Montag, 25.11.2024
Mittwoch, 21. Oktober 2015 08:39 Uhr

Glasforscher tagen in Grünenplan Glasforscher tagen in Grünenplan

Grünenplan (red). Die Geschichte der fürstlichen Glasmanufaktur Schorborn (1744 – 1842) stand im Mittelpunkt einer Tagung, die kürzlich in Grünenplan durchgeführt wurde. Die Landtagsabgeordnete, Sabine Tippelt, ließ es sich nicht nehmen, den erlesenen Kreis der teils von weit her, sogar aus Amsterdam, angereisten Fachleute und Glassammler  im „gläsernen Herzen Niedersachsens“, ihrer Heimat, persönlich zu begrüßen. Sie stellte heraus, dass der Glasmacherort Grünenplan auf eine  über 850-Jährige Glasmachertradition verweisen kann.

Die erstmalig im Erich-Mäder-Glasmuseum präsentierte Sonderausstellung über Gläser des 18. und 19. Jahrhunderts aus der ehemaligen Glasmanufaktur Schorborn im Solling , gab auch den Anlass, das Ausstellungs- und Forschungsprojekt an diesen geschichtsträchtigen Ort zu präsentieren. Ausdrücklich dankte Frau Tippelt dem spiritus rector, Dr. Franz Ohlms aus Göttingen, der mit einer kleinen Gruppe weiterer Glasexperten in mehrmonatiger Arbeit  das Projekt vorbereitet hat.

Die anschließenden Vorträge über die Geschichte der Glashütten im braunschweigischen Weserdistrikt, dem heutigen Landkreis Holzminden, befassten sich vor allem mit der Frage, an Hand welcher Kriterien vergoldete, bemalte oder geschnittene Gläser in ihrer Herkunft eindeutig als in Schorborn hergestellt identifiziert werden können. Die Vorstellung solcher Zuweisungsmerkmale zog eine intensive Diskussion nach sich. Bei den Flaschen aus grünlichem Glas, auch Bouteillen genannt, bestand auf Grund der aufgeschmolzenen Glassiegel mit herrschaftlichem Monogramm kein Zweifel, dass hier ein Schorborner Produkt vorlag.

Schwieriger war es da schon bei den reich verzierten Trinkgläsern. Denn die Glasmacher, die diese Gläser gefertigt haben, waren  häufig  zuvor schon an Glashütten in anderen Regionen tätig. Unter den in den Glasmanufakturen des Weserdistriktes arbeitenden Glasmachern waren auch schon im 18. Jahrhundert Spezialisten. Das zeigen Aufträge von Wissenschaftlern der Universität Göttingen, wie z. B. dem bedeutenden Göttinger Professor für Experimentalphysik Georg Christoph Lichtenberg. Er bezog feinste Glasgerätschaften für seine Experimente aus Schorborn.

Die anschließende Besichtigung der historischen Gläser aus Schorborn im Glasmuseum führte noch beiläufig zu einer kleinen Sensation. So bestätigte die Braunschweiger Kunsthistorikerin Helga Eberle, dass ein jüngst vor dem Sperrmüll geretteter Spiegel, der zurzeit als Leihgabe im Glasmuseum hängt, ein historisches Kleinod darstellt. Die montierten nicht mehr vollständigen Spiegelscheiben zeigen eine von Johann Balthasar Sang, Hofglasschneider des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel, im 18. Jahrhundert in das Glas gearbeitete Jagdszene von außergewöhnlicher Vollkommenheit.

Das Glas des Spiegels dürfte mit einiger Sicherheit aus der fürstlichen Spiegelmanufaktur Grünenplan herrühren. Da nur noch ganz wenige von Balthasar Sang gefertigte Stücke existieren, wie z.B. ein großer Spiegelschrank im Baden-Württembergischen Landesmuseum Stuttgart, kommt dieser Entdeckung eine ganz besondere Bedeutung zu.

Die Sonderausstellung über das Schorborner Glas kann noch bis einschließlich November jeden Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr im Erich-Mäder-Glasmuseum in Grünenplan besichtigt werden.

Foto: Landkreis Holzminden

 

 

Achtung! Ende der Seite!
Hier geht es zurück zum Seitenanfang.
zum Anfang

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Ich akzeptiere die Cookies dieser Seite. Hier erfahren Sie mehr über unseren Datenschutz.

Ich akzeptiere die Cookies dieser Seite