgang mit Feuerwerk nicht zu schweren Verletzungen kommt, geben die Johanniter Tipps für einen sicheren Start ins neue Jahr, aber auch Empfehlungen, was zu tun ist, wenn doch etwas passiert. So werden Augenverletzungen oft durch einen zu geringen Sicherheitsabstand verursacht. Oliver S. Bruse vom Landesverband Niedersachsen/Bremen der Johanniter rät: "Wenn kleinere Fremdkörper ins Auge geraten, kann man versuchen, diese mit Wasser heraus zu spülen.
Größere Fremdkörper sollten aber keineswegs durch Laien entfernt werden. Stattdessen muss die verletzte Person sofort in eine Notaufnahme oder Rettungsstelle gebracht oder der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden!" Als erste Maßnahme vor Ort sollte das betroffene Auge mit einer keimfreien Wundauflage bedeckt und dann beide Augen vorsichtig mit einem Tuch verbunden werden. Bruse weiter: "Nur durch das Verbinden beider Augen wird eine Ruhigstellung des verletzten Auges und damit eine Schmerzlinderung erreicht."
Auch die Ohren sind bei der Silvesterknallerei gefährdet. Die beste Vorbeugung bietet ein angemessener Sicherheitsabstand. Die Johanniter warnen: "Silvesterböller erreichen eine Lautstärke von bis zu 175 Dezibel. Das ist lauter als ein Presslufthammer! Der hohe Schalldruck kann ein Knalltrauma auslösen und zu einer Schädigung des Innenohrs führen. Die Folge ist Schwerhörigkeit in den ersten Stunden oder Tagen. Schlimmstenfalls bleibt das Gehör ein Leben lang geschädigt."
Zu den häufigsten Verletzungen zu Silvester zählen Verbrennungen und andere Verletzungen an den Händen, die teilweise bis zum Verlust von Fingern führen. Diese werden meist verursacht durch zu frühe Explosionen oder weil Feuerwerkskörper mit bereits brennender Lunte zu lange in der Hand gehalten werden - leider eine gerade bei Jugendlichen beliebte Mutprobe. Bruse rät daher: "Brandwunden sollten allenfalls kurz mit Leitungswasser - auf keinen Fall mit Eis - gekühlt werden. Puder oder Salben gehören ebenfalls nicht auf offene Wunden. Bei schwereren Verletzungen sofort unter der Rufnummer 112 den Rettungsdienst alarmieren!"
Damit es gar nicht erst zu einem Unfall kommt, hier die wichtigsten Tipps für eine sichere Silvesterknallerei: - nur geprüftes Feuerwerk kaufen (siehe Hinweis der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM auf der Verpackung) - vor dem Zünden die Gebrauchsanweisung lesen - Feuerwerk nur im Freien abbrennen, nie in geschlossenen Räumen - Feuerwerkskörper nie länger als nötig in der Hand halten - nach dem Anzünden den vorgegebenen Sicherheitsabstand einhalten - niemals auf Menschen, Tiere, Gebäude oder Fahrzeuge zielen - Kinder nie alleine mit Feuerwerk hantieren lassen - kleinere Kinder auch beim Zünden von Knallerbsen o.ä. beaufsichtigen - nie versuchen, Feuerwerkskörper, die beim ersten Versuch nicht gezündet haben, ein zweites Mal anzuzünden - die Gefahr, dass es dabei in der Hand zu einer Explosion kommt, ist sehr hoch! - keine Blindgänger aufsammeln, sie können immer noch explodieren.
Foto: Andreas Schoelzel