Freitag, 30. November 2012 11:29 Uhr
"Es ist nicht egal wie wir geboren werden" - Wunstorfer Regisseure drehen Dokumentarfilm "Ozean der Emotionen"
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 30. November 2012 11:29
"In Still- und Krabbelgruppen wird häufig über das Thema Geburt gesprochen", erzählt Katharina Wirzbinna, Mutter einer zweijährigen Tochter. "Es ist ein wichtiges Thema, über das Frauen sprechen möchten, weil es eine extreme, gleichzeitig aber wunderbare Erfahrung darstellt. Aber viele Frauen haben auch weniger schöne Erfahrungen gemacht." Sie brauchte nicht lange, um ihren Ehemann von dem Filmprojekt zu überzeugen. Um das nötige Geld dafür zu akquirieren, produzierte das Paar zunächst einen Trailer für die sogenannte Crowdfunding-Plattform Pling im Internet. Dort werben Filmemacher, Erfinder oder auch Musiker um die öffentliche (Teil,-) Finanzierung ihrer Projekte – was offenbar gut funktioniert. Hierbei kamen knapp 5.500 Euro zusammen, zu den weiteren Sponsoren gehört auch das Referat für Frauen und Gleichstellung Hannover. Das Projekt konnte starten.
Herausgekommen ist ein sehr emotionaler einfühlsamer Film, der in ruhigen Bildern und zu sanften Klängen eben nicht nur die schönen, sondern auch die schwierigen Seiten einer Geburt anspricht. Die Narkosen, Dammschnitt, Kaiserschnitt, den Babyblues oder Fehlgeburten. Unter den sieben Müttern, die dort über ihre Erfahrungen berichten, sind auch zwei Hebammen. "Als ich selbst schwanger wurde, habe ich gemerkt, dass ich vor den gleichen Fragen und Ängsten stand wie jede andere Frau auch", gibt etwa Sophie freimütig zu.
Was "Ozean der Emotionen" vor allem thematisiert, sind die Wünsche der Schwangeren nach einer möglichst natürlichen Entbindung, zu der es dann letztlich nicht kommt, weil sie zu wenig wissen oder dafür offenbar kaum Raum bleibt im medizinischen Alltag vieler Kreißsäle. "Ich habe mich sehr alleingelassen gefühlt", berichtet etwa Esther, der noch im Film die Tränen kommen, wenn sie über das schmerzhafte Vernähen ihres Dammschnitts erzählt.
"Viele Frauen empfinden die Eingriffe der Geburtshelfer als Übergriffe", sagt Heinrike Pfohl-Horster, Vorsitzende des hannoverschen Vereins Kaiserschnittstelle. Dort erhalten Frauen Hilfe, die ihre Geburt als problematisch erlebt haben. "Das Gebären ohne Intervention wird immer seltener, sagt Pfohl-Horster. "Die Quote bei den Kaiserschnitten liegt bei 36% aller Geburten in Deutschland".
Dagegen argumentiert Prof. Peter Hillemanns: "Der Wunsch nach einer Kaiserschnittgeburt ist deshalb so groß, weil viele Frauen Angst vor einer natürlichen Entbindung haben", sagt der Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover, der ebenfalls zu Wort kommt im "Ozean der Emotionen".
Jede Frau ist anders: Die eine braucht die absolute medizinische Sicherheit im Krankenhaus, um loslassen zu können, die Andere vor allem die Unterstützung einer Hebamme, der sie vertraut. Die Nächste möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden. Doch sie ALLE müssen darauf vertrauen können, dass die Menschen um sie herum auf ganzer Linie in ihrem Interesse handeln, dass es dabei um sie geht, um ihre Geburt, die für sie die eine Geburt ist und die sogar die Beziehung zwischen Mutter und Kind nachhaltig
prägen kann.
Ozean der Emotionen - Geburtsmomente
In Anwesenheit der Regisseure
Wann: 07.12.2012 um: 19:00 Uhr
Wo: im "Grünen Saal" am Evangelischen Krankenhaus Holzminden
Eintritt: 2,- EUR
Im Anschluss an den Film stehen die Regisseure sowie das geburtshilfliche Team mit Fragen und Antworten zur Verfügung. Geburtsvorbereitungsräume sowie Entbindungsräume können bei Bedarf gern besichtigt werden.
(Text & Foto: EVK Holzminden)