110 Jahre Hilfe am Nächsten: Das Deutsche Rote Kreuz in Stadtoldendorf feiert Jubiläum
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Mittwoch, 16. Dezember 2015 13:10
Stadtoldendorf (rus). Die beiden sind ein gut funktionierendes Vorstands-Duo, dass es mit einem derartigen Engagement und so langen Amtszeiten selten ein zweites Mal geben mag: Vorsitzende Ruth Walten und der zweite Vorsitzende Hans-Dieter Räker. Beide stehen dem Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes in Stadtoldendorf vor – seit Jahrzehnten. Mit einem kurzweiligen Festakt wurde jetzt das 110-jährige Jubiläum im Haus am Eberbach gefeiert. Viele geladene Gäste aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft waren der Einladung des Ortsvereins gefolgt.
Rückblick in die Historie des Roten Kreuzes in Stadtoldendorf
In ihrer Begrüßungsansprache gab Ruth Walten einen Einblick in die Historie des Vereins und darauf, dass der damals noch Vaterländische Frauenverein genannte Zusammenschluss von Frauen ursprünglich vom Stadtoldendorfer Geheimen Kommerzienrat Max Levy begründet wurde. Levy war es auch, der Stadtoldendorf später das erste Krankenhaus schenkte, das nach seiner Frau benannte Charlottenstift, machte sich damit um die Menschlichkeit in der Homburgstadt besonders verdient. Nicht zuletzt deshalb trug man ihm später auch die Ehrenbürgerschaft an. Für die Gründung des heute als DRK Ortsverein Stadtoldendorf eingetragenen Vereins setzte er am 17. Oktober 1905 den Grundstein, somit vor knapp mehr als 110 Jahren. Levy schenkte dem frisch formierten Verein ein Vereinsgebäude in der Pfarrstraße, was bis heute als Kindergarten genutzt wird. Weiterhin gab es seinerzeit ein Startkapital von 50.000 Reichsmark an die Hand – eine für damalige Verhältnisse stolze Summe.
Eine Einzigartigkeit in Stadtoldendorf: Früher war das DRK in Frauen und Männer getrennt
Im Laufe der vielen Jahre veränderte sich zwar gelegentlich der Umfang der Betätigungen des Vereins und auch seine Mitgliederzahl, nicht aber das von Anbeginn an gelebte Motto: Hilfe am Nächsten, Hilfe rettet Leben. Ruth Walten: „Die Helferinnen waren stets zur Stelle, wenn sie gebraucht wurden“. Die damaligen Frauen im Verein waren es, die sich um die Verwundeten aus den Kriegen kümmerten, die Kleinkinder großzogen und dort halfen, wo Hilfe benötigt wurde. Die „DRK-Mütter“ betreuten Säuglinge und unterhielten eine Krippe, sie betrieben eine Nähstube mit Arbeiten, die zu Kriegszeiten an die Front geschickt wurden. Vielerorts wurden Soldaten verpflegt, auch Flüchtlinge wurden durch das Rote Kreuz betreut. 1924 gründete sich neben dem Frauenverein die aus über 30 Männern bestehende Bereitschaft, die lange Zeit als zweiter Verein neben dem der Frauen bestand. Noch bis 1984 gab es zwei DRK’S in Stadtoldendorf, eine bundesweit einzigartige Situation. Schließlich schlossen sich die Männer dann aber den Frauen an und bildeten damit den heute bekannten DRK Ortsverein Stadtoldendorf e.V. 2008 erfolgte die Übertragung des DRK-Kindergartens an die damalige Samtgemeinde Stadtoldendorf, der sich heute trotz Umbenennung im Sprachgebrauch immer noch dem Roten Kreuz zuordnen lässt. Auch wenn man heute, das machte Ruth Walten deutlich, mit dem neuen Namen „Pusteblume“ nicht so ganz zufrieden ist, ist man froh, dass der Kindergarten weiter betrieben werde. In den Räumlichkeiten im Gebäude des Jugendfreizeitheimes in der Stiftstraße gab man drei von vier Räumen an die evangelische Kirchengemeinde ab, damit hier eine Kinderbetreuung stattfinden kann. Was dem Ortsverein bleibt ist ein kleines Büro und wohl aber ein gutes und ruhiges Gewissen, sich in herausragender Weise für das Allgemeinwohl zu engagieren.
Viel Lob in zahlreichen Grußworten
Genau für dieses großartige und für die Gesellschaft unverzichtbare Engagement wurde der Ortsverein auch in den vielen Grußworten am Abend gelobt. So auch von Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Wolfgang Anders: „Von der Gründung bis heute haben sie dazu beigetragen, die Gesellschaft friedlicher, liebenswerter und stabiler zu gestalten“. Daneben mahnte er aber an, die Nachwuchssorgen des Vereins nicht aus den Augen zu verlieren und dem Mitgliederrückgang weiterhin zu begegnen. Bürgermeister Helmut Affelt unterstrich die hohe Wertschätzung des Ortsvereins in der Stadt und warb ebenfalls für neue Mitglieder: „Werden Sie Mitglied, spenden Sie Blut und Zeit“. Manfred Reichert, Vizepräsident des DRK-Kreisverbandes Weserbergland, bezeichnete den Verein als beeindruckendes Beispiel sozialen Engagements und ist neben der hohen Qualität auch auf die lange Vorstandstätigkeiten von Ruth Walten und Hans-Dieter Räker stolz. Räker überreichte er eine Ehrenurkunde für sein 45-jähriges Wirken, seit 1974 bekleidet er Vorstandsposten, damals noch im Männer-Vorgängerverein. Ruth Walten ist seit 1947 im DRK und seit 21 Jahren Vorsitzende des Ortsvereins, hatte davor aber auch schon Vorstandsposten inne. In weiteren Grußworten gratulierten auch Lucian Kubas für die CDU-Fraktion im Stadtrat sowie Dietmar Meier als Vorsitzender des Sozialverbandes. Auch die Pastorin Annabelle Kattner überbrachte die besten Wünsche der Kirchengemeinde und einen großen Dank für die Zurverfügungstellung von Räumlichkeiten für die Kinderbetreuung. Mit einem Imbiss, einem musikalischem Flötenspiel, einer interessanten Ausstellung alter DRK-Requisiten in einem Nebenraum sowie mit vielen alten Fotos und netten Gesprächen klang der Abend allmählich aus.
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Fotos: rus