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Donnerstag, 18. Oktober 2012 08:31 Uhr

Erlebnisorientierte Reittherapie im Landkreis Holzminden Erlebnisorientierte Reittherapie im Landkreis Holzminden

Tiere als Therapeuten - Wir wissen, dass sie trösten, Spaß bereiten und Stress mindern. Doch Tiere in der Therapie können weit mehr, zum Beispiel Krämpfe lösen, die Blutwerte verbessern, seelische Nöte von Kindern erspüren und sogar soziale Fähigkeiten erweitern. Es ist eine ganzheitliche und individuelle Förderung mit dem Pferd und dessen wohltuenden Wirkung. Ganzheitlich bedeutet, dass sich Reittherapie unabhängig vom Förderziel immer positiv auf Körper, Geist, Seele und die sozialen Fähigkeiten auswirkt.

Eine Mögliche Form ist die Erlebnisorientierte Reittherapie. Die Kombination aus Reiten und dem gemeinsamen Erleben der Natur mit ihren zahlreichen Herausforderungen und erlebnisreichen Eindrücken, macht das Pferd und die Reittherapie nicht nur für junge Mädchen oder Menschen mit Behinderungen interessant. Das ist Erlebnispädagogik einmal anders. Im Zusammenspiel mit dem Pferd bietet es den Teilnehmern die Möglichkeit, die Natur zu entdecken, zu erlernen und mit ihr zu experimentieren, sich in seinen Bewegungen in verschiedenen Situationen auszuprobieren sowie neuen Kontakt zu Kindern und Tieren aufzubauen. Erlebnispädagogik dient somit der natürlichen Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit. Dieses ist neben der Reittherapie die Aufgabe von Christine Heinemeyer aus Heinade. Eigentlich arbeitet die Heilerziehungspflegerin in einem Heilpädagogischen Kindergarten. Doch neben dem Beruf, hat sie im Frühjahr diesen Jahres ihre Ausbildung zur Reittherapeutin am Deutschen Institut für Reittherapie erfolgreich abgeschlossen. „Ein kleiner Traum ist wahr geworden- es ist mir nun endlich möglich, mein Hobby mit meinem Beruf zu verbinden“, so die 25-jährige. Das Reiten hat sie bereits im Alter von sieben Jahren begonnen, seit ihrem 13. Geburtstag ist sie aktiv im Spring- und Dressurreiten mit ihrem eigenen Pferd.

Bereits in den fünfziger Jahren hatten Ärzte und Physiotherapeuten herausgefunden, dass durch die rhythmischen Bewegungen auf dem Pferd Nervenstörungen beim Menschen geheilt oder zumindest stark verbessert werden können. „Dennoch hat die Reittherapie bis heute leider noch keine offizielle Anerkennung als Behandlungsform, obwohl sie vielen Menschen schon geholfen und neuen Lebensmut gegeben hat“, weiß Christine Heinemeyer aus Erfahrung. Jedoch kommt es in einigen Fällen vor, dass die Kosten von diversen Leistungsträgern (Jugendamt, Krankenkassen, Lebenshilfe) teilweise übernommen oder sogar komplett finanziert werden. „Ich nutze das Pferd mit seinen Eigenschaften, um die Fördermaßnahmen für die Motorik, das Lernen, die Wahrnehmung des Befindens und des Verhaltens positiv zu begünstigen“. Denn gerade Kinder lassen sich gerne auf den sozialen Kontakt mit Tieren ein, lernen von ihnen und erweitern ganz unbewusst eigene Fähigkeiten.

So wie Niklas. Er wirft seine Schuhe weg und reitet heute Barfuss weiter. Er rutscht nach links von dem Pferderücken, dann nach rechts. Er verlagert sein Gewicht und findet nach wenigen Schritten seine „innere Mitte“ -sein Gleichgewicht. Die großen Griffe geben jedem Teilnehmer Halt und lassen therapeutische Aufgaben im Rhythmus des Pferdes zu lustigen Spielen werden. Niklas macht das  großen Spaß. Er dreht sich bei der nächsten Anweisung zur Hinterhand, legt sich auf den Bauch und umarmt den hinteren Teil von der 15-jährigen Stute „Bardot“. „Die lässt sich das alles gefallen“, erklärt Niklas.

Wichtige Werte und innere Prozesse, wie Einfühlungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein, soziales Verhalten und Selbstständigkeit werden trainiert und scheinen sich im Umgang mit dem Pferd schnell zu automatisieren. So entsteht in der Reittherapie eine Beziehung zwischen Mensch und Pferd, die sich positiv auf Menschen mit unterschiedlichen Störungen, aber auch auf Menschen mit fundamentalen Bedürfnissen auswirkt. Reiter erleben eine innige Verbindung mit dem Pferd, durch den warmen, großen Körper und dem weichen Fell. „Diese Zuneigung und Nähe, das vermissen viele Kinder, nicht nur Kinder mit einer Behinderung“, weiß die Heilerziehungspflegerin. Hier können sie dieses „Schmusen“ einfordern und ausleben- so wie sie es wollen, brauchen und genießen. Kindern fällt es oft leichter, sich mit ihrem Problem einem Tier anzuvertrauen. Dieses hilft dem Kind, sich zu öffnen, was häufig der erste Schritt zur Heilung ist. Das Pferd hört zu, ohne Bedingungen zu stellen, dadurch schenkt es Vertrauen und Selbstvertrauen.

Der Achtjährige zeigt, was sonst Menschen mit Behinderung auf dem Pferderücken so tun sollen und dürfen. Zielgruppen der Reittherapie sind Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, Autisten, Lern- und Sinnesbehinderte oder Personen mit sozialen und emotionalen Defiziten. Weiterhin wird die Reittherapie bei Personen mit ADHS/ADS, psychischen Störungen (z.B. Depression), Sprach- und Sprechstörungen, neurologischen Erkrankungen sowie bei Rückenschmerzen in Form von Muskelaufbautraining oder als Unterstützung bei einer Diät angewandt. Sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene. Durch das „Spielerische Reiten lernen“ ist auch Reitunterricht für Kinder ohne Einschränkungen und eine Frühförderung für Kinder ab 2 Jahren möglich. Bei der Reittherapie werden psychologisch- therapeutische Ansätze mit pädagogischen Konzepten, rehabilitativen, präventiven und sozialintegrativen Angeboten sowie medizinisch- physiotherapeutischen Maßnahmen zu einem Gesamtkonzept verknüpft. Sie begünstigt die mentale Heilung durch Wahrnehmen, Erleben, Erkennen, Verstehen und Handeln. „Die reitsportliche Ausbildung steht in der Reittherapie nicht im Vordergrund“, so die Reittherapeutin. Mit ihrem Angebot sorgt sie dafür, dass auch im Landkreis Holzminden eine derartige Reittherapie möglich ist.

Weitere Bilder:



(Text: Sebastian Rustenbach)

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