Nur Musik im Gepäck
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 19. Mai 2017 08:16
Ralf Caspers studierte ebenfalls in Detmold und beschäftigte sich bereits damals intensiv mit der Kammermusikliteratur. Anschließend war er international unterwegs und ist seit 1991 erster Geiger bei der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford, die1946 in Bad Pyrmont gegründet wurde und heute in der Rolle eines kulturellen Botschafters im Jahr etwa 130 Sinfoniekonzerte präsentiert, 80 % davon in Ostwestfalen-Lippe, 10 % im übrigen Nordrhein-Westfalen und 10 % im Rahmen von Deutschland- und Auslandstourneen.
Als Duo hat sich das Paar seinen Namen dem Film „Intermezzo“ mit Ingrid Bergmann entlehnt – in dem sie für eine Tournee mit einem Geiger als Pianistin für einen erkrankten Kollegen einspringt – und hat musikalische Miniaturen zum Hauptinhalt seiner Konzerte gemacht. Kleine Romanzen, Klagen und Weisen, sowie virtuose Stücke, von denen jedes in ein paar Minuten eine kleine Geschichte erzählt, etwas Dramatisches, etwas Komisches, oder gar eine kleine Tragödie.
Ihr Programm bei der Rathausklassik geht von Ravel und Brahms über de Falla bis zu Fritz Kreisler, dem 1875 in Wien geborenen Sohn des jüdischen Arztes Samuel Kreisler, von dem er im Alter von vier Jahren auch seinen ersten Violinunterricht erhielt. Bereits mit 7 wurde er in das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgenommen und war damit das jüngste „Wunderkind“, das dort jemals aufgenommen wurde. Mit 13 trat er mit dem Pianisten Moriz Rosenthal seine erste Konzerttour durch die USA an. Als er 1889 zurückkehrte, bewarb er sich bei den Wiener Philharmonikern und – wurde abgelehnt wegen seiner freien Spielweise.
Nach einer Zeit des Suchens gab er 10 Jahre später bei den Berliner Philharmonikern und auch wieder in USA Konzerte mit seinen Kompositionen, die ihm wahre Beifallsstürme einbrachten. In USA heiratete er 1902, gab bis zu 250 Konzerte im Jahr, schloss erste Plattenverträge und konnte sich ab 1924 in Berlin eine mehrgeschossigen Villa leisten, in der sie lebten. Als ihn jedoch im Sommer 1933 der Dirigent Wilhelm Furtwängler bat, wieder als Solist mit den Berliner Philharmoniker aufzutreten, lehnte Kreisler mit der Begründung ab, dass bereits die berühmten Dirigenten Bruno Walter, Otto Klemperer und Fritz Busch Deutschland zwangsweise verlassen mussten: „Ich bin daher fest entschlossen, mein Auftreten in Deutschland so lang aufzuschieben, bis das Recht aller Künstler, ihre Tätigkeit in Deutschland, ungeachtet der Abstammung, der Religion oder Nationalität auszuüben, unumstößliche Tatsache geworden ist. Ich vertraue darauf, dass es mir bald vergönnt sein wird, mit Ihnen zu musizieren.“ Aber die Nationalsozialisten verboten den Verkauf seiner Werke und seine Aufnahmen durften nicht mehr gespielt werden. Seit 1939 lebte er wieder in New York und wohnte dort bis zu seinem Lebensende im Jahr 1962; er kehrte nie wieder nach Europa zurück.
Seine beiden Stücke im Programm der Rathausklassik stammen etwa aus der Zeit um 1910, in der die meisten seiner so genannten Charakterstücke entstanden und im Bezug auf die „Reisen ohne Koffer“ sind sie einmal der österreichischen Hauptstadt und zum anderen der damals vermeintlich heilen Welt Chinas zugeordnet. Der Eintritt zu diesem Konzert der kleinen Geschichten ist bis zum 18. Lebensjahr wie immer frei, für Erwachsene im Vorverkauf in Höxter bei der Buchhandlung Brandt (05271/1234), im Historischen Rathaus (05271/194 33) und in Holzminden beim Täglichen Anzeiger (05531/930425) beträgt er 15,- € und für Schüler und Studenten 4,- €. An der Abendkasse werden dann 17,- bzw. 5,- € erhoben.
Foto: r