Bekommt Holzminden Stolpersteine? – Ausschuss für Kultur und Tourismus berät über Möglichkeiten, die Erinnerung an verfolgte Personen während der NS-Zeit wachzuhalten
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Mittwoch, 06. Mai 2015 22:21
Ein wichtiger Themenschwerpunkt war dabei das Projekt Stolpersteine, dessen mögliche Umsetzung im Stadtgebiet Holzminden diskutiert wurde. Holzmindens erste Stadträtin Margrit Behren-Globisch erklärte das Ziel des Projektes: „Auf den Stolpersteinen stehen Name, Geburts- und Sterbedatum einer während der NS-Zeit verfolgten Person. Die Stolpersteine sollen vor dem letzten selbstbestimmten Wohnsitz in Holzminden verlegt werden. Das Ziel ist es, daran zu erinnern, dass der Terror der Nazis nicht nur in den Großstädten stattgefunden hat, sondern auch hier in unserer Kleinstadt Holzminden. Inhaltlich orientieren wir uns dabei am Konzept des bekannten Bildhauers und Künstlers Gunter Demnig.“
Sachkundig unterstützt wird der Ausschuss für Kultur und Tourismus in dieser Sache von Historiker Klaus Kieckbusch. Der Historiker ist der Meinung, dass zunächst Kriterien für die Stolpersteine festgelegt werden müssten. Man müsse sich fragen, wie lange die Personen nach der Machtergreifung der Nazis noch in Holzminden gelebt hätten, da viele auf der Suche nach Anonymität in Großstädte gezogen seien. Ebenso müsste man die Nachkommen der Personen nach ihrem Einverständnis fragen und herausfinden, ob in den Städten, in die die Personen dann gezogen seien, schon Stolpersteine verlegt worden sind. „In Stadtoldendorf und Höxter gibt es bereits Stolpersteine. Holzminden hat am Katzensprung eine Gedenktafel mit 39 Namen. Die können aber nicht einfach übernommen werden. Die genaue Geschichte der jeweiligen Personen muss erforscht werden“, so Klaus Kieckbusch. Laut dem Historiker seien außerdem auch die „nicht-jüdischen“ Menschen nicht zu vergessen, die beispielsweise wegen ihrer politischen Orientierung verfolgt wurden. Hierfür nannte Kieckbusch ein konkretes Holzmindener Beispiel: „Nachdem in Holzminden die KPD zerschlagen wurde, sollte „undercover“ eine Neugründung stattfinden. Der Holzmindener Otto Spormann hatte eigentlich nur angedeutet, dass er dabei mitmachen würde. Er kam jedoch sofort nach Wolfsburg ins Gefängnis, während seine schwangere Frau zu Hause blieb. Ein paar Tage nachdem er einen Antrag auf Hafturlaub gestellt hatte, soll er sich erhängt haben.“ Dieses Beispiel zeige, dass der Terror der Nazis nicht vor Kleinstädten Halt gemacht habe, so Kieckbusch.
Im Anschluss an den Vortrag des Historikers gab die Ausschussvorsitzende Eleonore Roth-Schütz den Zuhörern die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Man merkte, dass die Schüler sich für das Thema interessierten. So wurde danach gefragt, ob es denn gerecht sei, nur für einige Verfolgte einen Stolperstein zu verlegen und dass man die Personen, die den Verfolgten geholfen und dabei auch oft ihr Leben gelassen hatten, nicht vergessen solle.
Spontanen Applaus erntete Ausschussmitglied Martin Gumpert mit seiner Aussage, „wir können lange über die Kriterien diskutieren. Wichtig ist aber, dass wir endlich anfangen!“ In den einzelnen Fraktionen solle sich nun jeweils eine Person finden, die an einer Arbeitsgruppe zum Projekt Stolpersteine teilnehmen wird. Auch Historiker Klaus Kieckbusch wird die Mitglieder der Gruppe mit seinem Fachwissen unterstützen.
Fotos: cao