"Leerstände sind ansteckend" - Friedrich Mönkemeyer kämpft für Belebung der Orte und Siedlungen (BP11)
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Montag, 30. März 2015 23:01
2010 gründete er den Siedlerverein Eschershausen, dessen Aufgabe es unter anderem sein sollte, den stetig steigenden Leerstand mit Marketingkonzepten zu bekämpfen. Große Erfolge gab es bis jetzt nicht zu verzeichnen. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel“, beschreibt Mönkemeyer das Problem. Er selbst ist Mitglied in zahlreichen Ausschüssen, Lenkungsgruppen und Räten, in denen er das Thema immer wieder anspricht.
„Heutzutage ist es schick, in der Großstadt zu wohnen und nicht mehr wie in den siebziger Jahren auf dem Land“, so Friedrich Mönkemeyer. „Je größer die Entfernung zu den Oberzentren und je schlechter die Infrastruktur, desto höher sind die Wanderungsverluste“. Diese Fakten und auch der demographische Wandel seien zwei Katalysatoren, die den Leerstand in ländlichen Gebieten immer weiter antreiben. Laut Mönkemeyer müsse man versuchen, die Infrastruktur zu halten und auch die Orte attraktiv zu gestalten. In Artikel 72 Absatz 2 im Grundgesetz seien gleichwertige Lebensbedingungen für Stadt und Land verankert, auf die man aber hier quasi „freiwillig verzichtet“, weil man sich dem staatlich geförderten Urbanisierungstrend nicht widersetzt. „Alles, was man nicht wiederbeleben kann, wird weiteren Leerstand nach sich ziehen. Leerstände sind ansteckend“, so Mönkemeyer.
Die Stadt Bodenwerder hat bereits ein sogenanntes „Leerstandskataster“, in dem Details zum Gebäude, seiner Nutzung und der Sozialstruktur erfasst sind. Auch drohende Leerstände sind dort verzeichnet. „Dieses Kataster ist sehr hilfreich, wenn man es richtig nutzt und die richtigen Schlüsse daraus zieht“, so Mönkemeyer. Auch in Eschershausen sei man dabei, ein Leerstandskataster zu erstellen. Zusätzlich sei es aber wichtig, verschiedene andere Dinge zu berücksichtigen: Laut Mönkemeyer müsse die Infrastruktur in den Ortskernen gebündelt werden, statt neue Flächen in Anspruch zu nehmen; denn „aufgrund des demographischen Wandels, schrumpfen wir in unsere Infrastruktur hinein und würden dann noch für Fehl-investitionen zahlen“.
Auch ein plausibles Dachmarketingkonzept und überregionale Vertriebsstrukturen sind nötig, damit man dort, wo Wohnraum nicht mehr bezahlbar ist, auf das Weserbergland und die günstigen Miet- und Immobilienpreise aufmerksam wird und sich die Kommunen im regionalen Bereich nicht gegenseitig durch Dumpingpreise in einen ruinösen Wettbewerb treiben. Die Leidtragenden sind diejenigen, die den Worten der Politik geglaubt haben, sich mit Wohneigentum Werte für die Alterssicherung zu schaffen. Nicht nur auf das Stadtbild und die äußere Ansicht der Gebäude hat der Leerstand negative Auswirkungen, auch Straßenreinigung und Winterdienst werden nicht erledigt. Ebenso verfällt auch der Wert der Nachbarhäuser. „Das Aussehen des Ortes und der Siedlung insgesamt werden so immer mehr zum Negativen verändert“, so Mönkemeyer.
Für die Zukunft wünscht er sich, dass mit Hilfe von Imagekampagnen und Werbeaktionen neue Zielgruppen erreicht werden können. Als Beispiel nennt er nicht nur junge Familien, die in leerstehenden Objekten ihr neues Zuhause finden könnten, sondern auch Rentner und Pensionäre aus Räumen mit hohen Mietpreisen, könnten eine interessante Zielgruppe sein. Dafür müsste aber auch die Infrastruktur auf konstant gutem Niveau gehalten werden.
Dies ist ein Artikel aus unserem Print-Magazin Blickpunkt (Ausgabe Nr. 11). Mehr lesen Sie an dieser Stelle.
Fotos: cao