Dienstag, 26.11.2024
Freitag, 31. Juli 2015 11:34 Uhr

Schwalben sind bei den Kindern im „Kobel“ herzlich willkommen: NABU verleiht Plakette an den Kindergarten in Mühlenberg Schwalben sind bei den Kindern im „Kobel“ herzlich willkommen: NABU verleiht Plakette an den Kindergarten

Holzminden (red). „Wir müssen ganz leise sein, wenn wir zu den Schwalben gehen.“, sagt Luca zu den Erwachsenen vom Naturschutzbund NABU Holzminden, die zu Besuch im Kindergarten sind. So wie Luca wissen auch die anderen Kinder aus der Wölfi-Gruppe bestens Bescheid über „ihre“ Rauchschwalben, die in dem leerstehenden Nebengebäude brüten. Der Kindergarten „Kobel & Co.“ in Mühlenberg ist eine Außenstelle des Heilpädagogischen Zentrums der Lebenshilfe Holzminden. Hier lernen die Kinder in und von der Natur, nicht nur im schön gestalteten Garten mit Kräuterspirale, Außenküche mit Feuerstelle und vielem mehr, sondern vor allem im angrenzenden Wald.

Alles, was hier wächst, krabbelt, läuft und fliegt ist natürlich besonders interessant. Im Winter konnten die Kinder während der Frühstückszeit den Vögeln draußen am Futtersilo bei ihrem „Frühstück“ zusehen und lernten so Blaumeise, Kohlmeise, Kleiber und andere Vogelarten kennen. Auch den Sperber, dessen Auftauchen draußen und drinnen für Aufregung sorgte – obwohl er ja nur kam, weil er ebenfalls Hunger hatte. Im Frühling zogen dann erstmals Rauchschwalben in einem offenen Nebengebäude auf dem Gelände des Kindergartens ein. Jahrelang hatte es sich darin ein Steinmarder bequem gemacht, daher hatten sich die Schwalben nicht getraut dort zu brüten. Kaum war er ausgezogen, begannen mehrere Schwalbenpaare mit dem Nestbau und die Kinder gingen täglich auf Beobachtungsstation. Sie merkten sich die Größe, die Farben des Gefieders und die Besonderheiten, damit sie viele Schwalben malen und basteln konnten. Mit Hilfe von Bestimmungsbüchern lernten sie noch mehr zum Thema und erstellten sogar eine Dokumentation, die jetzt im Eingangsbereich des Kindergartens hängt.

Danach fragten sie beim NABU Holzminden, ob sie eine Plakette bekommen können, die an Menschen in ganz Niedersachsen verliehen wird, bei denen Schwalben willkommen sind. Nachdem Laura stellvertretend für die ganze Wölfi-Gruppe Urkunde und Plakette entgegen genommen hat, beantworten die Kinder mit Begeisterung viele Fragen: Feli, Luca, Jonas, Laura, Robin, Letizia, Leonie und Emely kennen die Unterschiede zwischen Rauch- und Mehlschwalben und wissen, dass Schwalben fliegende Insekten fangen und in der kalten Jahreszeit nicht da sind, weil es dann hier keine Nahrung für sie gibt. Die Kinder können allerdings nicht verstehen, dass viele Leute keine Schwalben am Haus haben möchten und sogar ihre Nester entfernen – obwohl das gesetzlich verboten ist. Dabei lassen sich Verschmutzungen durch das Anbringen von sogenannten Kotbrettern in einigem Abstand unter den Nestern oft sehr gut verhindern. Im „Kobel“ sind solche Bretter schon geplant, allerdings erst für den Herbst, wenn die Schwalben nicht mehr da sind.

Seit 2013 wirbt der NABU Niedersachsen mit dem Projekt „Schwalben willkommen“ für mehr Toleranz im Umgang mit den gefiederten Mitbewohnern, die sich so eng an die Menschen angeschlossen haben und früher als Frühlingsboten und Glücksbringer begrüßt wurden. Mittlerweile sind Schutzmaßnahmen dringend erforderlich: Seit 1965 ist die Zahl der Mehlschwalben, die in Niedersachsen brüten, um 20 Prozent zurückgegangen und die der Mauersegler, die oft mit Schwalben verwechselt werden und auf Nischen in Gebäuden angewiesen sind, sogar um 45 Prozent. Am schlimmsten hat es die Rauchschwalbe getroffen, hier beträgt der Rückgang sogar 75 Prozent. Das liegt vor allem an den Veränderungen in der Viehhaltung und der Intensivierung der Landwirtschaft. Doch auch die Privatgärten haben sich stark verändert. Der Trend geht zu immergrünen Gehölzen und exotischen Pflanzen, von denen keine Insekten leben können, die die Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse sind. Dabei können heimische Sträucher und Pflanzen mindestens genauso schön sein und sich vor allem besser an Klima und Bodenverhältnisse anpassen.

Foto: Ulrich Frischgesell

Achtung! Ende der Seite!
Hier geht es zurück zum Seitenanfang.
zum Anfang

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Ich akzeptiere die Cookies dieser Seite. Hier erfahren Sie mehr über unseren Datenschutz.

Ich akzeptiere die Cookies dieser Seite