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Samstag, 15. Februar 2014 09:26 Uhr

Begegnung mit Wildtieren im Winterwald: Heimische Wildarten "hautnah" im Wildpark Neuhaus in der verschneiten Winterlandschaft erleben Begegnung mit Wildtieren im Winterwald: Heimische Wildarten "hautnah" im Wildpark Neuhaus in der verschneiten

Neuhaus/Solling (hei). Die erste Führung im neuen Jahr auf dem landschaftlich reizvollen Rundweg über 2,5 km durch alten Baumbestand und mit herrlichen Ausblicken war für die interessierten Wildparkbesucher jüngst ein besonderes Erlebnis. Die zertifizierte Waldpädagogin Susanne Schröder hatte den zweistündigen Sonntagsspaziergang zum Thema "Waldtiere im Winter" angeboten. Sie war sehr überrascht, dass sich so viele Besucher, nämlich über 60 Erwachsene und Kinder, zu der Führung einfanden. Das von den Niedersächsischen Landesforsten betriebene Wildgehege besteht seit 1962 und der Park hat eine Größe von 50 Hektar. In guten Zeiten leben hier über 30 verschiedene Tierarten und rund 300 Tiere insgesamt. Die Gehege sind dabei so großzügig gestaltet und den natürlichen Lebensräumen nachempfunden, dass die Tiere sich nahezu natürlich verhalten. 

Einige kleinere Schaugehege ermöglichen aber auch die Nähe zum Tier, außerdem bieten Aussichtsplattformen an vielen Stellen sehr gute Beobachtungs- und Fotomöglichkeiten. Es lohnen sich mehrere Besuche zu unterschiedlichen Jahreszeiten, so wie Anfang Februar, die Tiere in der teils mit Schnee bedeckten Winterlandschaft. Die Waldpädagogin begrüßte die ansehnliche Besuchergruppe und gab einige Verhaltensmaßregeln zum Besuch des Wildparks bekannt. Der erste Haltepunkt auf dem Rundweg befand sich vor dem Gehege des Rotwildes, von wo aus die Besucher die Tiere, wie Hirsche und Hirschkühe, gut beobachten konnten, während Schröder diese Tierart dem Publikum für alle verständlich vorstellte. So wurde auch darauf hingewiesen, dass es, wenn es um die Nahrungsaufnahme geht, zwei unterschiedliche Tierarten im Wildpark gibt. Nämlich Pflanzenfresser, wie z.B. das Rotwild und Fleischfresser wie z.B. die Wölfe. In der verschneiten Winterlandschaft sind die Pflanzenfresser natürlich im Nachteil und werden, in der freien Natur, von den Fleischfressern gejagt und gefressen. Im Wildpark wird im Winter natürlich zugefüttert. Der nächste Anlaufpunkt war eine Aussichtplattform vor dem Gehege der Wölfe. Diesen war gerade Futter in Form von Fleischbrocken, durch Mitarbeiter des Wildparks im Schnee ausgelegt worden und man konnte gut beobachten, wie die untergebenen Rudelmitglieder dem Alpha-Tier, das seine Fleischration verteidigte, unterwürfig Respekt zollten. Wölfe können im Notfall bis zu 10 kg Fleisch fressen, das sie aber nicht gleich alles verdauen, sondern wieder hervor würgen und verstecken können. "Vor fünfzig Jahren waren Wölfe in Deutschland noch nicht seßhaft, aber seit der Wiedervereinigung steigt der Bestand", so die Waldpädagogin.

Weitere Anlaufstellen im Rundkurs sind Kleingehege, in denen Kleintiere, kleinere Raubtiere wie Marder oder Wildkatzen, die die entsprechenden Zähne der Raubtiere aufweisen, untergebracht sind.

Die Wildkatzen sind ebenso groß wie ein Fuchs und können acht bis zehn Kilogramm wiegen. Frau Schröder erklärte, wie die verschieden farblichen Zeichnungen auf dem Fell der Wildkatzen aussehen, um sie von den Hauskatzen unterscheiden zu können. Im Kleingehege der Waschbären war es still, da die Kleinbären sich zur Zeit in einer Art Winterpause befinden. Sie sind in Niedersachsen inzwischen zur Plage geworden. Im anschließenden Freigehege konnten sich die Besucher vom Rundweg aus ein größeres Rudel Damwild anschauen, welches im Schutz hoher Bäume im Schnee ruhte. Das Damwild ist mit unserem Rotwild verwandt, unterscheidet sich aber von diesem durch verschiedene Fellfarben und hat in der Jägersprache kein Geweih wie das Rotwild, sondern Schaufeln. Damwild, Fasane und Sikawild waren früher in Deutschland nicht heimisch. Sie wurden vor 200 Jahren von den Fürstenhöfen zwecks Versorgung mit Speisen aus Asien hier eingeführt. Die Fürsten hatten hier das Jagdrecht.

Sie brachten bei Auslandsaufenthalten die Tiere mit und siedelten sie an. Das Sikawild ist kleiner als das Rotwild und das Geweih ist ähnlich, aber auch kleiner. Die Voliäre für die Großeulen wird ca. auf der Hälfte des Rundweges erreicht. Hier kann man mehrere Großeulen betrachten, wobei der Uhu vom Körperbau her die größte Art darstellt. Anschließend spazierte die Gruppe zum Gehege der Wildschweine und landet bei Willi, dem Eber. Willi ist ein Findelkind, wie es mehrere im Wilpark gibt. Die Tiere werden aus bestimmten Gründen von ihren Müttern getrennt, von Menschen aufgefunden und im Wildgehege aufgenommen oder von anderen Wildparks für Studienzwecke, Doktoranden für deren Dissertation zur Verfügung gestellt. Diese Tiere gewöhnen sich sogar mit der Zeit an die Menschen und kriegen sogar Namen, wie Willi. Die Waldbiologin wies darauf hin, dass Wildschweine nach den Affen die zweitintelligentesten Tiere sind und ein gutes Sozialverhalten besitzen. Anschließend wird das Gehege mit den Mufflons und dem weißen Damwild, das hier getrennt vom "normalfarbigen" Damwild gehalten wird, erreicht.

Als letzten Anlaufpunkt des Rundweges schließlich wird von der Besuchergruppe die Aussichtsplattform bei den Luchsen aufgesucht. Hier wird von Susanne Schröder das Verhalten der Luchse und deren Eigenarten genau erklärt. Es gibt sogar Projekte, bei denen freilaufende Luchse über GPS-Sender auf ihren Wanderungen überwacht werden. Erst kürzlich berichtete die Onlinezeitung über ein Foto, welches von einem Luchs hier in der Region aufgenommen wurde. Am Schluß werden von der Waldpädagogin noch offene Fragen zur Führung und dem Wildpark selbst, beantwortet. Es wurde darauf hingewiesen, das auch Führungen nach Vereinbarung möglich sind, z.B. für Gruppenaufenthalte oder Projektwochen für Schulklassen. Susanne Schröder verabschiedete sich und bedankte sich bei ihrem Publikum für das große Interesse. Es war ein toller und vor allem spannender und informativer Tag im Wildpark für alle Beteiligten.



Fotos: hei

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