Zehnkampf bald Geschichte? Scherfose macht sich in Südamerika Gedanken
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- Kategorie: Sport
- Veröffentlicht: Montag, 01. August 2016 14:56
„Es war eine recht eindeutige Angelegenheit. Besonders am ersten Tag haben wir als Team einfach zu viele Punkte liegen gelassen“, berichtete Scherfose. Speziell im Weitsprung und über die 400 Meter zeigten sich die Deutschen überhaupt nicht auf einer Höhe mit den Gastgebern. Den Auftakt aber absolvierten die Spitzen-Athelten über 100 Meter. Bei Rückenwind und einem besonders schnellen Belag erreichte der Albaxer nach 11,6 Sekunden das Ziel. „In Top-Form wäre eine bessere Zeit möglich gewesen“, kommentierte der 24-Jährige, der im Weitsprung eine Wind-Lotterie erlebte. Einspringen mit Rückenwind, Gegenwind zum ersten Versuch und zum Abschluss noch einmal Rückenwind. Scherfoses ersten beiden Versuche waren knapp ungültig. Beide zeigten aber mit 7,17 Meter und 7,12 Meter, dass viel drin war. Doch beim Sicherheitssprung hob der Student zehn Zentimeter vor dem Brett ab und landete bei schwachen 6,99 Meter. „Auch hier war viel mehr drin“, ärgerte sich Scherfose.
Im Kugelstoßen bestätigte er seine konstante Wurfform dieser Saison mit 14,42 Meter. Ohne den erhofften Ausreißer nach oben ging es für ihn im Hochsprung weiter. Bei 1,93 Meter fiel die Latte dreimal unfassbar knapp von den Auflegern. Somit waren es zufriedenstellende 1,90 Meter. „Im 400-Meter-Lauf zeigte sich, was nach dem 100-Meter-Sprint schon zu befürchten war – von der super Sprintform aus Marburg war nicht mehr viel übrig“, berichtete der 24-Jährige, der den ersten Tag gegen halb vier Uhr morgens deutscher Zeit mit mäßigen 54,49 Sekunden und somit 3873 Punkten beendete.
An Tag zwei galt es, alle Kräfte zu mobilisieren. Das sei bei 33 Grad und fünf Stunden Zeitunterschied aber nicht so einfach gewesen. Im Hürdenlauf machte sich der Verschleiß schon bemerkbar. Trotzdem schaffte Scherfose ordentliche 14,66 Sekunden – eine Zeit, die er schon häufiger auf die Bahn zauberte. „Leider konnte ich mich nicht in einer sehr guten Hürdenform präsentierten“, resümierte er.
Dann aber folgte ein starker Auftritt im Stabhochsprung. Nach 4,80 Meter in Marburg und Ratingen haute Scherfose richtig einen raus. „Ich konnte das Potenzial abrufen, das in dieser Disziplin in mir steckt. 5,05 Meter bedeuteten eine neue absolute Bestleistung und in dieser Disziplin auch im weltweiten Vergleich eine Top-Höhe für einen Zehnkämpfer“, freute sich Scherfose über den positiven Ausgang. So richtig beflügeln konnte diese starke Leistung ihn aber nicht. Im Speerwurf lief es mit 49,69 Meter erneut nicht ganz rund. Es sei aber eine Weite, die im Rahmen seiner Fähigkeiten anzuordnen ist.
Nach diesem Wettkampf verließen Scherfose komplett die Kräfte. Doch es stand noch der 1500-Meter-Lauf auf dem Programm. „Ich habe den Jetlag so richtig zu spüren bekommen und habe mich mit Kaffee wach gehalten“, sagt der Albaxer, der sich nach Magenkrämpfen mit 4:58;04 Minuten zufrieden geben musste. Das bedeuteten in der Endabrechnung 7576 Punkte.
„Wenn ich die besten Leistungen meiner Zehnkämpfe aus Marburg, Ratingen und Fayetteville zusammenpacke, dann komme ich auf 7800 Punkte. Dieses Ergebnis hatte ich mir für den besten Zehnkampf des Jahres vorgenommen“, macht Scherfose deutlich. Der Stabhochsprung beim Thorpe Cup sei ein Lichtblick gewesen. Trotzdem wolle er jetzt den zweiten Teil analysieren und überlegen, wie es bald weitergehen soll. Jetzt freut sich Patrick Scherfose aber erstmal auf eine Reise durch Mittel- und Südamerika sowie die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. An der Copacabana übernimmt er dann aber die Rolle des Zuschauers.