Die Inklusion geht gerade den Bach runter / Desolate Unterrichtsversorgung an Förderschulen im Kreis Holzminden
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- Kategorie: Politik
- Veröffentlicht: Samstag, 27. August 2016 06:06
Kreis Holzminden(red). „Die Inklusion geht gerade den Bach runter“, hatte Björn Försterling in seiner Landtagsrede zur Unterrichtsversorgung in Niedersachsen festgestellt. Die durchschnittliche Unterrichtsversorgung sei mit 98 Prozent die Schlechteste seit 15 Jahren. Im Gespräch mit Stefan Alker und Rainer Triller kamen noch wesentlich schlechtere Zahlen auf den Tisch: Nur bei knapp 80 Prozent lagt die Unterrichtsversorgung an der Förderschule Lernen „Am Hagedorn“ in Deensen zu Schuljahresbeginn.
Und das sei in Holzminden und Bodenwerder offenbar nicht besser, berichtet Triller. Er habe als bisheriger Schulleiter in Deensen sogar noch eine Lehrkraft nach Holzminden abordnen sollen. „Es ist absolut unakzeptabel, dass diejenigen, die unsere Förderung und Unterstützung am Dringendsten brauchen, so krass benachteiligt werden“, stellte Hermann Grupe fest. Hier müsse kurzfristig Abhilfe geschaffen werden. 226 Sonderpädagogen seien in Niedersachsen zu wenig ausgeschrieben worden, erklärte der FDP-Bildungsexperte Björn Försterling. „Das ist ein hausgemachtes Problem“. Man habe die Ministerin wiederholt darauf hingewiesen, dass sie hier mehr Lehrer einstellen müssen.
Stefan Alker sieht die Chancen seines Sohnes durch diese desolate Unterrichtsversorgung stark beeinträchtigt. Diese Lücken seien weder durch die Schule, noch durch das Elternhaus auszugleichen. Zwar habe man die Unterrichtsversorgung durch Abordnungen mittlerweile auf 86 Prozent verbessert. Das sei aber immer noch völlig unzureichend und der ständige Lehrerwechsel sei eine zusätzliche Belastung für Schüler und Lehrer. Wirklich helfen würden nur fest eingesetzte Sonderpädagogen.
Die Landesregierung habe in ihrem 17 – Punkte – Aktionsplan die Lehrer zum Hinausschieben der Altersgrenze aufgefordert, um die angespannte Lage zu lösen. Genau das hat der bisherige Schulleiter Rainer Triller getan. „Aber mein Antrag auf Verlängerung meiner Dienstzeit wurde von der Landesschulbehörde abgelehnt“, erklärte Triller gegenüber den Abgeordneten. Darüber hinaus sei ein hochqualifizierter Kollege, der sich für den Schuldienst in Deensen beworben hatte, abgelehnt worden. Triller will rechtliche Schritte ergreifen, sollte es bei der Ablehnung seines Antrages bleiben.
„Ich kann mir für diese ungeheuerlichen Vorgänge keine plausible Erklärung vorstellen, wir werden dem aber auf den Grund gehen“, erklärte Hermann Grupe. Die FDP werde umgehend eine Anfrage hierzu an die Landesregierung stellen. „Und wir werden auf eine schnelle Beantwortung dringen, denn hier ist akuter Handlungsbedarf“.
Foto: FDP