Wegfall des augenärztlichen Notdienstes im Landkreis Holzminden - Augenärzte im Gespräch mit der Weser-Ith News
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Sonntag, 25. November 2012 11:36
Seit der Verlagerung des Bereitschaftsdienstes nach Göttingen wird der Notdienst nämlich nun unter insgesamt 36 Augenärzten aufgeteilt, während vor Ort außerhalb der Sprechzeiten kein Notfall mehr behandelt werden soll. So sieht es die KV vor, die mit ihren Einschnitten insbesondere die Kreis Holzmindener hart getroffen hat. „Doch das ist nicht unsere Intention als Augenärzte“, so Hadjian, „wenn man eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung seiner Patienten sicherstellen will“.
Die Fakten: Gibt es außerhalb der Sprechzeiten einen augenärztlichen Notfall, muss der Bereitschaftsdienst in Göttingen aufgesucht werden. Dies gilt für Notfälle an Wochenenden, Feiertagen, abends oder nachts. Im Ernstfall, z.B. nach einer Verletzung, wird lediglich per Zeitungsanzeige oder Anrufbeantworter auf die Adresse in Göttingen verwiesen und die Patienten damit alleine gelassen. Darüber hinaus sind auch sämtliche Beschäftigte in Firmen betroffen, die bspw. einen Arbeitsunfall am Auge erleiden. Hierbei müssen Patienten erst rund 80 Kilometer einfache Wegstrecke fahren, ehe sie medizinisch versorgt werden können. „Je nach Verkehrslage können da schon ein bis zwei Stunden ins Land gehen“, so Hadjian zu den inakzeptablen Zuständen.
Zum Vergleich: In jeder Region muss sichergestellt sein, dass im Notfall ein Rettungsmittel innerhalb 15 Minuten vor Ort ist. Dies gilt für einen Notarzt wie für einen Rettungswagen. Doch bei augenärztlichen Notfällen scheint es andere Prioritäten zu geben, ist es doch aber eines der wichtigsten Sinnesorgane des Menschen. „Ganz ehrlich, wenn wir etwas am Auge haben, ist es doch eigentlich immer ein Notfall, so wichtig ist uns unsere Sehkraft“, ist sich das Ärzte-Ehepaar sicher. Doch wie könnte eine annehmbare Lösung aussehen? Die Fronten zumindest scheinen verhärtet, die KV zeigt sich stur und unbeeindruckt. Dass allein die Kreis Holzmindener ausschließlich den Notdienst in Göttingen aufsuchen müssen, ist eine Ungleichbehandlung. „Alle zahlen die gleichen Beiträge und warum also soll ein Notfall in Göttingen wichtiger sein, als in unserer Region?“ Sollte es bei der Einstellung der KV bleiben, wäre also ein regelmäßiger Wechsel zwischen beiden Gebieten nur gerecht.
Auch eine Lösung mit dem Kreis Hameln-Pyrmont wäre denkbar, um wieder eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Da auch die hiesigen Augenärzte in den Bereitschaftsdienst in Göttingen eingeplant werden, kommt es vor, das sich ein Patient im Notfall erst auf den eineinhalb stündigen Weg nach Göttingen machen muss, um dort seinen Augenarzt aus Holzminden oder Stadtoldendorf zu treffen. „Die meiste Zeit während des Bereitschaftsdienstes übrigens ist nicht viel zu tun“, so Hanna Hadjian, denn nur wenige haben die Möglichkeit, den Notdienst in Göttingen tatsächlich auch zu nutzen und warten lieber auf den nächsten Öffnungstag in ihrer Praxis vor Ort. Doch gerade dann häufen sich dort die Fälle, längere Wartezeiten sind die Folge und das bekommen sowohl die Notfallpatienten, als auch die Patienten mit regulärem Termin zu spüren.
Andere wiederum entscheiden, vielleicht gar nicht mehr einen Augenarzt aufzusuchen. „Hier hätte dann die KV gewonnen, denn jeder Patient kostet sie Geld!“, ist man sich einig. Derzeit werden Unterschriften gesammelt, die dann gemeinsam unter Mithilfe des Landkreises Holzminden übergeben werden sollen, um gegen die KV anzugehen. Die Listen liegen in vielen Arztpraxen und Apotheken der Region aus. „Nur gemeinsam können wir hier erfolgreich sein“, so die Augenärzte. Bis 2014 will man übrigens den Bereitschaftsdienst in Niedersachsen weiter verschlanken. So sollen von den derzeit 20 Bereichen künftig nur noch acht übrig bleiben. Die Verlagerung nach Göttingen ist der erste Schritt dazu.
(Text & Foto: ser)