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Dienstag, 27. August 2013 08:39 Uhr

Ist der Schulstandort Stadtoldendorf gefährdet? Ein Interview mit Bürgermeister Helmut Affelt Ist der Schulstandort Stadtoldendorf gefährdet? Ein Interview mit Bürgermeister Helmut Affelt

Stadtoldendorf (red). Helmut Affelt kann es kaum glauben: „Bundeswehr weg, Krankenhaus weg und jetzt unsere Schule?“. Der Stadtoldendorfer Bürgermeister wendet sich in einem offenen Brief an die Onlinezeitung Weser-Ith News und will Fakten schaffen. Anlässlich der aktuellen Schulstandortdebatte im Landkreis Holzminden, bei der derzeit über nahezu alle Schulformen und Schulstandorte diskutiert wird, sieht er besonders den Standort Stadtoldendorf in Gefahr. Den offenen Brief an die Stadtoldendorfer Bürgerinnen und Bürger wollen wir an dieser Stelle veröffentlichen:

„Auslöser der aktuellen Debatte sind zwei Tatsachen, die seit Jahren allen Bürgerinnen und Bürgern bekannt waren: Der Landkreis gibt sehr, sehr viele Schülerinnen und Schüler in Richtung Höxter, Hameln, Alfeld und Einbeck ab. Zum anderen gibt es beim Campe-Gymnasium einen ziemlichen Investitionsstau. Das zentrale Problem des Schulträgers, des Landkreises Holzminden, ist das Nichtvorhandensein von Finanzmitteln, um die Schulsanierungen des Campe-Gymnasiums und anderer Schulstandorte voranzutreiben. Zum anderen weiß niemand, ob zum Beispiel ein schneller und kompletter Neubau des Campe-Gymnasiums im Holzminden unmittelbar zur Steigerung der Zahl der Schülerinnen und Schüler, die im Landkreis bleiben, führt, denn es ist nicht unbedingt die bauliche Hülle einer Schule, die zur nachfragebestimmenden Qualitätsbewertung durch die Schülerinnen, Schüler und Eltern führt. Ein Schulgutachter des Landkreises hat nun festgestellt, dass unter Einbeziehung der rücklaufenden Schülerzahlen drei von sechs Standorten, an denen sich Hauptschulen, Realschulen und Oberschulen befinden, ausreichen. 50 Prozent der Schulstandorte für diese Schulformen sollen also weg! Die Stadtoldendorfer Oberschule, die Haupt- und Realschule vereint, etwa dabei??

Um diese Frage zu beantworten, muss man noch zwei Fakten hinzuziehen: In Holzminden wurde das Schulzentrum Liebigstraße, welches derzeit drei Schulformen beherbergt, in den letzten Jahren für über 20 Millionen Euro grundsaniert. Daneben wurden in der Oberschule Stadtoldendorf vor ungefähr zwei Jahren die Maßnahmen zur energetischen und feuerschutztechnischen Sicherung und Sanierung gestoppt. Es liegt somit der Verdacht auf der Hand, dass man im Vorgriff auf das Schulgutachten schon Stadtoldendorf als sogenannte „bewegliche Masse“ auf dem Deckel hatte.“

Die UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft) Kreistagsfraktion habe nach Auskunft von Helmut Affelt seit Beginn der Legislaturperiode des Kreistages auf diesen Umstand hingewiesen. Doch erst nach dem vor kurzem stattgefundenen Besuch des Bauauschussvorsitzenden des Kreistages sei ein wenig Bewegung in die Sache gekommen. „Die Homburg Oberschule Stadtoldendorf  leistet kompetent, vielfältig und vor allem ortsnah ihren pädagogischen Auftrag“, ist sich Helmut Affelt sicher. Das Kollegium unter der Leitung der neuen Schulleiterin Dr. Claudia Erler sei auf dem Weg, die Schule noch attraktiver und leistungsfähiger zu gestalten. Die Arbeit der Lehrerinnen, Lehrer, Sozialpädagogen, Berufslotsen und anderer Mitarbeiter sei hervorragend und gut für Stadtoldendorf, heißt es weiter.

Helmut Affelt: „Der Raum Stadtoldendorf und Eschershausen gibt seit Jahren eine erhebliche Anzahl von Schülern an das Gymnasium in Dassel ab.  Es sollte daher Kreispolitik sein, vor allem die Standorte in Stadtoldendorf und Eschershausen zu stärken, damit Schüler gemeinsam mit ihren Eltern entscheiden, die ortsnahe Schule anzusteuern. Zumal man sich keinen Weg zum Abitur verbaut, denn das Berufliche Gymnasium in Holzminden steht nach Klasse 10 zur Verfügung. Aber wie ist der Ausgang der Schuldebatte zu prognostizieren? Alle Parteien im Kreistag bleiben derzeit in sämtlichen Schulstandortfragen im Unklaren. Vor allem ist die Position der Kreistagsmehrheitsgruppe SPD/Grüne diffus!

Da träumen exponierte Vertreter von SPD und Grüne aus der Stadt Holzminden von einer großen IGS (Integrierte Gesamtschule) mit gymnasialer Oberstufe, parallel zum Campe Gymnasium. Es wird die Schulstandortdebatte mit einer Debatte über Schulformen gemischt. Die Politik in Holzminden fordert massiv parteiübergreifend den Neubau des Campe Gymnasiums Holzminden. Hierzu wird man alle Gemeinden und Samtgemeinden über eine drastische Erhöhung der Kreisumlage zur Kasse bitten. Aber es ist eine Tatsache, dass, wenn das Campe-Gymnasium Holzminden neu gebaut wird, in den nächsten Jahren kaum ein Cent in die andere Schulstandorte fließen wird. Ein in diesem Maße notwendiger Beitrag für die Kreishauptstadt? Eine Investition von über 20 Millionen Euro wird den Kreishaushalt aufs Extremste belasten.

Angesichts dieser finanziellen Belastung des Landkreises Holzminden wird die Politik deutliche Einsparungen und Einschnitte im Bereich der Schulstandorte vorweisen müssen. Das heißt im Klartext: Einzelne Schulstandorte müssen zeitgleich mit dem Neubau des Campe aufgegeben werden.

So könnte es geschehen, dass plötzlich folgende Idee aufkäme: Man baue das neue Campe und bringe gleichzeitig insbesondere die Stadtoldendorfer Schülerinnen und Schüler in das Schulzentrum Liebigstraße - der sogenannte blaue Würfel -  unter, denn die Kapazitäten sind vorhanden und zum anderen besitzt Stadtoldendorf ja einen Bahnhof, der Transportprobleme erleichtert. Das heißt im Klartext: In Holzminden drei Gymnasien (Campe, Berufliches Gymnasium, Landschulheim) und daneben eine große IGS (ohne Gymnasialzweig) mit einer hohen Schülerzahl. In Bevern und auch in Delligsen formiert sich bereits Widerstand gegen die möglichen Pläne des Kreistages. Stadtoldendorf ist ruhig!“

Doch nach Ansicht des Bürgermeisters sei die Stadt Stadtoldendorf zu ruhig, wenn es um den eigenen Schulstandort geht. „Man darf nicht geduldig abwarten, sondern sollte sich als großes Mittelzentrum gegenüber Holzminden positionieren“, sagt Helmut Affelt im Gespräch mit der Onlinezeitung. „Stadtoldendorf hat in den letzten Jahren zugunsten der Kreisstadt Holzminden vieles aufgeben müssen.“ Der Verlust des Bundeswehrstandortes und des Krankenhauses Charlottenstift haben Spuren in Stadtoldendorf hinterlassen. „Ich hoffe aber, dass Stadtoldendorf nichts von seinem Engagement der Bürgerinnen und Bürger eingebüßt hat.“

Helmut Affelt: „Wir lassen uns nicht unseren Schulstandort der Oberschule Stadtoldendorf kaputt machen! Wir Stadtoldendorfer wollen vielmehr eine engagierte, ortsnahe Homburg-Schule, die ihre pädagogische Angebote, ihre berufsorientierenden Maßnahmen und insbesondere ihren Weg zur Ganztagsschule ausbaut. Stadtoldendorf – bleib wachsam! Die Homburg-Schule Stadtoldendorf ist eine gute Schule: ortsnah, vielfältig, kompetent und vor allem unverzichtbar!“

Text: Helmut Affelt, Mitglied des Rates der Stadt Stadtoldendorf , Mitglied des Samtgemeinderates  Eschershausen-Stadtoldendorf, Mitglied der UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft) - Kreistagsfraktion

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