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Donnerstag, 02. Oktober 2014 12:04 Uhr

Zahn der Zeit nagt an historischem Schmuckstück aus Hehlen Zahn der Zeit nagt an historischem Schmuckstück aus Hehlen

Hehlen (ro). Fahnen waren in der früheren Zeit der Sammelpunkt für die Mitglieder, z.B. während Aufmärschen oder auch bei Festivitäten. Deswegen hatte früher auch jeder Verein seine eigene Fahne. Heute wird so eine Vereinsfahne nur noch selten herausgeholt, weiß Jörg Ebeling zu berichten. Der Vorsizende des SPD Ortsvereins Hehlen blickt allerdings mit sorgenvoller Miene auf die historische Vereinsfahne. Der Zahn der Zeit hat doch sehr an diesem wertvollen Stück genagt. Im Unterbezirk Holzminden der SPD gibt es bei rund 20 Ortsvereinen nur noch gerade mal 3 Fahnen, die die dunklen Jahre von 1933 bis 1945 überlebt haben - eine davon in Hehlen. Aber diese Fahne bedarf dringend der Restaurierung und für den Ortsverein Hehlen ist das eine Herkulesaufgabe. Wir sprechen hier von einem Kostenpunkt für den Erhalt der Fahne von rund 1.300,00 €. Zwar ist der SPD - Ortsverein Hehlen einer der größeren Ortsvereine im Kreis Holzminden - aber, ein Ortsverein ist kein Sparverein. Die vorhandenen Geldmittel sind knapp. Aber, wir sind fest entschlossen, diese Fahne, für die Parteimitglieder sogar ihr Leben riskiert haben, unbedingt zu erhalten, so Jörg Ebeling. Über Unterstützung zum Erhalt der Fahne würde sich der SPD - Ortsverein natürlich sehr freuen.

Und wenn man die Geschichte der Fahne hört, dann ist schon beeindruckend welche bewegte Historie hinter ihr liegt. Die Fahne wurde 1926 von den jüdischen Hehlener Kaufleuten David und Alex Bach dem neu in Hehlen gegründeten Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gestiftet. Die Fahne hat damals die stolze Summe von 480,00 Reichsmark gekostet. Das Reichsbanner war eine Organisation der SPD und der demokratische Gegenentwurf zu den Krawallbrüdern der SA. 1926 ist auch das offizielle Gründungsdatum des SPD - Ortsvereins Hehlen. Nach der Machtergreifung durch die Nazis 1933 und dem Verbot der SPD wurde die Fahne von treuen Parteimitgliedern versteckt und eingemauert. Als dann die braunen Horden die Fahne holen und vernichten wollten, behauptete man einfach, die Fahne wäre bereits abgeholt. Da sich die Kreisleitung der NSDAP mit dieser Aussage noch nicht zufrieden gab, musste der Hehlener Bürger und ehemaliges SPD - Mitglied Heinrich Klenke noch dreimal bei der Kreisleitung zum Verhör erscheinen. Diese Aussage wird mit dem Wissen, dass in seinem Haus die Fahne eingemauert war, noch lebensgefährlicher.

So aber überlebte sowohl die Fahne, als auch Heinrich Klenke den Krieg. Heinrich Klenke war nach dem Krieg der erste Gemeindedirektor in Hehlen. Auch die Brüder David und Alex Bach überlebten, teilweise auf dramatiche Art und Weise den Krieg-allerdings nur dadurch, dass sie Hehlen und ihre Heimat Deutschland verließen.

Auch diesen Menschen zum Angedenk soll die Fahne erhalten werden und weiterhin auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, so Jörg Ebeling. Sie ist untrennbar mit der Geschichte des SPD - Ortsvereines, aber auch mit der Historie Hehlens verbunden, erzählt sie doch von einem dunklen Kapitel, Vertreibung, aber auch von mutigen Menschen, die für ihre Überzeugung einstehen.


Fotos: ro

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