Europäischer Synagogalchor gibt Konzert in Erinnerung an die Zerstörung der Synagogen in Deutschland am 9. November 1938
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Donnerstag, 08. November 2012 00:33
Im Jahr 2010 anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Synagogenorgeln“ gegründet, führt der Europäische Synagogalchor Kompositionen des Sakralmusikers Salomon Sulzer, Louis Lewandoweski, aber auch Felix Mendelssohn-Bartholdys oder Franz Schuberts im Repertoire. Vor gut 200 Jahren erklang in Seesen erstmals eine Orgel in einer Synagoge. Von hier aus eroberte das Instrument nahezu alle großen jüdischen Gemeinden in Deutschland und Europa – bis am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht nicht nur die Synagogen, sondern auch die Orgeln vernichtet wurden.
Der Europäische Synagogalchor besteht aus erfahrenen Sängerinnen und Sängern, die in hoher künstlerischer Qualität die jüdisch-liturgische Musik Europas aus ihrer Blütezeit während des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts präsentieren. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte der Europäische Synagogalchor im Dezember 2009 im Königlichen Konservatorium zu Brüssel mit einem brückenbauenden Weihnukka-Konzert. Der Europäische Synagogalchor zeichnet sich durch einen homogenen und atmosphärisch dichten Chorklang aus, der dem sakralen Fundament gerecht wird und dem romantischen Ideal der Synagogenkompositionen entspricht. Die Gesamtleitung des Europäischen Synagogalchores liegt bei Prof. Andor Izsák.
Andor Izsák, geboren 1944 in Budapest, studierte an der Franz-Liszt-Musikhochschule. Bereits zu Studienzeiten war er Organist an der Budapester Dohány-Synagoge, der größten Synagoge Europas. Hier gründete er im Jahr 1962 gemeinsam mit dem Kantor Marcel Lorand den Lewandowski-Chor, das erste Ensemble, das nach dem Holocaust wieder synagogale Musik zu Gehör brachte. Nach langjähriger Tätigkeit als Dozent am Béla-Bartók-Konservatorium und an der legendären Fodor-Musikschule sowie als Chor- und Operndirigent siedelte Andor Izsák nach Deutschland über. Aus der intensiven Beschäftigung mit jüdischer Musik (Kompositionstätigkeit, Lehre, Forschung und Aufführungen mit namhaften Vertretern der synagogalen Musik aus aller Welt) ging 1988 das Europäische Zentrum für Jüdische Musik hervor, das seit 1992 unter seiner Leitung ein Institut der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ist. 2003 wurde Andor Izsák auf die Professur für Synagogale Musik berufen. Im Jahr 2002 wurde Andor Izsák mit dem Großen Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens ausgezeichnet. Im Jahr 2007 erhielt er den Ehrenpreis der Stiftung Bibel und Kultur für sein Lebenswerk.
Zwei große Schwerpunkte prägen das 20-jährige Wirken des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik in Hannover: zum einen das Sammeln von Dokumenten und Zeugnissen aus der Blütezeit der europäischen Synagogenmusik zwischen 1810 und 1938, zum anderen das Bekanntmachen dieses reichen, durch die Schoa fast verloren gegangenen kulturellen Erbes und seine Verankerung im öffentlichen Bewusstsein. Das EZJM führte in diesen 20 Jahren eine Vielzahl an Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten durch und veröffentlichte Noten, wissenschaftliche Untersuchungen und CDs. Zeitungsberichte, Radiosendungen und Fernsehfilme berichteten über die Arbeit des EZJM und seines Direktors Prof. Andor Izsák und trugen dazu bei, dass die jüdisch-liturgische Musik im europäischen kulturellen Leben wieder Aufmerksamkeit findet. Mit der Eröffnung der Villa Seligmann im Januar 2012 als Haus für die jüdische Musik in Hannover und als neuer Sitz des EZJM ergeben sich für die Arbeit des Institutes neue Möglichkeiten und Perspektiven. Einen Eindruck seiner Ausstrahlung und Wirkung wird das Meisterkonzert am 11. November 2012 im Weserrenaissance Schloss Bevern vermitteln.
Das Konzert wird realisiert mit Unterstützung des Landschaftsverbands Südniedersachsen.
Meisterkonzert: Europäischer Synagogalchor
In Erinnerung an die Zerstörung der Synagogen in Deutschland am 9. November 1938
- Sonntag, 11. November 2012, 17 Uhr
- Schlosskapelle im Weserrenaissance Schloss Bevern
Vorverkauf: Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern, Tel. 05531 994018, Erlebniswelt Renaissance (Tel. 05531 1216436) im Weserrenaissance Schloss Bevern sowie Kulturamt der Stadt Holzminden, Tel. 05531 936440.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen im Jubiläumsjahr des Weserrenaissance Schlosses Bevern sind zu lesen im Internet unter www.schloss-bevern.de.
(Text: Landkreis Holzminden)